Grundlagen und Konzepte von Motor, Antrieb und Fahrwerk

Buchbesprechung: "Motorradtechnik"

Die Technik von Motorrädern stellt sich offener zur Schau als bei Autos. Das macht Lust, sie verstehen zu wollen. Das Fach­buch "Motorrad­technik" ist deswegen auch für manch einen Autonarren interessant

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Von
  • ggo
Inhaltsverzeichnis

Hannover, 10. Februar 2010 – Wer sich für Autos und ihre Technik interessiert, ist nicht notwendigerweise ein Fan von Motorrädern. Dennoch lohnt ein Blick zur Zweiradtechnik, weil hier vieles in gut sichtbarer Form zu finden ist, was einem beim Auto verborgen bleibt.

Leichte, schwere Kost

Der BMW-Entwickler Jürgen Stoffregen legte erstmals im Jahr 1995 das Buch "Motorradtechnik" auf, das mittlerweile in der 7. Auflage erschienen ist. Auch heute noch erfreut die gelungene Gratwanderung zwischen fachlicher und populär­wissen­schaftlicher Darstellung – Formeln und Physik sind durchaus vorhanden, doch auch interessierte Laien werden von ihnen nicht abgeschreckt. Es mag daran liegen, dass Stoffregen über das schreibt, was er auch an der Hochschule München lehrt oder schlicht daran, dass er selbst Motorradfahrer ist. Wer zum Beispiel einmal genau verstehen will, warum verschiedene Motorbauformen wie Reihe, V oder Boxer ein so unterschiedliches Laufverhalten haben, findet hier eine leicht nachvollziehbare Erklärung.

Neue Aktualität

Eine neue Aktualität bekommt die Motorradtechnik, weil das Verhältnis zur individuellen Mobilität sich derzeit wandelt. Während vor fünf Jahren relativ klar war, dass Motorräder zumindest in Deutschland in erster Linie dem Hobby dienen – ganz im Gegensatz zu den 1950ern – könnten sich die Rollen wieder neu verteilen. Zum einen wird sich erweisen müssen, wie die Menschen reagieren, wenn ein Elektroauto wegen der sonst horrend teuren Energiespeicher nur 100 Kilometer weit kommt – da könnte gerade in der Stadt das Motorrad wieder zur Alternative werden. Ein Elektromotorrad für 10.000 Euro mag man noch akzeptieren, ein kompaktes Elektroauto für 40.000 oder noch mehr Euro kann sich aber kaum jemand leisten.

Im Kapitel "Zukunftsentwicklungen" geht Stoffregen auch auf solche Fragen ein. Hier macht er zum Beispiel den interessanten Vergleich auf, wie viel ein Energiespeicher oder -träger wiegen muss, um eine bestimmte Strecke zu fahren zu können. Ein Verhältnis von rund 1:50 beim Vergleich von Benzin und Batterie macht schnell klar, dass der Zug für Verbrennungsmotoren längst noch nicht abgefahren ist, wie manche glauben machen wollen. Nicht nur bei Autos hinterlässt dieses "Gewichtsproblem" offene Fragen, oder wie Jürgen Stoffregen sagt: "Zukunftsprognosen sind auch im Bereich der Motorradtechnik schwierig, und viele Vorhersagen für die technische oder sonstige Zukunft stellen sich im Rückblick meist als falsch heraus".