RoboCup German Open: Vom Vier- zum Zweibeiner

Bei der offenen Deutschen Robotermeisterschaft geht die Ära des Roboterhunds Aibo allmählich zu Ende, aber der Nachfolger Nao kommt noch nicht so recht auf die Beine.

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Von
  • Peter König

RoboCup German Open: Von vier auf zwei Beine (4 Bilder)

RoboCup German Open auf der Hannover Messe

Die Wettbewerbe der offenen deutschen Robotermeisterschaft RoboCup German Open ziehen das Publikum auf der Hannover Messe an.

In den vergangenen Jahren gehörten die Fußballturniere mit Sonys Roboterhund Aibo zu den beliebtesten Disziplinen des Roboterwettbewerbs RoboCup. Wer sich für diesen Standardroboter als Plattform entscheidet, muss sich nicht mit der Entwicklung eigener Hardware plagen, sondern kann sich ganz darauf konzentrieren, eine ausgeklügelte Steuerung zu programmieren.

Sony hat die Aibo-Produktion allerdings bereits im Jahr 2006 eingestellt. Und auch beim RoboCup German Open auf der Hannover Messe ist unübersehbar, dass die Ära des Maschinenhundes zu Ende geht: Zu den Fußballspielen in der Vierbeiner-Liga treten in diesem Jahr nur noch vier Teams an. Neben den Harzer Rollers aus Wernigerode und dem German Team, das Universitäten aus Berlin, Bremen und Darmstadt sowie das DFKI-Labor Bremen gemeinsam stellen, gingen noch Cerberus von der Boaziçi Universität in Istanbul und Northern Bites vom Bowdoin College in Brunswick (US-Bundesstaat Maine) an den Start. Diese beiden Mannschaften belegten im vergangenen Jahr bei den German Open die Plätze vier und drei. Diesmal sind sie allerdings nicht selbst zur Messe angereist. Stattdessen schickten sie nur ihren Steuercode nach Hannover, den Helfer vor Ort in die Standard-Aibos luden.

Gespielt wird in der Vierbeiner-Liga mit Mannschaften zu je vier Robotern auf einem Spielfeld von fünf mal siebeneinhalb Metern Größe. Wie beim richtigen Fußball kassieren die Spieler für Fouls Zeitstrafen – etwa, wenn sie einen Kontrahenten vom Spielfeld drängen. Dann weist der Schiedsrichter seine Helfer an, den Missetäter für eine halbe Minute vom Platz zu nehmen. Das Spitzenspiel der Vorrunde am Mittwoch zwischen dem amtierenden Weltmeister Northern Bites und dem German Team, das im vergangenen Jahr auf der Hannover Messe den Robocup German Open gewann, entschied die deutsche Mannschaft mit einem knappen 0:1 für sich. Cerberus und Harzer Rollers trennten sich mit 0:0 unentschieden.

Aibos Tage als Fußballstar sind gezählt, aber die Organisatoren des RoboCup möchten auch in Zukunft wenigstens eine Liga mit Standard-Hardware im Programm haben. Aibos Nachfolge in der neu benannten Standard Platform League soll der von Aldebaran Robotics entwickelte Zweibeiner Nao antreten. Auf der Hannover Messe sind zwei Exemplare des kleinen Humanoiden in Aktion zu sehen – die beiden Prototypen sind allerdings noch recht wackelig auf den Beinen. Derzeit können sie sich nicht autonom bewegen, geschweige denn Fußball spielen. Ihre erste zaghaften Schritte vor dem Messepublikum wagten sie mit einem Kabel im Kopf, das sie mit einem Steuerrechner verbindet. Hersteller und RoboCub-Enthusiasten zeigten sich bei der kurzen Präsentation des Nao in einer Spielpause zwischen den Wettbewerben aber zuversichtlich, dass man ihm in den verbleibenden zweieinhalb Monaten bis zur Roboterfußball-Weltmeisterschaft das Kicken schon noch beibringen könnte.

Nao ist mit einer nach vorne gerichteten Kamera sowie Ultraschall- und Abstandssensoren ausgerüstet. Drucksensoren unter den Füßen sollen Unebenheiten im Boden registrieren, Gyroskope sollen helfen, den Zweibeiner im Gleichgewicht zu halten. Gelenke und Servomotoren erlauben dem etwa einen halben Meter hohen Kerlchen Bewegungen in 24 Freiheitsgraden. Hersteller Aldebaran will Nao als kommerzielles Produkt auf den Markt bringen. Käufer sollen später mit grafischen Werkzeugen einfache Programme für ihren Roboter zusammenklicken können. Wie das aussehen könnte, zeigt eine Simulation des Roboters und seiner Bewegungen in Microsofts Entwicklungsumgebung Robotics Studio, die zusammen mit dem Roboter auf der Messe gezeigt wurde.

Der RoboCup German Open findet bereits zum zweiten Mal auf der Hannover Messe statt. Bei der offenen deutschen Meisterschaft messen sich Roboter in Disziplinen wie Fußball oder der Suche nach Verschütteten. Die Spielpläne und aktuellen Ergebnisse werden zeitnah veröffentlicht. Wer in Hannover erfolgreich ist, qualifiziert sich für die Weltmeisterschaften im chinesischen Suzhou im Juli. (pek)