Brennstoffzellenflugzeug ZeroAvia Dornier 228 gelingt Erstflug

Eine emissionsfreie Luftfahrt verspricht "Fliegen ohne Schuldgefühle". ZeroAvia ist dem mit einem mit Wasserstoff betriebenen Flugzeug näher gekommen.

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(Bild: ZeroAvia)

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Das britisch-US-amerikanische Luftfahrtunternehmen ZeroAvia ist am Donnerstag der Erstflug einer auf Brennstoffzellentechnik umgerüsteten Dornier 228 geglückt. Das gab das Unternehmen am selben Tag bekannt. Demnach hielt sich das 19-sitzige, zweimotorige Flugzeug zehn Minuten lang in der Luft. Es gilt als derzeit weltgrößtes von Brennstoffzellen angetriebene Flugzeug.

Die AviaZero Dornier 228 startete am frühen Donnerstagnachmittag vom Cotswold Airport in Gloucestershire (Vereinigtes Königreich). Danach legte es eine komplette Platzrunde hin und landete wieder. Der Flug dauerte insgesamt zehn Minuten.

Bei der Maschine handelt es sich um eine zweimotorige Turboprop-Maschine, die an der linken Tragfläche auf einen wasserstoffgestützten Elektroantrieb umgerüstet wurde. Der Antriebsstrang umfasst vier Yasa-Elektromotoren, die gemeinsam eine Welle antreiben. AviaZero plant, diese später gegen selbst entwickelte Motoren auszutauschen. An der rechten Tragfläche arbeitet weiterhin ein herkömmliches Honeywell TPE-331-Triebwerk. Im Flug waren beide Motoren in Betrieb.

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Die Energie für die Elektromotoren stammt aus zwei Brennstoffzellenstapeln des schwedischen Unternehmens PowerCell, die eine Ausgangsleistung von 220 kW haben. Die Brennstoffzellen werden dabei von Lithium-Ionen-Batteriepaketen mit noch mal der in etwa gleichen Leistung gestützt, um beim Start die nötige Spitzenleistung zu erreichen. Zusätzlich sichern sie in der Testkonfiguration einen sicheren Betrieb, schreibt ZeroAvia. Das Unternehmen plant jedoch, zukünftig auf die Batterie zu verzichten.

In der Testmaschine sind zwei Wasserstofftanks in der Kabine untergebracht, die später an Gondeln an den Tragflächen des Flugzeugs ihren Platz finden sollen. Dann können auch die entfernten Sitze wieder eingebaut werden. Die Tanks fassen zusammen 15 kg gasförmigen Wasserstoff, in der finalen Version soll unter anderem aus Platzgründen und in größeren Flugzeugen flüssiger Wasserstoff zum Einsatz kommen. Batterien und Wasserstoffdrucktank befinden sich im Heck des Flugzeugs. In dieser Konfiguration könne die ZeroAvia Dornier 228 etwa 25 Minuten in der Luft bleiben.

Der Wasserstoff für den Flug wurde mit einem Elektrolyseur vor Ort in Gloucestershire hergestellt, wo sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von ZeroAvia befinden.

Valery Miftakhov, Gründer und CEO von ZeroAvia äußerte sich nach dem gelungenen Flug euphorisch: "Dies ist ein bedeutender Moment, nicht nur für ZeroAvia, sondern für die gesamte Luftfahrtindustrie, denn er zeigt, dass der echte emissionsfreie kommerzielle Flug nur noch wenige Jahre entfernt ist. Der Erstflug unseres 19-sitzigen Flugzeugs zeigt, wie skalierbar unsere Technik ist und unterstreicht den raschen Fortschritt des emissionsfreien Antriebs." Zugleich räumte er ein, dass dies erst ein Anfang ist, um die Luftfahrt nachhaltig und klimaneutral zu gestalten. Dafür sei die Brennstoffzellentechnik "die beste Lösung".

Unterstützt wird die Entwicklung des 600-kW-Antriebsstranges ZA-600 von der britischen Regierung im Rahmen des HyFlyer-II-Projektes, eines Forschungs- und Entwicklungsprogramms. Das langfristige Ziel: emissionsfreie Luftfahrt. Der Staatssekretär für Wirtschaft, Grant Shapps bezeichnete den Erstflug als "äußerst aufregende Vision der Zukunft". "Fliegen ohne Schuldgefühle" seien dann möglich.

Bis es soweit ist, steht ZeroAvia, das 2017 gegründet wurde, aber noch einige Arbeit ins Haus. Geplant sind zunächst 20 weitere Testflüge vom Cotswold Airport aus. Später sollen Demonstrationsflüge an anderen Flughäfen stattfinden. Der Plan sieht vor, noch 2023 einen Zulassungsantrag für den ZA-600 bei der britischen Luftfahrtbehörde Civil Aviation Authority (CAA) zu stellen. 2025 könnte der Antrieb dann in kommerziellen Flugzeugen zu sehen sein. Vorbestellungen für das System gebe es bereits. Das gilt auch für die stärkere Variante ZA-2000 an der ZeroAvia ebenfalls arbeitet. Unklar ist jedoch, welche Luftfahrtunternehmen die Antriebe als erste einsetzen werden.

(olb)