Das Deutschlandticket kommt – die wichtigsten Fragen und Antworten

Bund und Länder haben sich auf einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket geeinigt. In unserer FAQ klären wir die wichtigsten Fragen zum neuen Deutschlandticket.

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(Bild: DS_93/Shutterstock.com)

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Der Nachfolger für das 9-Euro-Ticket ist beschlossene Sache. Ab 3. April 2023 bieten zahlreiche Verkehrsverbünde und Nahverkehrsunternehmen das sogenannte Deutschlandticket an – im Volksmund auch als 49-Euro-Ticket bezeichnet. Nutzen können Sie es dann ab 1. Mai 2023. Wo es gültig ist, wo Sie es kaufen können und was bei der Nutzung zu beachten ist, erklären wir in unserer FAQ.

Was kostet das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket kostet zunächst 49 Euro pro Monat und wird als monatlich kündbares Abonnement angeboten. Bereits ab 2024 könnte sich der Preis jedoch erhöhen, da die Übereinkunft zwischen Bund und Ländern vorsieht, den Preis abhängig von der Inflationsentwicklung anzupassen. Damit soll verhindert werden, dass steigende Kosten zu einer Verringerung des Angebots führen, indem Verbindungen gestrichen werden oder der Fahrplan ausgedünnt wird.

Wo gilt das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket gilt in allen Verkehrsmitteln des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) und SPNV (Schienenpersonennahverkehr) in Deutschland. Dazu gehören Busse und Straßenbahnen, S-Bahnen und Regionalbahnen, in Hamburg aber auch beispielsweise die im Auftrag des HVV (Hamburger Verkehrsverbund) verkehrenden Hafenfähren. Ausgenommen vom Deutschlandticket sind Verkehrsunternehmen, die nicht an diesem Angebot teilnehmen, Züge des Fernverkehrs (IC, EC, ICE) sowie Verkehrsmittel von Flixbus und Flixtrain.

Wie bereits beim 9-Euro-Ticket gibt es aber auch beim Deutschlandticket einige Ausnahmen. So gilt die Fahrkarte auch auf den ausländischen Strecken, deren Bahnhöfe zum Deutschlandtarif gehören. Dazu gehören etwa Kufstein und Salzburg in Österreich, Basel und Schaffhausen in der Schweiz sowie Swinemünde in Polen. Hinzu kommen DB-Regio-Strecken im Außerfern (Außerfernbahn zwischen Kempten und Garmisch-Partenkirchen). Nach Angaben der Deutschen Bahn gilt das Deutschlandticket im grenzüberschreitenden Verkehr aber nur, wenn die Fahrt in Deutschland startet oder endet. Für den ausländischen Binnenverkehr – etwa eine Fahrt mit Start und Ziel in Österreich – gilt das Deutschlandticket nicht.

Ausnahmen bezüglich der zu nutzenden Verkehrsmittel könnten im Laufe des Jahres 2023 hinzukommen. So verhandeln mehrere Bundesländer mit der Deutschen Bahn über die Gültigkeit des Deutschlandtickets auf Fernverkehrsverbindungen, die von den Ländern mitfinanziert werden. Dazu gehört beispielsweise die IC-Verbindung zwischen Bremen und Norddeich beziehungsweise Bremen und Emden.

Wo bekomme ich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket wollen zahlreiche Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde anbieten. Anlaufpunkte sind somit beispielsweise Automaten der Deutschen Bahn, aber auch die von Verkehrsverbünden wie den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) oder des Großraum-Verkehrs Hannover (GVH). Auch über die jeweiligen Apps der Partner wird der Kauf in vielen Fällen möglich sein, etwa den DB Navigator (DB Navigator für Android und DB Navigator für iOS).

Gibt es das Deutschlandticket nur in digitaler Form?

Das Deutschlandticket ist als digitale Fahrkarte konzipiert, entweder als Nachweis innerhalb einer App oder über eine Chipkarte. Mittlerweile können Sie es auch in Google Wallet hinterlegen, um darüber schnell auf das Ticket zuzugreifen.

Mehr Infos

Was ist der Unterschied zum 9-Euro-Ticket?

Der wesentliche Unterschied zwischen 9-Euro-Ticket und Deutschlandticket betrifft die Gültigkeit. Während das 9-Euro-Ticket lediglich für die Monate Juni, Juli und August 2022 erhältlich war, soll das Deutschlandticket als dauerhaftes Angebot bestehen.

Wie wird das Deutschlandticket finanziert?

Das Deutschlandticket wird in den Jahren 2023 und 2024 je zur Hälfte von Bund und Ländern mit jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr finanziert. Hinzu kommt 1 Milliarde Euro aus Regionalisierungsmitteln, mit denen die Länder Bus- und Bahnverbindungen bestellen. Wie die Finanzierung ab 2025 sichergestellt werden soll, wollen Bund und Länder im Laufe des Jahres 2024 vereinbaren.

Was passiert, wenn man schon ein Monatsticket bei einem Verkehrsverbund hat?

Das hängt vom jeweiligen Verkehrsverbund ab. In der Regel soll sich am bestehenden Abonnement nichts ändern. Das bedeutet: Wer eine reguläre Monatskarte bezieht, muss sich in den meisten Fällen auf keine Änderung einstellen. Einige Verkehrsverbünde, etwa der GVH (Großraumverkehr Hannover) und der MVV (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund) wollen ihre Abonnenten über das Deutschlandticket informieren und abfragen, ob das Ticket umgestellt werden soll.

Wie lange ist das Deutschlandticket gültig?

