Wirtschaftsministerium zieht sich aus gezielter Open-Source-Förderung zurück

Eine "wettbewerbsneutrale" Ausschreibungspolitik soll freie Software bei Bund, Ländern und Kommunen voranbringen.

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Das Bundeswirtschaftsministerium will Einzelprojekte im Bereich freier Software nicht mehr gezielt fördern. Auch die millionenschweren Pläne zum Ausbau des Gnu-Privacy-Projekts (GnuPP) auf Basis der freien Verschlüsselungssoftware GnuPG sind auf Eis gelegt worden.

Man habe viel aus dem Versuch gelernt, freie Kryptographieprogramme in die Breite zu tragen, erklärte Ulrich Sandl, Referatsleiter IT-Sicherheit im Bundeswirtschaftsministerium, Ende vergangener Woche auf dem "eGovernment"-Kongress der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Doch zunächst gelte es, Interoperabilitätsprobleme zwischen dem Standard S/MIME, den vor allem das Bundesinnenministerium präferiert, und GnuPG/PGP auszuräumen. Diese Verknüpfungsarbeit stehe momentan im Vordergrund.

Generell setzt das Wirtschaftsministerium nun darauf, den Wettbewerb zwischen freier Software und der proprietären Welt allgemein zu verstärken. Neutral gehaltene Ausschreibungen der öffentlichen Hand sollen dabei helfen. "Heute sind Förderprogramme häufig per se auf Microsoft ausgerichtet", weiß Sandl. Ein Gutachten von einem "nicht weltanschaulich gebundenen Institut" solle neue verbindliche Ausschreibungskriterien definieren. "Bislang gibt es keine geschlossene Open-Source-Strategie der Bundesregierung und der Länder", gab Sandl zu. Linux sei aber "ein gutes Druckmittel", um auch Microsoft auf offene Schnittstellen und Standards zu verpflichten. "Wir kriegen jetzt alles frei Haus, was wir uns früher nicht einmal zu wünschen gewagt haben", erklärte der Regierungsvertreter unter Anspielung auf das erweitere Shared-Source-Programm der Redmonder und die erst jüngst wieder gewährten Rabatte bei Lizenzverhandlungen. (Stefan Krempl). (wst)