AMD Radeon RX 7600 im Test: Ein kleines 8-GByte-Update

AMDs Radeon RX 7600 ist für Full-HD-Gaming schnell genug, hat aktuelle Technik und 8 GByte Grafikspeicher. Die schicke Referenzkarte ist ab 299 Euro im Handel.

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(Bild: c't)

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Inhaltsverzeichnis

AMD bringt seine bislang günstigste Grafikkarte aus der RX-7000-Serie: Die Radeon RX 7600 deckt als 300-Euro-Modell die untere Mittelklasse ab. Die Referenzkarte von AMD zeigt im Test, ob sie gegen Nvidias GeForce RTX 3060 oder 3060 Ti bestehen kann und mit wieviel Mehrleistung man beim Umstieg von einer älteren Karte mit vergleichbarem Neupreis erwarten darf. Sie soll ab dem 25. Mai in den Regalen stehen.

Beim AMD-Referenzmodell handelt es sich um eine sehr kompakte Karte, die mit rund 20,5 Zentimetern Länge und 11,7 Zentimetern Breite zwei Slots (4,3 Zentimeter Höhe) belegt, aber das übliche Mini-ITX-Maß etwas überschreitet. Die Kühlkonstruktion sieht wertig aus und hat eine Vielzahl eng stehender Lamellen, die die Wärme von den Heatpipes aufnehmen und von der Karte wegleiten. Zwei 8-Zentimeter-Lüfter verteilen die Abwärme im Gehäuse.

Die meisten aktuellen Spiele stellt die Radeon RX 7600 zumindest auf Full-HD-Bildschirmen flüssig dar. In sehr hohen Auflösungen oder beim Einsatz hübscher, aber besonders aufwendiger Raytracing-Effekte geht ihr mal die Puste aus. Wer auf flüssige Darstellung mit allzeit 60 fps besteht, muss auch in Full HD bei einigen Spielen die (Raytracing-)Detailstufe vom Maximum etwas herunterschrauben.

Gegenüber maximal ähnlich teuren Karten wie der Radeon RX 6600 (XT) sowie der GeForce RTX 3060 ist die RX 7600 meistens flotter unterwegs. In einzelnen Spielen liegt die RTX 3060 allerdings leicht vorn, sofern Raytracing zum Einsatz kommt. In Full-HD-Auflösung liegt die Performance deutlich unterhalb einer GeForce RTX 3060 Ti oder Radeon RX 6700, die aber beide teurer sind als AMDs Preisempfehlung von 300 Euro.

Wer von einer älteren Grafikkarte aufrüsten möchte, kann sich ab einer Radeon RX 6600 oder GeForce RTX 2060 Gedanken machen. Gegenüber der RTX 2060 liegt die RX 7600 um rund 20 bis knapp 60 Prozent vorn, den Geschwindigkeitsunterschied spürt man auch ohne fps-Zähler und Benchmarkvergleiche. Besonders gut liegt der RX 7600 die Rennsimulation "F1 22" ohne Raytracing und eher knapp ist der Vorsprung im Action-Adventure "Shadow of the Tomb Raider" mit aktivem Raytracing. Gegen die Vorgängerin Radeon RX 6600 setzt sich die RX 7600 immer durch und erreicht dabei ähnliche Vorsprünge wie gegenüber der RTX 2060. Allerdings gilt das in diesem Fall auch für Raytracing-Spiele. Dafür schluckt sie deutlich mehr Strom als ihre Vorgängerin.

