Tausende Nutzer könnten Geld mit Krypto-Trading-App verloren haben

Laut einem Bericht der BBC haben viele Menschen weltweit Geld verloren, weil sie in einer Trading-App für Kryptowährungen in sogenannte Bots investierten.

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(Bild: Zakharchuk/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand
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Mit dem Versprechen auf hohe Renditen verlockt derzeit ein dubioses Unternehmen namens "Iearn Bot" Menschen dazu, Geld zu investieren. Das berichtet BBC online. In dem ausführlichen Bericht kommt unter anderem eine Frau aus Rumänien zu Wort, die auf diese Weise vermutlich einiges Geld verlor. Zum Schutz ihrer Person wird die Frau in dem Bericht nicht mit ihrem richtigen Namen erwähnt, sondern „Roxana“ genannt.

Sie habe Hunderte von Euro verloren, berichtet Roxana der BBC. Iearn Bot fordere Kunden auf, mit der eigenen Trading-App für Kryptowährungen sogenannte Bots zu kaufen. Spezielle KI-Algorithmen würden demnach garantieren, dass diese Investition den Kunden hohe Renditen beschert, so das Versprechen der Firma. Sie habe einen Monat lang in einen Bot investiert, erzählt Roxana den BBC-Reportern. Grafische Darstellungen in der App legten zunächst nahe, dass sich ihre Anlage gut entwickele. "Es sah ziemlich professionell aus", so Roxana, "bis sie irgendwann Wartungsarbeiten ankündigten." Ihr Geld wurde eingefroren. Als sie eine Abhebung beantragte, verschwand das Geld. "Das Portfolio wurde auf null gesetzt – aber meinem Konto wurde nichts gutgeschrieben."

Die Nutzung der Iearn Bot-App sei in Rumänien unter anderem deshalb verbreitet, weil der prominente rumänische IT-Experte Gabriel Garais sie unterstützte. Garais sagte laut BBC, dass auch er zur Nutzung der App verleitet worden sei und Geld verloren habe. Silvia Tabusca, eine rumänische Expertin für organisierte Kriminalität, untersuchte das Iearn Bot-System und stellte fest, dass auch in anderen Ländern viele Menschen damit Geld verloren haben. "Nach dem, was wir gesehen haben, ist die Zahl der Investoren recht hoch", sagt sie gegenüber der BBC. "Am Anfang funktioniert die App sehr gut. Wenn sie genug Investoren haben, in einem bestimmten Land genug investiert wurde, lassen sie dieses Land nicht mehr zu und eröffnen andere Länder."

In einem aufwendig produzierten YouTube-Video stellt sich Iearn Bot als ein in den USA ansässiges Unternehmen mit ausgezeichneten Referenzen dar. Als Gründer des Unternehmens wird ein kanadischer Unternehmer und Finanzexperte genannt. Der BBC sagte der Mann, er habe noch nie von Iearn Bot gehört und habe bei der Polizei Anzeige erstattet. In dem Video und auf seiner Website nennt das Unternehmen auch eine Reihe von "strategischen Partnern", darunter das Massachusetts Institute of Technology (MIT), Huawei und Qualcomm. Das MIT und die genannten Firmen erklärten ebenfalls, sie wüssten nichts von dem Unternehmen und würden nicht mit ihm zusammenarbeiten.

Iearn Bot drängt Kunden laut Tabusca dazu, weitere Menschen für die App zu werben: "Die Art und Weise, wie die Leute in diesem Unternehmen agieren, ähnelt eher einem Schneeballsystem als einem echten Unternehmen". Der BBC liegen Chat-Unterhaltungen vor, in denen Personen, die sich als Mitarbeiter des Iearn Bot-Serviceteams ausgaben, Anlegern mitteilten, dass sie 30 Prozent Gebühr zahlen müssten, um ihr Geld abheben zu können. "Einige Leute wollten unbedingt ihr Geld zurückbekommen und zahlten diese Gebühr – aber sie konnten trotzdem nichts abheben", sagte Tabusca der BBC. Die Journalisten haben Iearn Bot wiederholt um eine Stellungnahme gebeten, aber bisher noch keine Antwort erhalten.

In einigen Ländern, darunter Nigeria und Kolumbien, wurden Lokalpolitiker laut BBC von sogenannten Iearn Bot-Mentoren dazu gedrängt, regelrechte Rekrutierungsveranstaltungen für neue Kunden zu organisieren; die Kommunikation mit den "Mentoren" fand über Telegram statt. In Kolumbien stoppte das Unternehmen seine Auszahlungen im Dezember und teilte den Kunden mit, dass Investitionen in der Kryptowährung USDT aktuell in eine neue Münze namens iBot umgewandelt würden. Iearn Bot bat die Anleger, sich bis März zu gedulden, wenn iBot offiziell eingeführt werden sollte. Offenbar warten die Kunden jedoch immer noch darauf, auf ihr Geld zugreifen zu können.

Mit Hilfe eines Analysten gelang es der BBC, eine wichtige Krypto-Wallet zu identifizieren, die Zahlungen von etwa 13.000 potenziellen Opfern erhielt und auf diese Weise in weniger als einem Jahr fast 1,3 Millionen Dollar einsammelte. Die Reporter konnten jedoch nicht nachvollziehen, wohin und an wen das Geld geflossen ist.

(dwi)