10 Jahre iMac: Der Rechner, der Apple neu erfand

Trotz Hype um hippe Handys und trendige Musikspieler bleibt Hersteller Apple im Kern ein traditioneller Computerbauer. Das wohl bekannteste Modell der Firma feiert in Deutschland nun runden Geburtstag.

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Vor genau zehn Jahren, am 5. September 1998, wurde Apples iMac in Deutschland erstmals ausgeliefert. Ankündigt hatte Apple-Boss Steve Jobs das neue Rechnermodell, das Geschichte in der IT-Welt schreiben sollte, bereits im Mai: Die "All-in-one"-Maschine versammelte alle Komponenten in einem blaugrün-transparenten Gehäuse, nur Tastatur, Maus, Telefonleitung und Stromkabel musste man noch mittels Kabel anschließen. Das sei "der Rechner für das Internet-Zeitalter", sagte Jobs vor der Presse – zu einem Zeitpunkt, an dem das World Wide Web für die breite Öffentlichkeit noch ein leidlich neues Medium war. Der radikale Look des Gerätes und der Anspruch, "ein Rechner für alle" zu sein, sollte das Image von Apple für die nächsten Jahre prägen.

Einträglich war das Experiment iMac ebenfalls: Die Rechnerfamilie gehört bis heute zu den erfolgreichsten Computern, die Apple jemals herstellte. 2998 DM, also nicht ganz 1533 Euro, musste man für das erste Modell mit 233 MHz schnellem G3-Prozessor, 32 MByte RAM und 4 Gigabyte großer Festplatte 1998 bezahlen, eingebaut waren außerdem ein 24-fach CD-ROM-Laufwerk ohne Brenner sowie ein 56K schnelles Modem, eine Netzwerkkarte und die damals hochmoderne USB-Schnittstelle.

Die fünf Generationen des iMac: Der Rechner, der Apple neu erfand (8 Bilder)

iMac, 1. Generation

Der erste iMac überhaupt: im knuddeligen Design, mit Tragegriff an der Oberseite, ähnlich wie beim Ur-Mac. Der PowerPC G3 war mit 233 MHz getaktet. (Bild: Apple)

Seit den Anfangstagen wurde die Serie regelmäßig neu erfunden. Nach Verkaufsbeginn 1998 durchlief der iMac insgesamt vier gestalterische Inkarnationen, das Grundkonzept des "Alles in einem"-Rechners mit eingebautem Bildschirm blieb. Die Urversion erinnerte mit ihrem integrierten Röhrenmonitor und viel buntem Plastik (das sich bis in die spezielle "Hockeypuck"-Maus fortsetzte) ein wenig an ein Osterei, Variante zwei (ab 2002) wurde aufgrund des Teleskoparms, an dem das LC-Display hing, auch gerne "Lampenschirm-Mac" genannt. 2004 erreichte Apple dann das noch heute gültige Grunddesign: Der iMac sieht aus, als ob er nur aus einem Flachbildschirm besteht. 2007 wurde diese Grundform, die anfangs aus weißem Kunststoff bestand, nochmals perfektioniert: Seither kommt der iMac in Alu-Glas-Optik mit schmalerem Look.

Der iMac war bereits 1998 ein großer Erfolg und verkaufte sich in den Jahren danach millionenfach, die fünfte Million war bereits im Frühjahr 2001 erreicht. Die Nutzer störte offenbar wenig, dass die Maschine anfangs leistungsmäßig vergleichsweise schwachbrüstig dastand. (Inzwischen gehört der iMac zu den schnellsten Apple-Rechnern, wenn man ihn in der flottesten Konfiguration erwirbt.) Der für Apple-Verhältnisse günstige Preis und die konsequente frühe Konzentration auf das Internet, das von den meisten Nutzern damals noch per Modem genutzt wurde, verfingen erstaunlich schnell; auch die Möglichkeit, bald unter verschiedenen Farben zu wählen, schien der Kundschaft zu gefallen, die damals vor allem graue Kisten kannte. Auch im ersten Internet-Hype, der "New Economy", waren die ersten iMac-Modelle nicht wegzudenken: Sie bevölkerten zahllose Büros von Internet-Agenturen und anderen Web-Firmen.

Der gute Verkauf des iMac kam für Apple gerade zur rechten Zeit: Das Unternehmen kämpfte Mitte der Neunzigerjahre um seine Existenz und hatte deshalb erst 1996 den Firmengründer Steve Jobs zum Konzern zurückgeholt. Der setzte mit aller Macht auf ein besonders simples Modellkonzept, schnitt Fett bei Produkten weg und sorgte dafür, dass sich die Apple-Designer wieder auf das Wesentliche konzentrierten – ihre Fähigkeit, gut bedienbare Rechner zu kreieren. Dazu gehörte auch eine Form von Radikalität, die es im Computerbau damals kaum gab: So hatte der iMac als erster Personalcomputer nur noch Peripherieanschlüsse nach dem damals noch neuen USB-Standard, was unter anderem dazu führte, dass die Auswahl an Druckern anfangs beschränkt war.

Inzwischen gibt die Geschichte Apple recht: USB ist auch bei PCs längst Standard. Auch das Diskettenlaufwerk, das damals noch in jedem "normalen" Rechner steckte, ließ Apple einfach weg – stattdessen sollten die Nutzer den Datenaustausch mit der Außenwelt über das Netzwerk oder CDs erledigen, zum damaligen Zeitpunkt eine radikale Entscheidung der Designer. Kein Wunder, dass dies anfangs für viel Kritik sorgte – das Internet war nur selten breitbandig. Inzwischen sind Diskettenlaufwerke jedoch nahezu verschwunden, zur Veröffentlichung des ersten iMac aber wollte nicht jeder ohne Floppy-Laufwerk leben: Anlass für c't, eine (mit etwas Löterei verbundene) Anleitung zur nachträglichen Aktivierung der eigentlich vorhandenen Floppy-Unterstützung zu veröffentlichen, die auch in der englischsprachigen Welt Anklang fand.

Erstaunlicherweise ist Apple auch heute noch bei "All-in-one"-Maschinen führend. Zwar bieten längst Dell und Sony ähnliche Modelle an, doch so schnörkellos und durchdacht wie Apples Ansatz erscheinen sie Kritikern nicht. So besitzt ein iMac samt drahtloser Maus, drahtloser Tastatur und drahtlosem Netzwerkanschluss nur noch ein einziges Kabel – das zur Steckdose. Ansonsten steht ein flaches Gerät auf dem Schreibtisch, das aussieht, als sei es eher ein eleganter Flachbildfernseher.

Den Geschmack aller Nutzer trifft Apple mit dem Konzept natürlich nicht: So ist ein iMac in seiner heutigen Form nur schwierig erweiterbar, einzig an den Hauptspeicher kommt der Nutzer ohne Probleme. Wer neue Grafikkarten oder Festplatten einbauen möchte, muss entweder wieder zum Hardcore-Bastler werden oder zu Apples Profirechnern greifen, der teureren Mac-Pro-Linie. Ein gut erweiterbares Zwischenmodell, preislich angesiedelt irgendwo zwischen iMac und Mac Pro, fehlt Mac-Nutzern schon seit Jahren.

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(bsc)