Spieleleistung Radeon RX 7600
A Plague Tale: Requiem (RT aus) F1 22 (RT aus) Shadow of the Tomb Raider (RT aus) F1 22 (RT an) Shadow of the Tomb Raider (RT an) Metro Exodus Enhanced (RT an)
DX12, Voreinstellung Ultra, DLSS/FSR/XeSS aus DX12, Voreinstellung Ultrahoch, RT-Effekte aus, TAA + FidelityFX Sharpening, 16:1 aniso. Filter DX12, Voreinstellung Ultrahoch, SMAA, DLSS/FSR/XeSS aus DX12, Voreinstellung Ultrahoch, RT-Effekte hoch, TAA + FidelityFX Sharpening, 16:1 aniso. Filter DX12, Voreinstellung Ultrahoch, SMAA, Raytracing-Schatten ultrahoch, DLSS/FSR/XeSS aus DX12, Voreinstellung Ultra, RT „high“, DLSS aus
Full HD (1920 × 1080)
Radeon RX 7600 8 GB 38/47 137/180 108/143 37/50 43/76 42/66
Radeon RX 6600 8 GB 28/35 126/155 89/115 28/36 34/62 32/48
Radeon RX 6700 10 GB 33/41 153/196 111/144 41/47 55/88 41/63
GeForce RTX 3060 12 GB 34/40 119/148 90/122 43/49 57/78 33/55
GeForce RTX 3060 Ti 8 GB 40/50 152/200 118/160 58/67 78/108 40/74
GeForce RTX 2060 FE 6 GB 29/35 92/114 74/102 33/37 44/62 29/47
GeForce GTX 1060 6 GB 17/20 63/70 47/62 0 0 0
Intel Arc A770 16 GB 37/45 94/117 86/119 40/44 58/78 55/84
Radeon RX Vega 64 28/34 67/82 75/100 0 0 0
Radeon RX 570 14/17 54/60 45/58 0 0 0
WQHD (2560 × 1440)
Radeon RX 7600 8 GB 23/30 105/127 73/91 23/30 28/49 33/46
Radeon RX 6600 8 GB 17/22 87/101 59/73 17/21 24/40 24/33
Radeon RX 6700 10 GB 19/24 114/136 78/97 24/28 38/59 50/72
GeForce RTX 3060 12 GB 23/28 88/103 64/83 26/29 39/52 27/41
GeForce RTX 3060 Ti 8 GB 27/33 115/141 85/109 36/41 50/71 36/54
GeForce RTX 2060 FE 6 GB 19/23 76/87 51/67 20/23 28/40 23/34
GeForce GTX 1060 6 GB 11/13 47/51 31/40 0 0 0
Intel Arc A770 16 GB 28/34 71/87 67/87 27/30 42/56 46/64
Radeon RX Vega 64 17/22 55/64 53/68 0 0 0
Radeon RX 570 9/11 40/43 31/39 0 0 0
Alle Angaben: Perzentil P1/Durchschnittliche Bilder pro Sekunde, mehr ist besser. Ermittelt mit Ryzen 9 5900X, 32 GByte DDR4-3600 unter Windows 11, Vsync aus.

Wer sich aktuell noch mit einer Radeon RX 570 oder GeForce GTX 1060 begnügt, bekommt beim Schritt auf die Radeon RX 7600 sogar die doppelten, teils dreifachen Bildraten serviert und dazu wahlweise auch Raytracing-Effekte zu sehen.

Auf die Radeon RX 7600 lötet AMD den RDNA3-Grafikchip Navi33 XL. Anders als die RX 7900 kommt hier ein sogenanntes monolithisches Die zum Einsatz, also ein herkömmlicher Einzel-Chip. Die Technik darin erfüllt dieselben Spezifikationen wie bei den großen Geschwistern: DirectX 12 Ultimate inklusive Raytracing, DirectML, OpenCL sowie Vulkan werden unter anderem unterstützt.

Der Grafikchip besteht aus 13,3 Milliarden Transistoren, was nur rund 20 Prozent mehr sind als beim Navi23-Chip der RX 6600 (XT). Er wird in Taiwan bei TSMC in einem 6-Nanometer-Prozess hergestellt, der vor allem auf niedrige Kosten optimiert ist. Die Packdichte liegt ergo deutlich niedriger als bei den topmodernen RX 7900 mit ihren kombinierten Chiplets in 5- und 6-nm-Technik. Beim Navi33 XL handelt es sich laut AMD um den Vollausbau, es gibt also keine versteckten Einheiten oder Funktionen.

