Riesentrend Minibeamer: Bald schon in Handys eingebaut?

Vier Hersteller zeigen in Berlin Minibeamer - und zwar nicht nur als Prototypen, sondern auch als marktreife Produkte. Die deutsch-amerikanische Firma Sypro hat sogar einen Embedded-Beamer in der Pipeline, der sich in Mobiltelefone einbauen lässt.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Jahrlang tingelten die Projektoren-Hersteller mit ihren Kleinstbeamern über die einschlägigen Messen – allerdings handelte es sich stets um Prototypen, ob und wann die Geräte auf den Markt kommen, wusste niemand so richtig.

Doch auf der diesjährigen IFA geht es nun endlich los: Gleich vier Hersteller stellen entsprechende Produkte vor. Aipteks PocketCinema V10 gibt es sogar bereits zu kaufen, Optomas Pico Pocket Projector soll im November in die Läden kommen. Etwas unkonkreter geht Toshiba bei seinem handygroßen Beamer zu Werke – einen Namen gibt es noch nicht, aber im zweiten oder dritten Quartal kommenden Jahres soll der Kleinstbeamer zu kaufen sein.

Das sind die Minibeamer von der IFA (4 Bilder)

Abseits der IFA war der Nano Projector des deutsch-amerikanischen Unternehmens Sypro zu sehen. Subjektiv wirkte die Projektion etwas heller als die der anderen Geräte. Der Nano arbeitet mit DLP-Spiegeltechnik. (Bild: Sypro)

Die Überraschung der IFA gab es allerdings nicht auf der Messe selbst zu sehen, sondern etwas abseits in einem Hotelzimmer: Der deutsch-amerikanische Hersteller Sypro Optics, unter anderem mit Sitz in Jena, stellte seinen Nano Projector vor: Rein äußerlich ähnelt er den Geräten der Konkurrenz – er produziert aber, zumindest subjektiv, hellere Bilder. SyPro gibt zwar wie alle Minibeamer-Hersteller einen Lichtstrom von rund 10 Lumen an, dennoch wirkte die Projektion des Nano-Beamers deutlicher und kontrastreicher als die der anderen Kleinstprojektoren. Beachtlich: Als wir das 5,4 × 9,9 × 1,7 Zentimeter große Gerät auf eine eingeschaltete Lampe an der Zimmerdecke richteten, konnte man die Projektion zumindest an den Rändern immer noch erkennen.

Sypro verkauft das Gerät allerdings nicht selbst, sondern fungiert lediglich als ODM (Original Design Manufacturer. Man erwartet aber, dass der Nano Projector bald von einem Unternehmen auf den Markt gebracht wird. Namen wollten die Jenaer nicht nennen.

Der Nano Projector arbeitet, wie die Geräte von Toshiba und Optoma, mit DLP-Spiegeltechnik von Texas Instruments, im Nano ist das Panel winzige 0,17 Zoll groß (4,3 Millimeter). Die Farben werden mittels RGB-LEDs erzeugt. Die farbigen Leuchtdioden sind fast beliebig schnell schaltbar – so schnell, dass man den von konventionellen Ein-Chip-DLP-Projektoren bekannten Regenbogeneffekt nicht mehr wahrnimmt. Beim Sypro-Beamer liefen die LEDs offenbar etwas zu langsam, wir nahmen leichte Farbblitzer wahr.

Alle vorgestellen DLP-LED-Minibeamer erreichten eine Auflösung von 480 × 320 Pixeln, angeblich will Texas Instruments im nächsten Jahr aber Minipanels mit voller VGA-Auflösung (640 × 480 Pixel) ausliefern. Der auf LCoS-Technik (Liquid Crystal on Silicon) basierende Aiptek V10 (als einziger ohne Zuspieler betreibbar) schafft bereits volles VGA. Auch kann er als einziges Gerät Fotos und Videos ohne externen Zuspieler anzeigen. Allerdings schien der V10 subjektiv nicht so gleichmäßig ausgeleuchtet zu sein wie seine DLP-Pendants. Zumindest der Sypro-Beamer setzt einen aus mehreren Linsen bestehenden Homogenisierer ein, der für eine gleichmäßige Projektion sorgt.

Außer dem Nano Projector hat Sypro auch ein weiteres Produkt in der Pipeline: Eine lediglich 11,2 Kubikzentimeter kleine Embedded-Variante des Minibeamers. Das Bauteil liefert bis zu 10 Lumen und kann in Mobiltelefone, Digitalkameras oder andere Geräte eingebaut werden. Die Jenaer peilen einen Stromverbrauch von 1,8 Watt an (1,2 Watt für die LEDs, 0,6 Watt für die Elektronik), langfristig will man sogar die 1-Watt-Grenze unterschreiten.

Dass in Handys eingebaute Minibeamer wie Kameramodule zum Standard werden, ist zwar unwahrscheinlich, die Marktforscher von Insight Media prognostizieren dennoch 45 Millionen verkaufte Geräte bis 2012. Zwar handelt es sich dabei um ein optimistisches Szenario, konservativ geschätzt geht Insight Media aber immer noch noch beachtlichen 10 Millionen Geräten aus. (jkj)