Klimaneutralität: Ericsson bisher im Plan, ab 2030 wird es aber schwieriger

Der Telekommunikations-Ausrüster Ericsson hat seine Nachhaltigkeitsziele bekräftigt und ein Status-Update veröffentlicht. Ab 2030 wird der Weg unklarer.

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(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

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Der schwedische Telekommunikationsausstatter Ericsson hat den Status seiner Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht. Bisher bewegt sich das Unternehmen nah an seinen formulierten Etappenzielen, ab dem Jahr 2030 ist der Weg bis zur anvisierten Klimaneutralität bis 2040 aber stark abhängig von den Mitspielern der gesamten Wertschöpfungskette.

Ericsson verkündet indessen auch eine frohgemute Botschaft. Das Unternehmen geht davon aus, dass die globalen CO₂-Emissionen bis 2030 durch IKT-basierte Technologien und die Digitalisierung industrieller Prozesse um bis zu 15 Prozent reduziert werden könnten. Mit dieser Aussage macht das Unternehmen Werbung für 5G und damit auch für sein eigenes Produktportfolio zu diesem Mobilfunkstandard.

In den Berichten des Unternehmens werden für verschiedene Geschäftsbereiche unterschiedliche Baselines angegeben, anhand der die prozentuale Emissions-Reduktion gemessen wird. Mal wird das Jahr 2016 als Vergleichsjahr angegeben, mal sind es die Jahre 2017 bis 2021. Deutschland nutzt solche Vergleichsjahre ebenfalls, um Reduktionen greifbarer zu machen, sie teilweise aber auch größer erscheinen zu lassen, als sie eigentlich sind – beispielsweise das Jahr 1990 aufgrund einer neuen Datenlage wegen der Wiedervereinigung.

Im Nachhaltigkeitsbericht von 2022 geht Ericsson davon aus, dass die gesamten Treibhausgasemissionen seiner Wertschöpfungskette etwa 28 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr betrugen. 91 Prozent dieses Fußabdrucks entstanden hauptsächlich nachgelagert durch den Energieverbrauch der verkauften Netzwerkausrüstung an Kunden, heißt es dort. 9 Prozent gingen auf das Konto der Lieferketten. Davon unterscheidet das Unternehmen noch die Emissionen, die auf eigene, unternehmensinterne, Aktivitäten zurückgehen.

Laut dem aktuellen Status-Bericht (PDF) hat Ericsson Emissionen seiner eigenen Aktivitäten in Bezug auf das Vergleichsjahr 2016 bereits um 71 Prozent reduziert. Im Jahr 2016 soll der CO₂-Ausstoß bei 560 Tausend Tonnen CO₂ gelegen haben. Demnach müsste der Ausstoß derzeit bei circa 162 Tausend Tonnen liegen. Für das Jahr 2022 hatte Ericsson noch 225 Tausend Tonnen und damit eine Reduktion um rund 60 Prozent angegeben – und damit einzelne Jahresziele bereits übertrumpft. Da nach dem aktuellen Status-Bericht bis zum Jahr 2025 eine Reduktion um 71 Prozent erreicht werden soll, gilt dieses Zwischenziel nun schon als erfüllt.

Die betriebsinternen Reduktionsziele umfassen vor allem den Mobilitäts- und den Energiebereich. Für Dienstreisen hat Ericsson eine Verbrauchsgrenze eingeführt. Nur noch 50 Prozent von den vorpandemischen Werten aus 2019 dürfen dort erreicht werden.

(Bild: Ericsson Nachhaltigkeitsbericht, 2022)

Insbesondere über die Hinwendung zu erneuerbaren Energien und Einschränkungen bei den Geschäftsreisen konnte CO₂ in den vergangenen Jahren intern bei Ericsson eingespart werden. Ab diesem Jahr soll die Nutzung erneuerbarer Energien für eigene Fabriken schon bei 100 Prozent liegen.

Bis zur nächsten Etappe 2030 will das Unternehmen nur noch fossil-freie Transportfahrzeuge einsetzen. Der Austausch von Reserve-Generatoren und Heizungen steht ebenfalls auf der To-Do-Liste des Unternehmens, ebenso wie die Einrichtung einer Kreislaufwirtschaft. So will es sich bei der Produktrücknahme und dem Verkauf von wiederaufbereiteten Geräten verbessern.