Insgesamt sind 32 Compute Units mit 2048 Shader-Rechenkernchen vorhanden, die dank VLIW2-Kommandoströmen bis zu vier 32-Bit Floating-Point-Operationen pro Sekunde schaffen (Flops). Mit ihrem nominalen Boost-Takt von 2625 MHz kommt die Radeon RX 7600 so auf 21,5 TFlops. Das ist auf dem Papier eine drastische Steigerung im Vergleich zur RX 6600 aus der Vorgängergeneration, die knapp 9 TFlops schafft. Aber wie schon von der RX 7900 bekannt, setzt die RDNA3-Architektur diese Rechenleistung nicht 1:1 in höhere Spieleperformance um. So beißt die Radeon RX 7600 sich schon an einer GeForce RTX 3060 Ti mit knapp 17 TFlops die Zähne aus.

Das liegt auch mit daran, dass AMDs Idee des leistungsrettenden Last-Level-Caches (Infinity Cache) auf nur noch 32 MByte geschrumpft ist und so mit derselben Kapazität auskommen muss wie bei der RX-6600-Reihe. Je komplexer und divergenter die Daten, also zum Beispiel bei hohen Auflösungen oder beim zusätzlichen Einsatz von Raytracing, desto stärker sinkt die Trefferrate und damit der Nutzen des Caches. Dann kommt immer mehr die nur 128 Bit schmale Speicherschnittstelle als begrenzendes Element zum Tragen, wogegen RTX 3060 192- und 3060 Ti sogar 256 Bit auffahren können. Auch die Radeon RX 6700 kann immerhin auf 160 Bit beim Speicher und 80 MByte Last-Level-Cache zugreifen.

Modell Radeon RX 7600 Radeon RX 6600 GeForce RTX 3060 Ti GeForce RTX 3060 12 GB
GPU Navi 33 XL (204 mm²) Navi 21 (237 mm²) GA104 (392 mm²) GA106 (276 mm²)
Compute Units / RT-Einheiten 32 / 32 28 / 28 38 / 38 28 / 28
Rechenkerne FP32 / Tensor 2048 (VLIW2) / - 1792 (Scalar) / - 4864 / 152 3584 / 112
Base-/Boost-Takt 2250 / 2625 MHz 2044 / 2491 MHz 1410 / 1665 MHz 1320 / 1777 MHz
Rechenleistung (FP32) 21,5 TFlops 8,93 Tflops 16,2 TFlops 12,7 TFlops
Raster-Endstufen 64 64 80 48
Speichermenge/-typ 8 GByte GDDR6 8 GByte GDDR6 8 GByte GDDR6 12 GByte GDDR6
Last-Level-Cache 32 MByte 32 MByte 4 MByte 3 MByte
Speicherinterface/-transferrate 128 Bit / 288 GByte/s 128 Bit / 224 GByte/s 256 Bit / 448 GByte/s 192 Bit / 360 GByte/s
Thermal Design Power 165 Watt 132 Watt 200 Watt 170 Watt
Preis 299 Euro 210 Euro 380 Euro 320 Euro

Wie schon die RX 6600 ist auch die RX 7600 mit 8 statt der sonst üblichen 16 PCI-Express-Lanes ans den Wirts-PC angebunden. Bei älteren Rechnern, die noch nicht über PCIe 4.0 verfügen, kann die Halbierung der Übertragungsrate sich in Einzelfällen merklich auf die Performance auswirken.

Bei der Radeon RX 7600 kommt ebenfalls die Radiance Display Engine zum Einsatz, die die Spezifikation für DisplayPort 2.1 mit dem UHBR13.5-Modus erfüllt, also 13,5 GBit/s über jeder der vier Datenleitungen des DP schicken kann. Damit sind nicht nur 68 Milliarden Farben, sondern auch besonders hohe Auflösungen und Bildwiederholraten möglich: Ultra HD mit bis zu 480 Hertz, 8K-Auflösung bis zu 165 Hertz und 1440p/WQHD sogar bis 900 Hertz. DisplayPort-1.4-Karten wie die Radeon-RX-6000-Reihe schaffen hier "nur" 240, 60 und 480 Hertz. AMDs Referenzkarte hat drei DisplayPort-Buchsen und einen HDMI-Anschluss.

