Falsche Twitter-Konten: Musk streitet mit Senator – der droht mit Untersuchung

Ein Journalist legt ein Fake-Profil eines US-Senators auf Twitter an. Der verlangt von Musk, seine Firmen in Ordnung zu bringen – sonst greife der Kongress ein.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Durcheinander nach der Übernahme von Twitter droht für Elon Musk nun zu handfestem Ärger mit der Politik zu werden: Ein vermeintliches Twitter-Konto eines US-Senators mit dem blauen Verifikations-Symbol war Anlass für einen verbalen Schlagabtausch mit dem echten US-Senator, dem Demokraten Edward J. Markey. Der veröffentlichte auf Twitter eine scharfe Warnung an Musk: Er solle sein Unternehmen in Ordnung bringen, sonst werde das der Kongress erledigen.

Auslöser für die Auseinandersetzung war eine Aktion eines Journalisten der Washington Post. Es gelang ihm, ein Fake-Konto des Senators Markey auf Twitter anzulegen, der mit dem blauen Häkchen versehen war. Früher war dieses Zeichen der tatsächlichen und geprüften Identität des Inhabers eines Twitterkontos vorbehalten. Nach der Übernahme Twitters durch Musk signalisiert es seit Kurzem jedoch auch Abonnenten des neuen Bezahlmodells "Twitter Blue" für knapp 8 Dollar monatlich – ohne Identitätsprüfung. Kaum war das neue Angebot freigeschaltet, nutzten es zahlreiche Menschen unter anderem für Fake-Konten mit satirischen Inhalten, die teils Personen oder Unternehmen in schlechtem Licht dastehen ließen.

Elon Musk äußerte die Ansicht, Bezahldienste und App-Plattformen böten durch ihre eigene Authentifizierung genügend Schutz vor einem Missbrauch des neuen Systems. Twitter ergänzte kurzerhand eine Zusatzinformation, die kenntlich machen sollte, ob das blaue Symbol nach dem alten Modell (Hinweis "Original") zu verstehen ist oder nicht. Doch das Durcheinander nahm da bereits seinen Lauf. Twitter schaltete das neue Abonnement zum Wochenende vorübergehend ab, um sich verstärkt den Fake-Konten zu widmen.

Senator Markey ließ seinem Ärger darüber, dass die Aktion der Washington Post möglich war, freien Lauf und warf Musk vor, seine schnellen und willkürlichen Änderungen an der Plattform hätten Twitter zu einem "Wilden Westen der sozialen Medien" gemacht. Das sei inakzeptabel, schrieb Markey und forderte Musk auf, Erklärungen zu dem Verifikationssystem bei Twitter abzugeben. Doch Musk antwortete auf Twitter trotzig mit der sarkastischen Bemerkung, die Verwechselung der beiden Senatoren-Nutzerkonten komme womöglich daher, dass sich das Original wie eine Parodie lese.

Das wiederum konterte Markey trocken mit dem Hinweis, das Unternehmen Twitter sei bei der Verbraucherschutz-Aufsichtsbehörde FTC Verpflichtungen eingegangen, und dem ebenfalls von Musk geführte Automobilunternehmen Tesla stünden wegen mehrerer Todesfälle Untersuchungen durch die Verkaufsaufsichtsbehörde NHTSA ins Haus. Markey warnte abschließend: Entweder bringe Musk "die Unternehmen in Ordnung", oder der Kongress werde das erledigen.

Derweil unternimmt Twitter einen neuen Versuch, die neuen Fake-Konten einzudämmen. Eine zusätzliche Funktion soll künftig Firmen ermöglichen, mit ihnen verknüpfte Nutzerkonten kenntlich zu machen. Musk kündigte dies am Sonntag knapp in einem Tweet an, ohne weitere Details zu nennen.

Am Wochenende setzte das Unternehmen auch den massenhaften Stellenabbau fort. Zuletzt soll es Meldungen von Platformer zufolge besonders externe Mitarbeiter getroffen haben. Aus Quellen bei Twitter sowie Berichten aus dem Unternehmen will Casey Newton von Platformer erfahren haben, dass ca. 4400 bis 5500 Vertragsmitarbeitern gekündigt worden sei. Das geschah wohl meistens ohne Ankündigung und mitten in deren laufenden Projekten. Dies betreffe besonders die Teams für die Inhalte-Moderation sowie die zentralen Twitter-Dienste. Auch Twitter-Angestellte berichteten, dass externe Teammitglieder unvermittelt aus dem Slack-Chat verschwunden seien.

Elon Musk hatte unmittelbar nach seiner Übernahme des Unternehmens mit Massenentlassungen unter den festangestellten Mitarbeitern begonnen; von denen wurden manche allerdings kurz darauf wieder gebeten, zurückzukehren, weil man ihre Expertise noch brauche. Musk selbst erwähnte bereits gegenüber den Twitter-Mitarbeitern, dass eine Pleite des Unternehmens nicht mehr ausgeschlossen sei. Die Maßnahmen Musks hätte tatsächlich die Stabilität des Unternehmens in Gefahr gebracht und Twitter unzuverlässiger gemacht, berichtet ein Insider.

(tiw)