Satelliteninternet: EU will angeblich für 6 Milliarden Euro Starlink-Alternative

Einem Bericht zufolge steht die EU kurz vor der Entscheidung, ein eigenes Satelliteninternet aufzubauen. An den Kosten soll sich die Wirtschaft beteiligen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 154 Kommentare lesen

(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Europäische Union steht angeblich kurz davor, den Aufbau eines eigenen Satelliteninternets im niedrigen Erdorbit zu beschließen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich die EU-Staaten mit dem EU-Parlament schon in der kommenden Woche auf das sechs Milliarden Euro teure Projekt einigen könnten. Etwa die Hälfte soll demnach die EU bezahlen, den Rest die Wirtschaft beisteuern. Aufgebaut würde damit zwischen 2025 und 2027 ein Netz aus bis zu 170 Satelliten im niedrigen Erdorbit (LEO), das Europa und Afrika mit einem schnellen Internetzugang versorgen kann. Mehr ist öffentlich nicht bekannt, intern sollen dem Bericht zufolge am 17. November letzte Details geklärt werden.

Die Idee der EU-Kommission, eine europäische Starlink-Alternative aufzubauen, ist etwa zwei Jahre alt. Ende 2020 hatte sie dazu für 7,1 Millionen Euro eine Machbarkeitsstudie bei einem Konsortium aus europäischen Satelliten-Herstellern und -Betreibern, Telekommunikationsfirmen und Raketendienstleistern in Auftrag gegeben. Kurz darauf meinte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, dass das Projekt schnell vorangetrieben werden müsse. Ein Jahr später hat Russland die Ukraine angegriffen und Starlink des US-Unternehmens SpaceX entwickelte sich rasch zu einem besonders wertvollen Werkzeug für die Verteidiger. Angesichts der Unberechenbarkeit von SpaceX-Chef Elon Musk wurde der Ruf nach Alternativen zuletzt noch einmal lauter.

Ziel der Europäische Kommission ist es laut Reuters, mit dem Aufbau des Satellitendienstes die Versorgung mit Breitbandinternet zu unterstützen. Dabei geht es um die besonders schwer oder kostspielig zu erschließenden weißen Flecken. Außerdem könnte damit terrestrische Netzwerke für den Katastrophenfall abgesichert werden. Uneinig sei man sich bislang noch, woher die 2,4 Milliarden Euro kommen soll, die die EU dafür beisteuern will. Die wolle dafür Geld von anderen Projekten abziehen und nicht ausgegebene Mittel umwidmen. Die restlichen 3,6 Milliarden Euro sollen demnach aus dem privaten Sektor kommen. Große Konzerne auf dem Kontinent sind etwa Eutelsat, Arianespace und Thales Alenia Space. Mit OneWeb baut auch bereits ein europäisches Unternehmen solch ein Netz.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf, weit über 2000 aktive Satelliten binden weite Teile Nordamerikas, Europa sowie Teile Südamerikas und Australiens an. In Afrika, Asien und der Antarktis gibt es bislang lediglich Tests, trotzdem hat der Dienst damit bereits alle sieben Kontinente erreicht. Künftig sollen 30.000 Satelliten angeblich vor allem Regionen über Starlink einen schnellen Internetzugang bekommen, die über konventionelle Technik nicht wirtschaftlich anzubinden sind. Wie wertvoll die Technik sein kann, hat sich in diesem Jahr in der Ukraine gezeigt. Debattiert wird auch seit Wochen, ob damit die Protestierenden gegen das Regime im Iran unterstützt werden könnten. China und Russland haben SpaceX bereits gedroht, es gibt sogar Überlegungen, wie das Satellitennetz bekämpft werden könnte.

(mho)