Oracle und PeopleSoft kämpfen mit harten Bandagen

Beide Unternehmen buhlen nun in ganzseitigen Anzeigen in großen US-Tageszeitungen um die Gunst der Aktionäre und der Kunden.

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  • dpa

Die feindliche Übernahmeschlacht zwischen Oracle und dem US-amerikanischen Softwareanbieter PeopleSoft wird immer härter. Die Unternehmen fechten ihren Streit nicht nur vor mehreren Gerichten aus, sondern kämpfen nun auch in ganzseitigen Anzeigen in großen US-Tageszeitungen um die Gunst der Aktionäre und der Kunden. "Lasst euch vom Verwaltungsrat nicht eure Wahl wegnehmen", wendet sich Oracle heute in riesigen Zeitungsanzeigen direkt an die PeopleSoft-Aktionäre. "Bargeld von Oracle" statt einer "unsicheren Zukunft mit dem gegenwärtigen Management", heißt der Anreißer. Wiederholt verweist Oracle-Chef Larry Ellison auf den in den letzten Jahren stark gefallenen PeopleSoft-Aktienkurs und die schrumpfenden Neulizenz-Einnahmen.

Oracle, der zweitgrößte Softwarekonzern der Welt, hatte in einem feindlichen Übernahmeangebot vorvergangene Woche 5,1 Milliarden US-Dollar (4,4 Milliarden Euro) oder 16 US-Dollar je Aktie für PeopleSoft geboten. Neben vielen Spekulationen über die Motive des Übernahmeangebots vermuteten Branchenkenner auch, dass Oracle damit die geplante Fusion von PeopleSoft und dem Softwareunternehmen J.D. Edwards verhindern wollte.

PeopleSoft-Chef Craig A. Conway, selbst einmal Oracle-Mitarbeiter, wirft seinem ehemaligen Unternehmen seinerseits in ganzseitigen Zeitungsanzeigen vor, mit der feindlichen Übernahme nur die Vernichtung von PeopleSoft als starken Konkurrenten zu bezwecken. Oracle wolle sämtliche PeopleSoft-Produkte aufgeben und die Kunden zwingen, sich auf Anwendungs- und Datenbank-Software von Oracle umzustellen.

An die eigenen Kunden plädiert Conway, die Gesellschaft mit geplanten Käufen in diesem Monat zu unterstützen. Sein Unternehmen werde die angestrebte Fusion mit J.D. Edwards "zuversichtlich fortsetzen", sagt Conway. PeopleSoft hatte im Zuge eines Aktientauschs 1,7 Milliarden US-Dollar für J.D. Edwards offertiert, ehe Oracle wenige Tage später sein feindliches Übernahmeangebot für PeopleSoft gemacht hatte.

"Wir haben einen bindenden Vertrag -- und bereits damit begonnen, ihn umzusetzen", sagte Robert Dutkowsky, Chef von J.D. Edwards, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Börsenbeobachter glauben, dass PeopleSoft sein Aktientauschangebot für J.D. Edwards möglicherweise in eine Barofferte umwandeln könnte, um den Kauf zu beschleunigen.

PeopleSoft hatte Oracle bereits am vergangenen Freitag in Kalifornien wegen unfairen Geschäftspraktiken, Geschäftsschädigung und Eingriffen in die Beziehungen zwischen PeopleSoft und seinen Kunden verklagt. Oracle wolle die Lebensfähigkeit von PeopleSoft untergraben, indem die Produkte schlecht gemacht und Zweifel bei den Kunden sowie potenziellen Interessenten hervorgerufen würden. PeopleSoft verlangte im Alameda-Bezirksgericht eine einstweilige Verfügung gegen eine Fortsetzung der Oracle-Kaufofferte. J.D. Edwards hatte Oracle bereits zuvor in zwei Gerichten wegen Wettbewerbsbehinderung verklagt.

Oracle, PeopleSoft und J.D. Edwards konkurrieren als Anbieter von Anwendungssoftware für Unternehmen miteinander. Profitieren könnte von dem Streit allerdings vor allem Branchenführer SAP. Das deutsche Softwarehaus aus Walldorf werde bei einer Investorenkonferenz in den USA "mit Freuden darauf hinweisen, wie der Markt durch diese Pläne gestört wird und sie selbst davon profitieren können", schätzt Kevin Ashton, Analyst bei der Deutschen Bank in London. "Sie werden klar machen, dass sie die stabile, verlässliche Alternative sind." (dpa) / (anw)