Bei den Reise-Emissionen soll sich ab dem Etappenziel 2025 nicht mehr viel ändern. Ericsson will an der Kappung dieser Emissionen um 50 Prozent in Bezug auf das Vergleichsjahr 2019 festhalten und die dadurch entstehenden Ausstöße durch die Investition in dauerhafte CO₂-Entnahme-Projekte ausgleichen.

Für die Lieferketten und das genutzte Produktportfolio wird bis zum Jahr 2030 eine Reduktion um 50 Prozent im Vergleich zum Ausgangsjahr 2016 angestrebt.

Im Jahr 2022 konnte Ericsson nach eigenen Angaben 225 der rund 350 direkten Zulieferer, die für 90 Prozent der Zulieferer-Emissionen verantwortlich sind, auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens verpflichten. Bis 2025 sollen alle 350 Unternehmen an Bord sein. Auch sie sind damit dann auf eine Reduktion ihrer Emissionen um 50 Prozent bis 2030 verpflichtet und müssen über tatsächliche Einsparungen berichten. Machen diese Zulieferer aber nicht ihre Hausaufgaben, müsste Ericsson in diesem Bereich nachfassen. Das Unternehmen weist zumindest darauf hin, dass es Zulieferern bei der Transformation unter die Arme greifen will.

Zudem stellt Ericsson eigene Angebote vor, um weitere Schritte zur Klimaneutralität innerhalb der Industrie schaffen zu können. Damit will das Unternehmen auch auf mögliche Skaleneffekte hinweisen, die durch den IKT-Sektor insgesamt möglich wären. Im Nachhaltigkeitsbericht von 2022 heißt es: Während der IKT-Sektor nur für 1,4 Prozent des globalen CO₂-Fußabdrucks verantwortlich ist, hat er das Potenzial, bis 2030 branchenübergreifend eine Reduzierung der Emissionen um 15 Prozent durch Konnektivitätslösungen wie intelligente Gebäudemanagementsysteme zu ermöglichen.

So könne etwa mit einer Umstellung auf 5G auf eine umfassende Verkabelung in Fabriken verzichtet werden – dies spare Abfall und können auch die Produktivität erhöhen. Als Beispiel führt Ericsson seine eigene Fabrik in Lewisville (Texas) an. Hier habe die Digitalisierung vieler grundlegender Bereiche den Energieverbrauch im Vergleich zu ähnlichen Gebäuden um 24 Prozent gesenkt. Gleichzeitig sei die Produktivität erhöht worden. 5G sei die bisher energieeffizienteste Technik bei gleichzeitiger Steigerung der Kapazitäten, so Ericcson.

Des Weiteren habe das Unternehmen bis heute die Effizienz seiner Massive-MIMO-Funkgeräte um 50 Prozent und die Effizienz der Multiband-Funkgeräte um bis zu 20 Prozent im Vergleich zur früheren Funkgerätegeneration gesteigert. Weitere Effizienzsteigerungen sollen den Weg zur Nettonull über die Wertschöpfungsketten hinweg ebnen.

Während bis zum Jahr 2030 Reduktionspfade und dafür nötige Schritte noch einigermaßen konkret genannt werden, kann Ericsson für seinen Weg bis zur Nettonull im Jahr 2040 kaum noch konkrete Wegbeschreibungen auflisten. In den Jahren 2030 bis 2040 will das Unternehmen noch effizientere Produkte entwickeln, mehr Energie einsparen und eine gute Zusammenarbeit des IKT-Sektors sehen. Es setzt aber auch darauf, dass auch Zulieferer und Kunden noch stärker erneuerbare Energien nutzen werden – ein Faktor, den Ericsson nur indirekt beeinflussen kann.

Die Dekarbonisierung über die ganze Wertschöpfungskette hinweg sieht am Ende auch die Kompensation übrig gebliebener Emissionen vor.

(Bild: Ericsson Nachhaltigkeitsbericht, 2022)

Das Ziel bis 2040 ist für das Unternehmen aber klar: Bis dahin will Ericsson über alle Geschäftsbereiche hinweg mindestens 90 Prozent der vorher verursachten Emissionen einsparen, ausgehend vom Vergleichsjahr 2020. Weitere Status-Updates in den kommenden Jahren werden darüber Auskunft geben, ob dieses Ziel auch wirklich zu schaffen ist.

(kbe)