Mehrere Interessenten für Orion Cable

Neben Kabel Deutschland sind laut Medienberichten auch weitere Kandidaten an dem Kabelnetzbetreiber interessiert. So sollen auch Investor Blackstone und DSL-Anbieter Versatel ein Gebot vorbereiten.

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Kabel Deutschland (KDG) will Orion, das hat der größte deutsche Kabelnetzbetreiber schon zu Protokoll gegeben. Doch für den angeschlagenen Kabelkonzern interessieren sich Medienberichten zufolge auch weitere Unternehmen aus teilweise ganz anderen Branchen. So sollen sich der Investor und Telekom-Großaktionär Blackstone sowie der Telekommunikationsanbieter Versatel ebenfalls für eine Übernahme rüsten.

Dabei geht es offenbar zunächst um die Orion-Tochter Tele Columbus. Der Netzebene-4-Betreiber ist überwiegend in den ostdeutschen Bundesländern sowie einzelnen westdeutschen Regionen präsent. Außer Tele Columbus gehört auch der vor allem in Berlin stark vertretenen Anbieter Primacom zur Orion-Gruppe, die wiederum von der luxemburgischen Escáline-Holding kontrolliert wird. Insgesamt erreicht die Gruppe nach eigenen Angaben rund 3,8 Millionen Haushalte und hat davon 3,2 Millionen angeschlossen.

Escáline ächzt laut Handelsblatt unter einer Schuldenlast von 1,7 Milliarden Euro. Eine knappe Milliarde davon soll nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) alleine auf Tele Columbus entfallen. Die Investmentgesellschaften hinter Escaline hatten die Finanzierung der Übernahmen mehrerer kleinerer Kabelnetzbetreiber der daraus gebildeten Orion Gruppe aufgebürdet. Zwar ist Tele Columbus operativ solide aufgestellt, doch fressen die gewaltigen Schulden die Gewinne auf und brachten das Unternehmen laut FTD an den Rand der Insolvenz.

Ein Schuldenmoratorium für die im August fällige Zinszahlung, das ein Großteil der Kreditgeber mittragen soll, verschafft Tele Columbus wieder Luft zum Atmen und eine Möglichkeit, die Verbindlichkeiten neu zu ordnen. Laut FTD wollen die Eigner und Banken so verhindern, dass der verschuldete Netzbetreiber zum Schleuderpreis verkauft werden muss. Die bisher vorliegenden Gebote von rund 450 Millionen Euro seien den Eigentümern zu niedrig.

Das Interesse von KDG liegt auf der Hand, Deutschlands Kabelprimus würde Anschlussnetze in neuen Regionen hinzugewinnen. Sollte Blackstone den Zuschlag erhalten, könnte der Investor die einzelnen Netze an die interessierten Kabelnetzbetreiber weiterreichen. Beides würde die Konsolidierung des zersplitterten deutschen Kabelmarkts vorantreiben.

Versatel dagegen sieht als Telefon- und DSL-Anbieter eine Chance, mit der Übernahme des Kabelnetzes seine Stellung auf dem TK-Markt auszubauen und sich als Wettbewerber der beiden Kabelgrößen KDG und Unitymedia positionieren. Die Düsseldorfer hatten im vergangenen Jahr bereits die kleineren Kabelnetzbetreiber Media Home und AKF übernommen. Versatel wurde in der Vergangenheit selbst immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt .

Allerdings könne Versatel die Übernahme von Tele Columbus nicht alleine stemmen, heißt es im Handelsblatt. In Finanzkreisen werde davon ausgegangen, dass die Versatel-Eigner die nötigen Mittel zuschießen. Der Investor Apax Partners hält über 40 Prozent des Netzbetreibers, mit jeweils 25 Prozent sind Cyrte Investments sowie der Internetanbieter United Internet beteiligt. (vbr)