Studie: Klimawandel könnte bis 2050 Deutschland 900 Milliarden Euro kosten

Was könnte es kosten, wenn die Temperaturen weiter steigen und es mehr Extremwetterereignisse gibt? Das haben Forschungsinstitute ausgerechnet.

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Das Technische Hilfswerk stellte nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 Infrastruktur wieder her.

(Bild: THW)

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Ein starker Klimawandel könnte in Deutschland von 2022 bis zum Jahr 2050 Kosten in Höhe von zusammengerechnet 900 Milliarden Euro verursachen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) und der Prognos AG im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Von 2000 bis 2021 seien mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden, alleine 80 Milliarden davon seit 2018, hieß es zur Vorstellung der Studie am Montag in Berlin. Selbst wenn sich die Erderwärmung in Grenzen hielte, sei immer noch mit einem Schaden bis 2050 von 280 Milliarden Euro zu rechnen.

Für die Studie wurden vergangene Extremwetterschäden wie die Hitzesommer 2018/2019 und die Flutkatastrophe 2021 untersucht sowie die volkswirtschaftlichen Kosten, die Deutschland künftig zu erwarten hat. Die Kosten wurden durch eine modellbasierte Szenario-Analyse für unterschiedliche Klimawandel-Entwicklungen (schwach, mittel, stark) ermittelt. Dabei seien die Ergebnisse der Analyse keine Prognose oder exakten Vorhersage, sie sollen vielmehr einen Eindruck der möglichen künftigen ökonomischen Folgen des Klimawandels vermitteln, heißt es in der Studie "Volkswirtschaftliche Folgekosten durch Klimawandel" (PDF).

Nach vorliegenden Klimaprojektionen sei zu erwarten, dass die mittleren Lufttemperaturen in Deutschland weiter ansteigen, deutlich häufiger und intensiver würden voraussichtlich Hitzewellen, heißt es in der Studie. Auch sei zu erwarten, dass sich bestehende Trends zu Niedrigwasserereignissen verstärken werden. Zugleich werden voraussichtlich die durchschnittlichen Niederschlagsmengen leicht zunehmen, vor allem im Winter und im Frühjahr, während sie im Sommer zurückgehen werden. Wahrscheinlich werde es häufiger und intensiver Starkregen geben als bisher.

Insgesamt sei also künftig mit mehr Extremwettereignissen und damit höheren Schäden zu rechnen, heißt es in der Studie. Direkte materielle Schäden seien zerstörte Gebäude und Infrastrukturen, Produktionseinbußen wegen Ausfall von Arbeitnehmenden, Ertragsausfälle in der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft sowie Gesundheitskosten. Indirekte materielle Schäden ergeben sich durch Produktionseinbußen wegen Problemen von Zulieferern und Absatzeinbußen wegen Nachfragerückgang.

Zu den finanziell messbaren Schäden kommen gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität, ein beeinträchtigtes Landschaftsbild, psychische Belastung durch Verlust von Angehörigen und politische Instabilität.

Die möglichen Schadenskosten des Klimawandels könnten durch "rein monetäre Investitionen" je nach Ausprägung der Klimakrise vollständig (schwacher Klimawandel), um 80 Prozent (mittlerer Klimawandel) oder um 60 Prozent (starker Klimawandel) reduziert werden, geht aus der Studie weiter hervor. Besonders wichtig seien naturbasierte Lösungen wie etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden, indem Wälder und Moore erhalten werden.

Die Bundesregierung arbeitet momentan nach ihren Angaben an einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen. Sie sei Teil des Klimaanpassungsgesetzes, dessen Entwurf das Bundesumweltministerium bald in die Ressortabstimmung geben will. Damit soll strategischer Handlungsrahmen für die Klimaanpassung in Deutschland geschaffen werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium weist darauf hin, dass Deutschland das Tempo der Transformation des Energiesystems deutlich beschleunigen müsse. Wichtig sei dabei die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Bedeutend sei auch, Planungen, Projekte und Verfahren zu beschleunigen. Durch die Zustimmung des Bundesrats am Freitag ist dies künftig möglich.

(anw)