Gegen Stress: Forscher entwickeln Streichelmaschine

Erwünschte Körperberührungen führen beim Menschen zu einer Reduktion von Angst und Stress. New Yorker Forscher machen sich das nun maschinell zunutze.

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Streichelmaschine gegen Stress

Streicheln beruhigt: Das noch recht große Gerät aus dem People-Aware Computing Lab.

(Bild: Yiran Zhao, Yujie Tao / People-Aware Computing Lab)

Lesezeit: 2 Min.

Kuschelroboter, die einsamen, schlaflosen oder auch demenzkranken Menschen beistehen, gibt es schon seit einigen Jahren. Nun will ein Team der Cornell University in New York ein tragbares Gerät schaffen, das Menschen auch unterwegs mit Streicheleinheiten beruhigen kann.

Die Demonstrationshardware des Teams um Yiran Zhao vom Institut für Informationswissenschaften ist derzeit noch etwas voluminös: Das Gerät in der Größe eines Lineals und in der Form einer abgeflachten Hantel wird am Arm angebracht und mittels Riemen befestigt. Innen befindet sich ein Stück synthetisches Fell, das sich mittels eines kleinen Motors sanft über die Haut bewegen lässt. Damit sollen Menschen, die gestresst sind, auf Knopfdruck etwas gegen Angst und Panikattacken tun können – besonders in akuten Situationen, in denen es keine Hilfe durch andere gibt.

Das Grundprinzip ist bereits erforscht und nennt sich Affective Touch. Dabei sorgen erwünschte sanfte Berührungen dafür, dass sich ein Mensch, der unter großem Stress steht, beruhigt. In ihrem Paper schreiben die Forscher um Zhao, dass das mit ihrem Gerät in einer Probandengruppe mit 24 Personen durchaus funktionierte. Um den Stress auszulösen, mussten zwölf der Teilnehmer unter anderem Matheaufgaben lösen, eine Rede vorbereiten und diese halten. Dabei wurde das Gerät bei einem Teil der Gruppe aktiviert, beim anderen nicht. Danach gab es Interviews mit Stressbewertungen. Parallel wurde das Stressniveau mit einem Herzfrequenzgerät gemessen, über die Herzfrequenzvariabilität erfasst wurde.

"Unsere Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer, die die Affective-Touch-Berührungen erhielten, im Vergleich zu den Teilnehmern der Kontrollgruppe einen geringeren Angstzustand aufwiesen – bei gleichem physiologischen Stressreaktionsniveau", so die Forscher. Das heißt: Das Gerät beruhigt zwar, reduziert den Stress dadurch aber nur indirekt. Auch eine bessere Emotionsregulierung ließ sich feststellen, das System biete Unterstützung durch die Berührung und leite Aufmerksamkeit um. Ein Studienteilnehmer gab an, es habe sich angefühlt, als würde man von einem Teddybär gestreichelt.

Das aktuelle Gerät ist noch recht groß, könnte aber miniaturisiert auch in eine Computeruhr passen. Weiterhin könnte der Funktionsumfang noch erweitert werden, etwa mit Vibrationseffekten. Auch sollte die Hardware sich automatisch aktivieren und nicht vom Nutzer eingeschaltet werden müssen, sagte Zhao gegenüber dem New Scientist. "Das Endziel ist nicht, dass die Leute dieses Gerät manuell aktivieren. Mein Ziel ist es Interventionen zu entwickeln, die Menschen helfen können, während sie etwas anderes tun."

(bsc)