Anzahl gleichzeitiger Displays Max. Auflösung (Bildwiederholrate)
4 Full HD (480), UltraHD/4K (144), 5K (60), 6K (60),
2 Full HD (600), QHD (480), UltraHD/4K (240), UW5K (240), 5K (144), 6K (144), UW8K2K (120, 144), 8K (60)
1 4K (480), UW8K2K (240), 8K (120, 144, 165)

Die Video-De- und Encoder der Radeon RX 7600 sind auf dem aktuellen Stand und entlasten den Prozessor bei der Wiedergabe oder dem Kodieren auch von hochauflösenden Filmen unter anderem bei den Codecs AV1, H.265 und H.264.

Offiziell soll die Radeon RX 7600 bis zu 165 Watt unter Dauerlast aufnehmen. Unsere Messungen bestätigen, dass die Referenzkarte mit diesem Maximum auskommt. Millisekundenlange Spitzenausschläge reichten bis 253 Watt, die aber hauptsächlich für die Netzteilanforderung und weniger für die Stromrechnung relevant sind. Der PCIe-Steckplatz wurde im Test zu keiner Zeit mit mehr als 39 Watt belastet und hat damit reichlich Luft nach oben.

Im Leerlauf mit einem Full-HD-Bildschirm begnügte sich das Kärtchen mit sehr sparsamen 4,9 Watt bei still stehenden Lüftern. Auch mit drei Full-HD-Bildschirmen oder einem zusätzliche 4K60-Display stieg dieser Wert lediglich auf 6,5 Watt – sehr gut. Nicht so schön war die Kombination aus drei FHD-Bildschirmen und einem 4K-Bildschirm oder einem 4K-Display mit 144 Hz. Bei ersterem verschlang die Radeon 23 Watt beim Nichtstun, mit hoher Refreshrate waren es gar 29 Watt.

Die beiden 80-Millimeter-Lüfter hatten in Verbindung mit dem massigen, aber kompakten Kühlkörper im Test keine Probleme, die kleine Radeon innerhalb der Temperaturgrenzen zu halten.

Stehen die Lüfter im Leerlauf erst einmal still, blieb die Lautheit wie zu erwarten unterhalb unserer Messgrenze, also quasi bei 0. Unter Last drehten die beiden Gebläse flugs hoch und erzeugten dabei ein gleichmäßiges Rauschen mit einer Lautheit von 1,0 sone, was ok und an der Grenze zu gut ist. Für absolute Silent-Fans ist die Referenzkarte aber nicht geeignet. AMD hat die Hysterese gut abgestimmt, also die Nachlaufzeit der Lüfter bei fallender Temperatur. Dadurch drehen die Gebläse zwar etwas länger hörbar, aber ein nervöses Hoch- und Herunterregeln der Drehzahl wird vermieden.

Leider neigt die Konstruktion der Karte zum deutlichen Spulenfiepen, das sich bei Bildraten im mittleren dreistelligen Bereich hörbar in den Vordergrund schiebt. Das passiert zum Glück hauptsächlich nur bei abgeschalteter vertikaler Synchronisation und auch dann meistens in den Auswahlmenüs einiger Spiele.

Die Radeon RX 7600 ist seit langer Zeit wieder einmal eine Mittelklasse-Grafikkarte mit aktueller Technik aus dem Hause AMD. Beim Referenzdesign gelingt ein guter Kompromiss aus kompakten Maßen und leisem Kühler. Kommende Partnerkarten könnten mit größeren Kühlkonstruktionen noch einmal leiser arbeiten.

Die 8 GByte Grafikspeicher sind für aktuelle Spiele noch adäquat und in unseren Tests noch nicht negativ aufgefallen. Doch bereits jetzt steht fest, dass kommende Spiele demnächst den Verzicht auf die höchste Detailstufe fordern werden – was in der Leistungsklasse der Radeon RX 7600 aber ohnehin erforderlich ist. Bei Grafikkarten mit höherer Grundgeschwindigkeit hat ein 8 GByte fassender Grafikspeicher bereits negative Auswirkungen.

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