Amazon übertrifft Erwartungen, aber vorsichtiger Ausblick enttäuscht Anleger

Das Umsatzwachstum ist gebremst, setzt sich aber auch im Weihnachtsquartal fort. Die Gewinne stürzen wegen hoher Kosten ab. 2022 macht Amazon insgesamt Minus.

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Bürogebäude mit Amazon-Schriftzug

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat im Weihnachtsquartal trotz Inflations- und Rezessionssorgen sowie negativen Einflüssen durch Währungsschwankungen mehr umgesetzt als erwartet. Wie der Umsatz wächst auch das Cloud-Geschäft allerdings langsamer als zuvor. Die Gewinne sind eingebrochen, hauptsächlich aufgrund einer Wertkorrektur der Beteiligung am kriselnden Elektroautobauer Rivian. Für 2023 zeigt sich Amazon vorsichtig optimistisch, die Aktie gibt etwas nach.

Der Umsatz legte in den drei Monaten bis Ende Dezember im Jahresvergleich um neun Prozent auf 149,2 Milliarden US-Dollar zu, wie der Konzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Experten hatten mit deutlich geringerem Wachstum und Erlösen von rund 145,4 Milliarden Dollar gerechnet. Höhere Kosten ließen den Betriebsgewinn jedoch von 3,5 Milliarden im Vorjahr auf zuletzt 2,7 Milliarden Dollar schrumpfen.

Unter dem Strich steht ein Nettogewinn von nur noch 278 Millionen Dollar, nachdem es im gleichen Zeitraum 2021 noch 14,3 Milliarden Dollar Reingewinn waren. Amazon verweist darauf, dass Umsätze und Gewinne aufgrund von Währungsschwankungen geringer ausgefallen sind. So wäre der Umsatz bei konstanten Währungskursen etwa um 12 statt um nur 8 Prozent gewachsen. Zudem hat Amazon 2,3 Milliarden Dollar Verlust eingerechnet, die auf die Investition in Rivian Automotive zurückzuführen sind. Im Vorjahr hat diese E-Auto-Investition die Amazon.com-Aktie 14 Prozent hochsausen lassen.

Der Umsatz ist auch im gesamten letzten Jahr weniger gewachsen als zuvor. Laut Amazon-Mitteilung stieg der Umsatz im Jahresabstand um 9 Prozent auf 514 Milliarden Dollar. Das Cloud-Geschäft macht nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, ist 2022 aber um 29 Prozent angestiegen und setzte 80,1 Milliarden um. AWS (Amazon Web Services) erreichte dabei allerdings einen stattlichen Betriebsgewinn von 22,8 Milliarden Dollar. Damit hat AWS dafür gesorgt, dass Amazons Betriebsergebnis positiv blieb, denn insgesamt ist der Betriebsgewinn um mehr als die Hälfte eingebrochen – von 24,9 Milliarden Dollar 2021 auf zuletzt 12,2 Milliarden Dollar.

Das Nettoergebnis präsentiert sich allerdings rot gekleidet. Der Nettoverlust 2022 beträgt 2,7 Milliarden Dollar, nachdem 2021 noch ein Reingewinn von 33,4 Milliarden Dollar erzielt werden konnte. Auch hier verweist Amazon wieder auf die Rivian-Investition, die sich 2022 auf 12,7 Milliarden Dollar Verlust summiert hat. Um weitere Kosten zu sparen, hat Amazon Anfang 2023 weltweit 18.000 Mitarbeiter entlassen, nachdem bereits im Herbst 2022 Tausende Stellen gestrichen wurden.

Ein positives Highlight sind Amazons Werbeeinnahmen, die im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar im letzten Quartal gestiegen sind. Dieses Wachstum liegt über den Ergebnissen der klassischen Plattformen für Werbung wie Google, Facebook und Snapchat, die alle mit sinkenden Werbeeinnahmen kämpfen. Auf Amazons Website können Verkäufer und Marken ihre Produkte in verschiedener Formen bewerben und herausstellen.

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Geografisch bleibt Nordamerika Amazons größte Einnahmequelle. Hier erzielte Amazon mehr als 60 Prozent seiner Umsätze 2022 und wächst auch noch. Der Umsatz in Nordamerika ist sowohl im letzten Quartal als auch im Gesamtjahr 2022 um 13 Prozent angestiegen, während die Einnahmen international in beiden Zeiträumen um 8 Prozent zurückgegangen sind.

Beim Ausblick fürs laufende Quartal gibt sich Amazon verhalten, mit einer Umsatzprognose von 121 Milliarden bis 126 Milliarden Dollar und einem erwarteten Betriebsgewinn zwischen null und vier Milliarden Dollar. Anfang 2022 hatte der Betriebsgewinn noch 3,7 Milliarden Dollar und der Umsatz 116,4 Milliarden Dollar betragen. Schon damals hatten Amazons schwache Zahlen und der trübe Ausblick enttäuscht.

Ähnlich nun auch hier, zumal das Cloud-Geschäft nicht so stark gewachsen ist wie erhofft. Die aktuellen Zahlen Amazons kamen bei Anlegern nicht gut an: Die Aktie fiel nachbörslich um rund fünf Prozent und machte die Kursgewinne des Vortages fast wieder wett.

(fds)