Oracle stellt ein und investiert in Hard- und Software [Update]

Auf einer mehrstündigen Veranstaltung verrieten Oracle-Manager, wie es mit den Produkten von Sun nach der Übernahme weitergehen soll. Java-, OpenOffice- und MySQL-Freunde könnten demzufolge aufatmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 126 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Kirsch

Offiziell wollte Oracles CEO Larry Ellison erst heute abend verraten, wie es mit Sun nach der Übernahme durch Oracle weitergehen soll. In zwei Interviews mit der New York Times und dem Wall Street Journal kündigte er jedoch schon an, in nächster Zeit rund 2000 neue Mitarbeiter, vor allem Techniker und Vertriebsangestellte, einzustellen. Andererseits sollen "weniger als 2000" gehen, denen später unter Umständen weitere folgen. Zu ihnen gehört auch der jetzige Chef von Sun, Jonathan Schwartz. Ellison hätte Suns Aufsichtsratschef Scott McNealy gerne an Bord behalten, aber daraus wird nichts: In einer E-Mail an die Beschäftigten erklärte McNealy, das Unternehmen verlassen zu wollen.

Durch die Übernahme von Sun, der die EU in der letzten Woche zustimmte, kann Oracle direkt mit IBM konkurrieren. Ellison kündigte an, Kunden "werden Komplettsysteme kaufen und brauchen nicht mehr IBM oder sonst jemanden mit deren Zusammenbau zu beschäftigen."

In der weltweit per Webcast verbreiteten abendlichen Veranstaltung ging es ebenfalls immer wieder um diese beiden Aspekte: neue Mitarbeiter sowie Integration von Hard- und Software zu Komplettsystemen. Im nächsten Jahr will das Unternehmen 4,3 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung stecken, einen guten Teil davon in noch einzustellende Hard- und Software-Ingenieure.

Sie sollen sich unter anderem mit der Verbesserung der SPARC-Prozessoren beschäftigen. Vier neue Typen davon befinden sich zurzeit in der Entwicklung, die wie üblich mehr Tempo bei geringerem Energieverbrauch bringen sollen. Sun-Server gibt es in Zukunft nur noch als Maßanfertigung ("build to order"). Bei ihrer Herstellung sollen nur noch halb so viele Zulieferer wie bislang beteiligt sein, die die fertigen Geräte direkt an den Kunden ausliefern. All das soll Kosten sparen, unter anderem durch die entfallende Lagerhaltung und einen kleineren Gerätezoo.

Update: Das Betriebssystem für SPARC-Server bleibt Solaris. Es wird ebenso weiterentwickelt wie Oracles Linux-Variante. Auch Solaris für x86-Prozessoren soll es weiterhin geben.

Auch in Java verspricht Oracle mehr Geld zu stecken. Version 7 der Standard Edition (SE) soll so schnell wie möglich erscheinen und unter anderem weitere Programmiersprachen unterstützen, Multi-Core-CPUs nutzen können und die Leistung des Hotspot-Compilers verbessern. Nächste Ziele für die Enterprise Edition (EE) sind höhere Modularität, sodass sich per Profil etwa eine abgespeckte Umgebung für reine Webanwendungen konfigurieren lässt, und eine beschleunigte Auslieferung von UI-Komponenten. Suns Glassfish wird die Referenzimplementierung für Java EE bleiben. Große Änderungen stehen bei der Mobile Edition (ME) bevor: Ihre APIs sollen mit denen von SE verschmelzen, denn heutzutage seien mobile Geräte hinreichend schnell. Außerdem will Oracle auch für diese Plattformen die alte Versprechung "Write once, run anywhere" einlösen, indem es die Besonderheiten unterschiedlicher Umgebungen in einer Zwischenschicht abstrahiert.

Netbeans, die bislang von Sun unterstützte freie Java-Entwicklungsumgebung, wird als "leichtgewichtige" IDE weiterleben, vor allem für mobile Anwendungen und dynamische Programmiersprachen. Für alles andere propagiert Oracle seinen JDeveloper.

MySQL, um dessen Zukunft sich viele Anhänger sorgten, wird von der Open-Source-Abteilung weiterentwickelt. Details, beispielsweise zum derzeitigen Versionswirrwarr, gab es wenige, aber zumindest soll alles besser werden: Sowohl die Datenbank selbst als auch der Support. In Zukunft will Oracle die freie Datenbank mit eigenen Produkten wie dem Enterprise Manager, Business-Intelligence-Software und dem Audit Vault koppeln.

Für OpenOffice gründet die Firma eine eigene Abteilung. Sie soll sich um die weitere Entwicklung, Verbreitung und den Support der freien Bürosoftware kümmern und das Produkt vor allem an Oracles Großkunden verkaufen. Die freie Community-Version wird es jedoch weiterhin geben, eine Cloud-Variante ist ebenfalls geplant.

Siehe dazu auch:

Webcast und PDF-Präsentationen online. (ck)