Twitter droht Meta mit Klage wegen Threads

Geschäftsgeheimnisse sollen ehemalige Twitter-Mitarbeiter zu Meta mitgenommen haben, zürnt Twitters Anwalt. Er droht Meta mit einer Klage.

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Anzeige der von Threads gesammelten Datenkategorien auf einem Smartphone

Metas Threads-App erntet außergewöhnlich viele Daten von ihren Nutzern. In der EU wäre das nicht erlaubt.

(Bild: blackzheep/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Marktauftritt des Twitter-Konkurrenten Threads aus dem Hause Meta Platforms verärgert Twitter. Flugs droht Twitter in einem Schreiben an Meta-Chef Mark Zuckerberg eine Klage an und verlangt die Sicherung von Beweisen. Der Vorwurf: Meta habe sich für den Aufbau des neuen Instagram-Dienstes Threads "systematisch, willentlich und rechtswidrig Geschäftsgeheimnisse und andere Immaterialgüter Twitters" angeeignet. Die Forderung: Hört auf damit, sonst klagen wir Euch!

Meta soll dutzende ehemalige Twitter-Mitarbeiter eingestellt haben. Soweit so naheliegend: Seit Elon Musk Twitter übernehmen musste, hat er etwa 80 Prozent der einstigen Belegschaft ("Tweeps") gefeuert. Diese suchen natürlich neue Arbeitsplätze. Nun wirft Twitter Meta vor, dass es wisse, dass die neu eingestellten Ex-Tweeps weiterhin Zugang zu Geschäftsgeheimnissen und anderer "streng geheimer Information" hätten, dass sie weiterhin vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Twitter unterlägen, und dass viele "unbotmäßig Dokumente und elektronische Geräte Twitters" behalten hätten.

In diesem Wissen, so der Vorwurf, habe Meta diese Personen damit beauftragt, die Twitter-Kopie Threads aufzubauen – in der konkreten Absicht, dass sie dabei Twitters Geschäftsgeheimnisse und andere Immaterialgüterrechte nutzen. Das sei eine Verletzung von US-Recht, Staatenrecht und der vertraglichen Verpflichtungen der ehemaligen Twitter-Mitarbeiter.

Grundlage für diese schweren Anschuldigungen sind laut dem Schreiben "jüngste Berichte", die das Schreiben aber nicht näher bezeichnet. Heise online hat Meta um Stellungnahme ersucht. Ein nicht namentlich genannter Meta-Insider stellt die Vorwürfe grundsätzlich in Abrede. "Niemand im Threads-Programmierteam ist ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter", sagte die Quelle der Nachrichtenwebseite Semafor.

Auszug aus dem Anwaltsschreiben an Mark Zuckerberg

(Bild: quinn emmanuel/Daniel AJ Sokolov)

Threads ist seit Mittwoch ein neuer Bereich in Metas Instagram, der deutlich weniger fotolastig ist. Instagram-User außeralb der Europäischen Union können Threads ohne weitere Anmeldung nutzen und beglücken automatisch ihre bisherigen Instagram-Follower mit ihren kurzen Threads-Postings. Das Produkt ist noch nicht fertig ausgebaut, zahlreiche Funktionen fehlen noch, darunter die geplante Zusammenschaltung mit dem offenen Fediverse, zu dem auch Mastodon gehört.

Twitter hingegen schreitet in die andere Richtung und schottet sich mehr und mehr ab. Zugang zu Twitters automatischen Programmierschnittstellen (API) hat Musk so sehr verteuert, dass die Nutzung eingebrochen ist und beliebte Drittapps den Betrieb eingestellt haben. Selbst die Zahl der Tweets, die Twitter-User pro Tag lesen dürfen, ist neuerdings begrenzt, während User ohne Twitter-Konto praktisch nichts mehr sehen können.

In diesem Sinne erinnert Twitters Drohbrief an Zuckerberg, dass Meta bei Twitter nicht crawlen oder scrapen dürfe. Das automatische Auslesen von Twitters Webseiten, SMS, API, E-Mail-Mitteilungen, Anwendungen, Schaltknöpfen, Widgets, Werbeanzeigen und kommerziellen Diensten sei ausdrücklich verboten. Im Schlussabsatz fordert der Anwalt, dass Meta alle Unterlagen aufbewahrt, die für den Rechtsstreit von Belang sein könnten, von Jobanzeigen über Kommunikation mit den ehemaligen Tweeps bis zur Programmierung von Threads.

Herbe Kritik gibt es an den umfangreichen Daten, die Threads bei seinen Nutzern einsammelt. Weil das in der EU illegal wäre, ist Threads hier nicht auf dem Markt. Wer unbedingt will, kann sich Threads aber auch in Deutschland auf ein iPhone installieren.

(ds)