Twitter: Update für 8-Dollar-Abo unterwegs – und Kritik am Verifizierungshäkchen

Das angekündigte 8-Dollar-Abo hat Twitter schnell umgesetzt. In den ersten Ländern steht ein Angebot seit Samstag zur Verfügung. Auch Jack Dorsey äußerte sich.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

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Twitter hat das 8-Dollar-Abo in den ersten Ländern am Wochenende eingeführt. Nutzer bekamen Berichten zufolge das Angebot, den kostenpflichtigen Dienst zu abonnieren. Darin enthalten seien der blaue Verifizierungshaken und weitere Vorteile. Der Erweiterung des Twitter Blue-Abos sei zunächst in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien verfügbar, weitere Länder sollen folgen.

Die Funktionen seien allerdings noch nicht überall verfügbar beziehungsweise freigeschaltet, hieß es in den Medienberichten weiter. Der Twitter-Produktmanagerin Esther Crawford zufolge sei das neue Twitter Blue noch nicht live, einige Updates womöglich aber bereits sichtbar. Bisher verifizierte Accounts seien ebenfalls noch durch die Kennzeichnung (blaues Häkchen) zu erkennen.

Die 8-Dollar-Version des Abo-Dienstes, den Elon Musk kurz nach seiner Übernahme von Twitter angekündigte, soll zusätzlich etwa die angezeigte Werbung "bald" halbieren, das Posten langer Videoinhalte ermöglichen, Antworten und Erwähnungen prominenter darstellen sowie bei der Suche Twitter-Blue-Konten bevorzugt anzeigen. Twitter Blue wurde bereits 2021 eingeführt – in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland – und beinhaltet einen speziellen Lesemodus und eine Editier-Funktion für 3 US-Dollar.

Kritik gibt es, da die Nutzer des sozialen Netzwerks nun nicht mehr eindeutig erkennen könnten, ob hinter dem Account tatsächlich die Person steckt, für die sie sich ausgibt. Bisher war das blaue Häkchen ein Zeichen für den offiziellen Account einer prominenten Person. Für 8 Dollar im Monat könne sich jetzt jeder etwa als Politiker ausgeben. Mit Blick auf die Midterm-Wahlen der USA am kommenden Dienstag sei die Einführung ein denkbar schlechter Zeitpunkt, so Bloomberg.

"Power to the People" ("Macht den Menschen"), so bezeichnet Twitter das am Samstag veröffentlichte iOS-Update in den Versionshinweisen demzufolge. "Ihr Konto erhält ein blaues Häkchen, genau wie die Prominenten, Unternehmen und Politiker, denen Sie bereits folgen." Musk habe den Abonnenten-Plan eingeführt, um die sinkenden Werbeeinnahmen zu kompensieren und Bots auszusortieren, erläutert Bloomberg.

Zusätzlich beabsichtigt er, das Anhängen von langen Texten in Tweets einzuführen und die "Absurdität" von Screenshots aus Notiz-Apps zu beenden. Er behauptete auf Twitter auch, dass Twitter mit der anteiligen Ausschüttung der Werbeeinnahmen an Influencer die Videoplattform YouTube übertreffen könne, berichtet TechCrunch.

Der ehemalige Twitter-CEO Jack Dorsey, der das Unternehmen 2006 mitbegründet hatte und vor knapp einem Jahr zurückgetreten war, äußerte sich nach anfänglichem Schweigen zu den Auswirkungen der Übernahme durch Musk: Die Situation, in der alle sind, liege in seiner Verantwortung – Dorsey habe die das Unternehmen zu schnell vergrößert. Dafür entschuldige er sich. Vor einigen Monaten trat Dorsey auch von seinem Posten im Vorstand bei Twitter zurück.

Musks Personalabbau wirke sich auf Tausende von Menschen und die Schlüsselteams, die an Menschenrechten, KI-Ethik, Zugänglichkeit und Kuration arbeiteten, aus. In der Vergangenheit erklärte Dorsey, dass Twitter eine neue Plattform und kein Unternehmen werden müsse und Elon Musk der einzige sei, dem er vertraue, so TechCrunch weiter.

Die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, sieht Meldungen zufolge unzureichend geregelte Medienplattformen als Gefahr für die Demokratie. Es könne nicht allein der Entscheidung von privaten Unternehmen überlassen werden, wie die Medienordnung praktisch ausgestaltet ist – es sei vielmehr die Aufgabe demokratischen Staates.

"Wenn Elon Musk – und offenbar sogar einflussreiche Verlagschefs hierzulande – der Ansicht sind, man könne der Demokratie einen Dienst erweisen, wenn man auf Twitter ungefiltert Meinungen, Fakten, Lügen, Hass und aufrechte Ansichten aufeinanderprallen lässt, so widerspricht das allen historischen Erfahrungen, die wir gerade in Deutschland gemacht haben", sagte Wildermuth der Deutschen Presse-Agentur zufolge.

"Kraftvolle Qualitätsmedien, Printangebote, öffentlich-rechtliche wie private Sender, die Standards hochhalten, Fairness gewährleisten, verantwortungsbewusst mit ihren Informationen umgehen" seien weiterhin nötig.

(bme)