Microsoft will in fünf Jahren Strom aus Kernfusion von Helion beziehen

Das US-amerikanische Startup Helion Energy strebt an, mit Kernfusion ab 2028 Strom zu erzeugen. Erster Abnehmer soll Microsoft sein.

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Helion versucht das Funktionsprinzip seines Fusionsreaktors so zu veranschaulichen, einer Kombination von Beschleunigung und Kompression des Plasmas aus Deuterium und Helium-3.

(Bild: Helion Energy)

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Das US-amerikanische Unternehmen Helion Energy will in fünf Jahren ein Kraftwerk fertig haben, in dem Strom aus Kernfusion gewonnen wird. Erster Abnehmer will der Softwarekonzern Microsoft sein, der mit Helion nun dazu eine Vereinbarung getroffen hat. Details dazu wurden nicht bekannt gegeben.

Das geplante Fusionskraftwerk soll eine elektrische Leistung von mindestens 50 MW liefern, gab Helion am heutigen Mittwoch bekannt. Das Unternehmen sagt selbst, das Jahr der Fertigstellung sei mit 2028 deutlich früher angesetzt als bisher normalerweise für diese Technik prognostiziert wird.

Helion arbeitet seit gut einem Jahrzehnt an der Fusionstechnik. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bisher sechs Prototypen gebaut und sei das erste Privatunternehmen, das eine Plasmatemperatur von 100 Millionen °C erreicht habe. Momentan liefen die Arbeiten an einem siebten Prototyp, der 2024 Strom erzeugen soll.

"Wir sind optimistisch, dass Fusionsenergie eine wichtige Technologie sein kann, um den Übergang zur sauberen Energie zu unterstützen", sagte Microsoft-Präsident Brad Smith laut Helion-Mitteilung. Helion werde Microsofts langfristige Ziele unterstützen, saubere Energie einzusetzen, und den Markt für eine neue, effiziente Methode vorantreiben, um mehr saubere Energie zu erzeugen. "Zweifellos haben wir noch viel zu tun, aber wir sind zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, die weltweit erste Fusionsstromanlage zu liefern", schreibt Helion.

Helion Energy ist nicht das einzige Unternehmen, das einen derart ehrgeizigen Terminplan führt. Commonwealth Fusion Systems – ein Start-up, das aus der Fusionsforschung am MIT hervorgegangen ist – will eine Art Anti-ITER liefern: klein, schnell zu bauen und viel billiger. Der Prototyp des SPARC-Reaktors soll Hunderte von Millionen Dollar statt einige Milliarden kosten und in wenigen Jahren fertig werden. Die ersten Bauarbeiten dazu laufen.

Der internationale Kernfusionsreaktor ITER wird zurzeit in Cadarache in Südfrankreich gebaut. Dieser sollte ursprünglich 2025 erstmals mit Plasma gefüllt werden, der Plan kann sich verzögern, da dort an zentralen Komponenten Schäden aufgetreten sind, die noch repariert werden müssen. Dennoch wird damit gerechnet, dass ITER wie bisher anvisiert 2035 erstmals Strom erzeugt.

So wie Commonwealth Fusion arbeitet auch Helion Energy aus dem US-Bundesstaat Washington an einem kleineren System. Dabei soll das Plasma mit einer Kombination aus Komprimierung und Magneten eingesperrt werden.

Einer der wichtigsten Investoren von Helion Energy ist Sam Altman, CEO von OpenAI, dem Unternehmen, das für die KI-Produkte für GPT-4 und ChatGPT verantwortlich ist. 2021 war er an einer Finanzierungsrunde in einer Gesamthöhe von 500 Millionen US-Dollar beteiligt. OpenAI wiederum bekommt Milliarden-Investitionen von Microsoft.

Ende vorigen Jahres ist es einem Team des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) gelungen, bei einem Laser-Fusionsexperiment mehr Energie zu gewinnen, als zuvor hineingesteckt wurde. Die Fusionsreaktion habe 3,15 Megajoule Energie produziert, während die Laser 2,05 Megajoule Energie in das Target mit dem Brennstoff gepumpt haben, hieß es.

(anw)