DivX 5.1 und "Q"

Am Rande der IFA sprach heise online mit dem DivX-Schöpfer Jerome "Gej" Rota über die Zukunft des "MP3 für Video".

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Am Rande der IFA sprach heise online mit dem DivX-Schöpfer Jerome "Gej" Rota über die Zukunft des "MP3 für Video". Nach den Worten des Mitgründers von DivXNetworks und "Codec Team Lead" Gej steht DivX 5.1 (Pro) kurz vor der Vollendung und soll in wenigen Tagen erscheinen. Die Entwickler haben sich im Wesentlichen darauf konzentriert, den Decoder zu beschleunigen, sodass nun auch schwachbrüstige CPUs DivX problemlos abspielen sollen. Selbst VIAs EPIA-Boards sollten beim Abspielen nicht mehr ins Stocken geraten. Der Encoder sei insbesondere dank des neuen psychovisuellen Modells und des "Bitrate Distortion"-Algorithmus verbessert worden. Zudem soll das automatische Postprocessing (Stärke ist abhängig vom Bewegungsreichtum der Szene) erhebliche subjektive Qualitätsverbesserung mit sich bringen.

Auch die DivX-Komplettlösung Dr.DivX stünde vermutlich pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in Version 1.5 zum Download bereit. Wichtigste Neuerung (abgesehen von DivX-5.1-Unterstützung): in AVIs eingebettete grafische Untertitel.

Angesprochen auf "DivX 6" meinte Gej, es werde DivX 6 überhaupt nicht geben, stattdessen soll die neue Ausgabe voraussichtlich "Q" heißen -- ebenso wie James Bonds Gadget-Lieferant.

"Q" solle im Unterschied zum bisherigen DivX nicht nur ein Video-Codec werden, sondern ein "Multimedia-Codec", bei dem DivXNetworks alles aus einer Hand liefere, sprich Video, Audio und Containerformat. In den vergangenen Monaten sei klar geworden, dass sich viele der Probleme, die sich insbesondere beim Zertifizieren von Hardware ergeben haben, nur durch einen solchen Schritt vermeiden ließen. Dennoch wird man den Codec weiterhin in beliebige Container einbetten und mit verschiedenen Audio-Codecs kombinieren können. Immerhin wolle man keineswegs, dass ein "neuer Gej" daherkomme und den Codec hackt, um ihn so einsetzen zu können, wie er will -- so geschehen vor wenigen Jahren, als Gej Microsofts MPEG4v3.dll hackte, um sie aus Microsofts proprietärem ASF-Format zu befreien.

Da sich DivXNetworks in erster Linie auf Video-Codecs verstünde, werde man den passenden Audio-Codec lizenzieren, man habe einige Kandidaten im Auge, und diskreten Surround-Sound wolle man auch -- bei weniger als der Hälfte typischer AC3-Bitraten (de facto bleiben da momentan nur AAC oder Ogg Vorbis). Auch beim Container-Format wolle man keine zu tiefen Änderungen vornehmen. AVI sei zwar nicht optimal, aber mit einigen kleinen Korrekturen (etwa bei der Unterstützung variabler Frameraten und Streaming-Fähigkeit) muss nicht viel verändert werden.

Bei Fragen nach technischen Details zu "Q", über das DivXNetworks-CEO Jordan Greenhall bereits anlässlich der CeBIT sprach, hielt sich der DivX-Schöpfer noch bedeckt. Man werde sich wohl von offenen Standards verabschieden, weil die Spezifikationen von MPEG-4 und auch H.264/AVC einfach zu sehr aufgebläht seien und die Entwicklung aufgrund der Gremienstruktur und Lizenzpolitik der Moving Picture Experts Group zu langsam voranginge.

Man rechne damit, dass "Q" im zweiten oder dritten Quartal 2004 fertig sei. Dass es aber tatsächlich, wie auf der CeBIT angedeutet, zunächst eine Open-Source-Version geben werde, hält Gej für nahezu ausgeschlossen. Stattdessen wolle man vorzeitig mit Hardware-Entwicklern zusammenarbeiten, um pünktlich zur Veröffentlichung von "Q" Geräte am Markt zu haben, die die mit dem Codec erstellen Multimedia-Dateien abspielen können. DivX-Anwender und Besitzer (oder potenzielle Käufer) aktueller DivX-Hardware müssten sich übrigens keine Sorgen machen. Die Firma will auch weiterhin DivX 3.11/4.x/5.x unterstützen. (vza/c't) / (jk)