Nokia baut 2010 weniger Smartphones

Bei Forschung und Entwicklung will der finnische Weltmarktführer sparen. Das heißt auch, dass Nokia im kommenden Jahr weniger Modelle präsentieren wird. Eine neue Chefin soll in der Smartphone-Sparte das Ruder herumreißen.

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Nokia will im margenstarken Smartphone-Geschäft im kommenden Jahr mit deutlich weniger Modellen punkten. Um rund die Hälfte will der Handyhersteller sein Portfolio in dem wichtigen Segment eindampfen, sagte die frischgebackene Chefin der Smartphone-Sparte, Jo Harlow, im Rahmen des Finanzmarkttages der Finnen in Helsinki. Mehr Konzentration auf weniger Produkte lautet das neue Motto. 2010 darf man von Nokia also noch etwa zehn neue Smartphones erwarten.

Jo Harlow soll Nokias Probleme im Smartphone-Bereich lösen. Analysten geben einen Tipp: Palm kaufen.

(Bild: Nokia)

Zuvor hatte CEO Olli-Pekka Kallasvuo angekündigt, Nokia werde im Smartphone-Bereich mit trotz sinkender Preise höhere Margen erzielen. Dafür soll der Aufwand für Forschung und Entwicklung weiter heruntergefahren werden: unter zehn Prozent des Umsatzes. Das kostet Arbeitsplätze, wie etwa die 330 Jobs an Entwicklungsstandorten in Finnland und Dänemark. Auch ein schlankeres Portfolio soll nun dazu beitragen, die Entwicklungskosten zu senken.

Den schleichenden Marktanteilsverluste bei den Smartphones stoppen soll nun Harlow, die seit Oktober die Sparte führt. Ein Vorbild an Effizienz ist Konkurrent Apple, der als Newcomer in nicht einmal drei Jahren mit nur einem Modell einen globalen Marktanteil von 3 Prozent errungen hat, bei den Smartphones sind es stattliche 17 Prozent. Apples Erfolg verweist auf Nokias größtes Problem: die Software hinkt der Konkurrenz (iPhone, Android, Palms WebOS) hinterher.

Dennoch werden die Finnen nicht müde, ein Bekenntnis zu ihrem Betriebssystem Symbian nach dem anderen abzugeben. 2010 soll das System gründlich renoviert werden. Vielleicht die letzte Chance: Sollte es Nokia nicht gelingen, Symbian bei Funktion und Usability in der von Apple definierten ersten Liga mitspielen zu lassen, bleibt als mögliche Alternative noch das Linux-basierte Maemo. Doch bis dahin dürfte sich Android als zu starke Konkurrenz etabliert haben.

Schon mehren sich die Stimmen – auch aus der Finanzwelt – Nokia müsse jetzt handeln. Neue Nahrung also für die mit schöner Regelmäßigkeit aufflammenden Gerüchte, die Finnen könnten Palm übernehmen. Der Handheld-Veteran hat mit WebOS und dem Pre alles auf eine Karte gesetzt und ist noch nicht über den Berg. Nokia könnte mit einer Übernahme sein Software-Problem lösen, meint etwa Analyst Brian Blair. Palm-Chef Jon Rubinstein solle dann die Handysparte führen: "Falls Sie es vergessen haben, Jon Rubinstein hat bei Apple gearbeitet und dabei geholfen, den iPod zu erschaffen."

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(vbr)