Solardächer über Autobahnen: Projekt-Baubeginn erneut verschoben

In Baden-Württemberg soll eine Fahrbahn an einer Raststätte testweise mit Solarmodulen überdacht werden. Baubeginn soll nun im zweiten Quartal sein.

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Anders als in diversen Renderings vom BASt, Fraunhofer ISE oder hier von Forster Industrietechnik dargestellt soll der Demonstrator nicht direkt über der Fahrbahn der A81 errichtet werden.

(Bild: Forster Industrietechnik)

Lesezeit: 3 Min.

An der Autobahn A81 an der Rastanlage "Im Hegau – Ost" in der Nähe von Singen in Baden-Württemberg soll testweise ein Abschnitt mit Solarmodulen überdacht werden. Baubeginn sollte im laufenden Quartal sein, er wurde auf das kommende Quartal verschoben. Das teilte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auf Anfrage von heise online mit.

Einen konkreten und schwerwiegenden Grund für die Verzögerung gebe es nicht, es gebe verschiedene kleinere Ursachen, sagte die Sprecherin, beispielsweise in der Terminfindung. Dies sei angesichts der vielen Beteiligten mitunter nicht vermeidbar. Ähnlich lautete die Begründung, als voriges Jahr der Termin für den Baubeginn verschoben wurde. Nun heißt es von der BASt neuerdings, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wolle dabei sein, wenn der Startschuss fällt.

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Geplant ist, über der Durchfahrgasse der Rastanlage Hegau-Ost, also neben der eigentlichen Autobahn, ein 10 m × 14 m großes Dach aus PV-Modulen etwa 5,50 m über der Fahrbahn aufzuständern. Aus dem Pilotprojekt wollen die Projektbeteiligten unter Leitung des Austrian Institute of Technology (AIT) Erkenntnisse gewinnen, wie solche Anlagen sicher konstruiert werden können. Weiter beteiligt an dem "PV-Süd" genannten Projekt sind das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und die Forster Industrietechnik GmbH.

Mit dem Projekt wird nicht anvisiert, längere Autobahnabschnitte mit Solarmodulen zu überdachen. Um die "wesentlich höheren technischen Anforderungen eines Tunnels oder einer Einhausung" insbesondere angesichts des schnell fließenden Verkehrs auf Autobahnen zu vermeiden, werde die maximale durchgehend überdachte Länge auf 80 m beschränkt, erläutert das BASt. Es sei zu erwarten, dass die Technik über fließendem Verkehr vermutlich eher über Auf- und Abfahrten, an Tunnelportalen, Brücken oder kurzen Streckenabschnitten eingeführt wird.

Jakob Forster, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer ISE, hatte gegenüber heise online auf die besonderen Anforderungen für ein Solardach über einer Autobahn hingewiesen. Im Gegensatz zu solarüberdachten Parkplätzen müsse der fließende Verkehr berücksichtigt werden; beispielsweise, könne ein schwerer Lkw die Leitplanke durchbrechen und gegen einen Ständer prallen. Berücksichtigt werden müsse auch, dass es bei Regen zu einer Art Wasservorhang kommen könne, wenn das Dach nicht wasserdurchlässig wäre. Das alles sei aber technisch handhabbar.

In der Schweiz wird an ähnlichen Plänen gearbeitet. Ende März 2022 wurde dort auf der Halbüberdachung der Autobahn A2 bei Zofingen-Strengelbach eine Photovoltaikanlage eingeweiht. Sie erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 3200 m². Das Schweizer Unternehmen Energiepier hat zwei Pilotprojekte in der Schublade, bei denen längere Autobahnabschnitte solardüberdacht werden sollen.

(anw)