Beim Deutschlandticket handelt es sich um ein sich automatisch verlängerndes, aber monatlich kündbares Abonnement. Als Stichtag für die Kündigung nennen Verkehrsunternehmen den jeweils 10. eines Monats. Die Laufzeit eines Tickets entspricht immer einem Kalendermonat. Damit weicht es von einigen Monatskarten ab, die eine Gültigkeit von 30 oder 31 Tagen ab Ausgabedatum haben.

Warum muss die EU-Kommission dem Deutschlandticket zustimmen?

Die finanzielle Beteiligung des Bunds am Deutschlandticket ist in erster Linie als Kompensation von Einnahmeausfällen und Verlusten der Verkehrsunternehmen gedacht. Da dies Auswirkungen auf den Wettbewerb im Verkehrssektor haben und zu Verzerrungen führen kann, ist das EU-Beihilfenrecht zu berücksichtigen. Dieses schreibt vor, dass die EU-Kommission Ausnahmen ausdrücklich zulassen muss.

Für wen lohnt sich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket lohnt sich in erster Linie für diejenigen, die eine Monatskarte abonniert haben, dafür mehr als 49 Euro bezahlen und nur selten oder gar nicht die enthaltenen Boni wie etwa eine Mitnahmeregelung nutzen. Aber auch Personen, die mehr als einmal pro Monat allein ein Länder-Ticket verwenden, können mit dem Deutschlandticket sparen.

Wie sieht es mit Mitnahmeregelungen (Fahrräder, Kinder, Hunde) aus?

Die Mitnahme von Personen, Hunden oder Fahrrädern sieht das Deutschlandticket nicht vor. Die einzige Ausnahme: Kinder unter 6 Jahre fahren wie im ÖPNV und SPNV kostenlos mit.

Allerdings kann es je nach Verkehrsverbund abweichende Regelungen geben. So hat etwa der GVH (Großraumverkehr Hannover) angekündigt, eine Erweiterung des Deutschlandtickets für 4,90 Euro im Monat anzubieten. Mit dieser können Besitzer des Tickets in den Abendstunden – an Wochenenden und Feiertagen ganztägig – weitere Personen kostenlos mitnehmen. Allerdings gilt dies nur im Tarifbereich des GVH. Im Bereich des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) ist abweichend vom Standard die kostenlose Mitnahme eines Hundes erlaubt. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bietet ab dem 1. Mai 2023 ein Fahrrad-Monatskarte für 29 Euro an. Aber auch bei dieser gilt: Die Mitnahme ist nur im Bereich des VRR-Tarifgebiets erlaubt.

Ist das Deutschlandticket übertragbar?

Das Deutschlandticket ist nicht an andere Personen übertragbar. Die Nutzung durch Dritte soll die Personalisierung der Monatskarte unterbinden, bei Kontrollen kann das Personal von den Ticketbesitzern verlangen, einen amtlichen Lichtbildausweises vorzuzeigen.

Werden mit dem Deutschlandticket die bisherigen Tarifzonen im Nah- und Regionalverkehr abgeschafft?

An den bisherigen Tarifzonen wird sich nichts ändern. Zwar müssen die teils komplizierten Regelwerke mit dem Deutschlandticket nicht mehr berücksichtigt werden. Für alle andere Fahrkarten bleiben sie aber bestehen und müssen entsprechend berücksichtigt werden.

Entfallen mit dem Start des Deutschlandtickets die Länder-Tickets und andere regionale Angebote?

Stand Mitte März 2023 soll sich mit dem Deutschlandticket nichts am Angebot der Länder-Tickets ändern. Diese Tickets, etwa das Hessenticket und Niedersachsen-Ticket, gelten zwar ebenfalls nur für ÖPNV und SPNV, sind für einen einzelnen Tag (ab 22 Euro) aber günstiger als das Deutschlandticket. Zudem bieten die Länder-Tickets kostenpflichtige Mitnahmeregelungen und in einigen Bundesländern Erweiterungen, die Fahrten ins benachbarte Ausland erlauben.

Wird es das Deutschlandticket auch als Job-Ticket geben?

Ein Jobticket-Angebot auf Basis des Deutschlandtickets soll es nach dem Willen von Bund und Ländern geben. Wie es konkret aussehen soll, wird jedoch von den jeweiligen Bundesländern und teilweise auch den Verkehrsverbünden abhängen. So strebt der Bund einen Rabatt von 25 Prozent an, die Region Hannover plant etwa 38 Prozent anzubieten und somit ein 365-Euro-Ticket zu schaffen.

In allen Fällen dürfte jedoch der Sitz des Arbeitgebers für die Höhe eines Rabatts ausschlaggebend sein. Das bedeutet: Liegt Ihr Arbeitsplatz nicht im Tarifgebiet des Verkehrsverbunds, können das Unternehmen und Sie von lokalen Abweichungen beim Job-Ticket nicht profitieren. In einem solchen Fall würde der Rabatt den vom Bund angestrebten 25 Prozent entsprechen.

Gilt die Mobilitätsgarantie der Deutschen Bahn auch für das Deutschlandticket?

Ist ein Nahverkehrs- oder Regionalzug mindestens 20 Minuten verspätet, können Kunden auch Züge des Fernverkehrs (IC, EC, ICE) nutzen. Die dafür notwendige Fahrkarte erstattet das genutzte Eisenbahnunternehmen anschließend, im Falle der Deutschen Bahn etwa über das ServiceCenter Fahrgastrechte. Das gilt auch für das Deutschlandticket.

(anka)