Wie sich Träume manipulieren lassen

Gegenüber üblichen Methoden gegen Albträume haben Neurowissenschaftler aus Genf Probanden weitere Mittel eingesetzt: Hirnwellensensoren und Klavierakkorde.

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Von was er wohl träumt?

(Bild: Adam Van Spronsen / Shutterstock.com)

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Etwa vier Prozent der Erwachsenen haben chronische Albträume. Eine weit verbreitete Behandlung ist die "Imagery Rehearsal Therapy" (IRT). Dabei stellen sich Versuchspersonen, während sie wach sind, regelmäßig einen positiven Ausgang für ihre Albträume vor, bis sich dieses Happy End auch im Schlaf einstellt. Die Methode funktioniert recht zuverlässig, allerdings nur bei rund zwei Dritteln der Betroffenen.

Forschende um Sophie Schwartz und Lampros Perogamvros von der Uni Genf haben nun einen Weg vorgestellt, die IRT so zu verstärken, dass Albträume fast vollkommen verschwinden. Die Methode nennt sich "Targeted Memory Reactivation" und besteht darin, Menschen auf positive Stimmungen zu konditionieren.

Ihre Versuchsgruppe bestand aus 36 jungen Erwachsenen zwischen 20 und 35 Jahren, die regelmäßig unter Albträumen litten. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Kontroll- und eine Experimentalgruppe eingeteilt. Beide Gruppen sollten, wie bei einer klassischen IRT, täglich im Kopf das positive Drehbuch für ihre Albträume durchgehen. Die Experimentalgruppe bekamen währenddessen fünf Minuten lang alle zehn Sekunden einen bestimmten Klavierakkord vorgespielt. Die Kontrollgruppe bekam keine Klavierklänge.

Im Schlaf trugen die Versuchspersonen dann Stirnbänder mit Hirnwellensensoren. Meldeten die Sensoren eine REM-Phase, in der Träume besonders wahrscheinlich sind, wurden beiden Gruppen die Klavierakkorde vorgespielt. Der Versuch dauerte zwei Wochen, in denen die Probanden ein Traumtagebuch führten.

Das Ergebnis: Bei der Kontrollgruppe sank die Häufigkeit der Albträume pro Woche im Schnitt von 3 auf 1, bei der Experimentalgruppe auf 0,2. Drei Monate nach Ende des Versuchs stieg die Quote nur leicht auf 0,3 an (Kontrollgruppe: 1,5). Zudem wurden die Träume emotional generell positiver.

Für eine praktische Anwendung muss diese Therapie noch durch größere Studien bestätigt werden. Trotzdem seien die Resultate bereits sehr ermutigend, sagte Gina Poe, Neurowissenschaftlerin an der University of California in Los Angeles, gegenüber Science News. Sie selbst war nicht an dem Versuch beteiligt. Zukünftige Studien könnten zudem untersuchen, ob das Verfahren auch gegen Posttraumatische Belastungsstörungen hilft, schlägt sie vor.

(grh)