Nokia spart weiter bei Forschung und Entwicklung [Update]

Nokia muss sparen und entlässt mehr als 300 Entwickler in Finnland und Dänemark. Laut unternehmensnahen Kreisen wird zudem eine milliardenschwere Abschreibung auf die Kartendaten-Tochter Navteq die nächste Bilanz verhageln.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Handyhersteller Nokia schränkt im Gefolge von roten Zahlen seine Aktivitäten bei Forschung und Entwicklung weiter ein. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen am finnischen Standort Oulu 230 Stellen und in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen 100 Stellen gestrichen werden. Das seien zwei Prozent des Gesamtpersonals dieser Unternehmenssparte, hieß es weiter.

Nokia hatte im dritten Quartal zum ersten Mal seit 1993 rote Zahlen geschrieben. Als eine wichtige Ursache galt dabei unter anderem der fehlende Erfolg in dem ertragreichen Markt neuer Smartphones. Bei dem zusammen mit Siemens betriebenen Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) sollen wegen anhaltender Verluste bis 2010 etwa 6000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Schon im Frühjahr hatte Nokia 1700 Stellenstreichungen im Gesamtkonzern mit Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung verkündet. Das Unternehmen beschäftigte zum Jahresauftakt weltweit 126.000 Mitarbeiter.

[Update]:
Unternehmensnahen Kreisen zufolge zufolge muss Nokia jedoch weit mehr Geld sparen: Die Aquisition von Navteq, die das Unternehmen mehr als fünf Milliarden Euro gekostet hatte, könnte zu einem drastischen Abschreibungsbedarf führen. Derzeit würden in der Unternehmenszentrale hitzige Diskussionen zwischen der Unternehmensführung und den Wirtschaftsprüfern von PriceWaterhouseCoopers über den in der Bilanz verbleibenden Wert des Unternehmens geführt. Dabei gehe es um eine Abschreibung in Höhe zwischen drei und vier Milliarden Euro. Dies würde Nokias Bilanz für das kommende Quartal ruinieren. Auch könne die "völlig überteuerte Aquisistion" zu einer Ablösung von Nokias Chef Olli-Pekka Kallasvuo führen. Bereits im dritten Quartal dieses Geschäftsjahres musste Nokia unter anderem durch Abschreibungen auf die Netzwerksparte Nokia Siemens Networks rote Zahlen melden.

Der Bilanzwert von Navteq steht unter anderem durch die vor kurzem vorgestellte kostenlose Navigationslösung Google Maps Navigation auf dem Prüfstand. Dieses Angebot dürfte den großen Kartenmaterial-Lieferanten Navteq und Teleatlas sowie den Herstellern von Stand-Alone-Navigationssystemen schwer zu schaffen machen. Zwar kommt auch Google noch nicht ohne den Zukauf von Kartenmaterial aus, doch steht auf vielen Karten von Google Maps – vor allem in Nordamerika – bereits Google als Rechteinhaber. Das Unternehmen hat gegenüber Spiegel online bestätigt, dass die Streetview-Fahrzeuge des Unternehmens auch Kartendaten sammeln. Damit dürfte die Freischaltung der kostenlosen Navigation für die europäische Version von Android nur noch eine Frage der Zeit sein.

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(jk)