Flash-Cache auf Mainboards: SSD-Killer oder sinnlos?
Für 2010 hat Intel einen neuen Anlauf beim Flash-Cache für Festplattendaten angekündigt, nun sind widersprüchliche Berichte darüber erschienen.
Steckbare und mit NAND-Flash-Chips bestückte Speichermodule sollen als Braidwood-Technik ab 2010 Desktop-Rechner beschleunigen. Durch das Puffern von Daten, die das Betriebssystem sonst von der Festplatte laden müsste, sollen bestimmte Programme sowie das Betriebssystem selbst deutlich schneller starten – das hat Intel auf der Computex versprochen. Mainboards mit Anschlussmöglichkeiten für ein ONFI-NAND-Flash-DIMMs waren bereits auf der CeBIT zu sehen, auf der Computex hatte Asus P57-Boards für LGA1156-Prozessoren mit einer solchen Steckfassung gezeigt.
Jim Handy von der Beratungsfirma Objective Analysis hat die Möglichkeiten der Braidwood-Technik analysiert und behauptet in seiner kostenpflichtigen Studie, dass Intels Flash-Cache so gut funktioniere, dass viele potenzielle Käufer von Solid-State Disks (SSDs) auf die Anschaffung der noch sehr teuren Flash-Massenspeicher verzichten dürften. Die Studie ist zwar nicht frei zugänglich, doch hält sie beispielsweise der ehemalige MemoryLogix- und Montalvo-Systems-Mitarbeiter Peter N. Glaskowsky für glaubwürdig.
Vor einigen Tagen war bei Fudzilla allerdings zu lesen, Intel wolle Braidwood nun doch nicht bringen und komplett auf den Ein-Chip-"Chipsatz" P57 verzichten, der sich außer durch den eingebauten NAND-Flash-Controller kaum vom P55 unterscheide.
Zurzeit ist also unklar, ob Flash-Cache auf Mainboards überhaupt kommt und welche Vorzüge die Technik bringen kann. Intels Vorstöße mit dem per PCI Express angebundenen Turbo Memory für die SuperFetch- beziehungsweise ReadyDrive-Technik von Windows Vista waren jedenfalls kläglich gescheitert, ebenso wie die damals angepriesenen Hybrid-Festplatten. Man vermutet, dass einerseits Microsoft die ReadyDrive-Technik grundsätzlich nicht in den Griff bekam und andererseits die Flash-Caches mit bloß 512 MByte oder 1 GByte Kapazität viel zu klein waren, um spürbare Vorteile zu bringen. Auch andere Hersteller wie AMD (HyperFlash) und SanDisk (Vaulter Disk) hatten Flash-Caches für Windows angekündigt, diese kamen aber so gut wie nie zum Einsatz.
Intel stellt selbst eine der leistungsfähigsten Flash-SSDs für Desktop-Rechner und Notebooks her; möglicherweise hält es Intel aus wirtschaftlichen Gründen für sinnvoller, statt Braidwood-DIMMs lieber komplette SATA-SSDs zu verkaufen. Andererseits könnten ONFI-2.0-Flash-DIMMs deutlich höhere Datentransferraten als SATA-II-SSDs erreichen, wenn sie direkt am Chipsatz angebunden sind. Sun arbeitet an Flash-Speichermodulen für den Server-Einsatz, mehrere Firmen verkaufen bereits PCIe-Karten mit Flash-Speicher und sehr hohen Datentransferraten von mehreren hundert MByte/s.
PC-Mainboard-Chipsätze mit integrierten SATA-3.0-Adaptern sind noch nicht in Sicht; selbst wenn es bereits SATA-3.0-SSDs und passende Hostadapter gäbe, wäre die Technik deshalb zur Beschleunigung des PC-Bootvorgangs ungeeignet: Die Firmware zusätzlicher Hostadapter verlängert meistens die Boot-Dauer, so dass eventuelle Vorzüge schneller Flash-Speicher geschmälert würden. (ciw)