Intershop-Chef macht sich Hoffnung

Intershop gelingt es laut Jürgen Schöttler zunehmend besser, die Betriebskosten dem Umsatz anzupassen.

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  • dpa

Das angeschlagene Software-Unternehmen Intershop verabschiedet sich von der US-Computerbörse NASDAQ. Den Rückzug innerhalb der nächsten sechs Monate begründete Vorstandschef Jürgen Schöttler am Donnerstag in Jena mit Kostenersparnissen. Die Entscheidung habe keinen Einfluss auf das USA-Geschäft. "Die Niederlassung bleibt." Nach Ansicht von Schöttler zeigt der harte Sanierungskurs mit erneutem Stellenabbau Wirkung. Intershop habe seine Finanzprobleme besser im Griff.

Nach den vorgelegten Ergebnissen für das dritte Quartal stieg der Umsatz um 16 Prozent, der Nettoverlust verringerte sich zum Vorquartal um 43 Prozent. Die Zahl der Angestellten sank von 445 auf 326 und soll vor allem durch weiteren Abbau im Ausland auf 250 gesenkt werden. In Jena wurde eine Beschäftigungsgesellschaft gegründet. Die Börse reagierte auf die Quartalszahlen mit einem Kursaufschlag von mehr als acht Prozent auf 1,78 Euro.

Intershop gelingt es laut Schöttler zunehmend besser, die Betriebskosten dem Umsatz anzupassen. Dadurch werde der Geldverbrauch gestoppt. "Es ist wichtig, dass wir selbstständig überlebensfähig sind", sagte er in einem dpa-Gespräch. Das verbessere auch die Position bei noch immer laufenden Gesprächen mit Investoren über eine Finanzspritze. "Ich muss, um das Unternehmen überlebensfähig zu halten, nicht morgen einen Investor haben. Aus der Situation sind wir 'raus." Der neue Vorstandschef schloss auch den Einstieg eines anderen Unternehmens bei dem auf Programme für den Internethandel spezialisierten Software-Anbieter nicht aus.

Die Gesamtliquidität von Intershop sank seit Juni nicht weiter und wurde mit 10,9 Millionen Euro angegeben. Die frei verfügbaren Mittel stiegen von 3,8 auf 4,2 Millionen Euro. "Das genügt", sagte Schöttler. Er räumte jedoch ein: "Wenn unsere Barmittelposition größer wäre, würde uns das einiges im Umgang mit den Kunden erleichtern."

Von Juni bis September stieg der Umsatz des einstigen Aushängeschilds der Internetwirtschaft im Vergleich zum Vorquartal von 5,6 auf 6,5 Millionen Euro bei steigenden Erlösen aus dem Verkauf von Software-Lizenzen. Der Nettoverluste sank von 6,6 Millionen Euro auf 3,8 Millionen Euro. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Schöttler. An der Prognose für das Gesamtjahr mit einem Umsatz von 23 bis 25 Millionen Euro bei einem Verlust von etwa 20 Millionen Euro hielt er fest. Auf dem Softwaremarkt gebe es erste positive Signale. "Das Licht am Ende des Tunnels ist aber noch weit entfernt."

Schöttler kam im vergangenen Jahr von Messer Griesheim als Finanzchef zu Intershop nach Jena. Im Juli 2003 übernahm der promovierte Ökonom den Vorstandsvorsitz von Firmengründer Stephan Schambach. Der 33-Jährige hält 19 Prozent der Aktien von Intershop und konzentriert sich im Vorstand auf Produktentwicklung und Kunden. (dpa) / (jk)