Razzia in Nvidias lokalen Büros durch französische Wettbewerbsbehörde

Frankreichs Kartellbehörde hat eine unangekündigte Inspektion einer ungenannten Firma im Grafikkartenbereich durchgeführt. Es dürfte sich um Nvidia handeln.

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Server in dunkelblauem Licht

(Bild: Timofeev Vladimir/Shutterstock.com)

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Von
  • Frank Schräer

Die französische Wettbewerbsbehörde hat diese Woche die lokalen Büros eines offiziell nicht benannten Unternehmens durchsucht, das "wettbewerbswidriger Praktiken im Grafikkartensektor" verdächtigt wird. Ein Richter hat die Razzia genehmigt, aber die Kartellbehörde weist darauf hin, dass noch keine Rechtsverstöße vorliegen. Das könne erst die Untersuchung zeigen. Medienberichte haben Nvidia als das Ziel der Ermittlungen identifiziert.

Die nicht angekündigte Inspektion wurde im Morgengrauen durchgeführt, aber Einzelheiten nennt die französische Wettbewerbsbehörde nicht. Üblicherweise umfassen solche Aktionen die Durchsuchung der Räumlichkeiten, die Beschlagnahme physischer und digitaler Materialien sowie die Befragung von Mitarbeitern, die zur Arbeit erscheinen.

Die Razzia ist Teil der Untersuchungen des Wettbewerbs im Cloud-Sektor, erklärt die Kartellbehörde. Weitere Informationen zum betroffenen Unternehmen oder den Geschäftspraktiken gibt es nicht und will die Agentur auch nicht nennen. Allerdings hätten Personen, die mit dem Verfahren vertraut sind, laut Wall Street Journal erklärt, dass die Razzia in den Büros von Nvidia durchgeführt wurde. Auch das französische Wirtschaftsmagazin Challenges nennt Nvidia als die untersuchte Firma. Nvidia selbst lehnte eine Stellungnahme ab.

Das Cloud-Geschäft wird derzeit von Amazon, Microsoft und Google angeführt, die die Computing-Kapazitäten ihrer Rechenzentren an andere Unternehmen und Einrichtungen vermieten. Aufgrund des aktuellen Booms Künstlicher Intelligenz sind Chips zur schnellen Bearbeitung von KI-Methoden stark nachgefragt. Nvidia ist in diesem Bereich mit großem Abstand Marktführer, denn hier werden Grafikkarten und spezielle GPU-Beschleuniger benötigt.

Nvidia hat mit den H100 GPUs einen viel gefragten KI-Beschleuniger im Angebot. Anfang dieses Jahres hat Microsoft Tausende Nvidia-H100-GPUs für KI-Instanzen gekauft, um das Äquivalent eines aktuellen Supercomputers zu errichten. Nur zwei Monate später erklärte Google, mit Zigtausenden H100-GPUs Top-2-Supercomputer zu bauen – für das KI-Training. So ist es keine Überraschung, dass Nvidia in Bereich der KI-Chips 80 bis 90 Prozent Marktanteil zugeschrieben wird.

Auch in Frankreich sind Nvidias H100 GPUs gefragt. Gerade diese Woche haben die französischen Internetdienstleister und Telekommunikationsanbieter Iliad und OVH erklärt, H100-GPUs in ihren Rechenzentren zu installieren. Das dürfte zumindest einer der Auslöser für die Untersuchung Nvidias seitens der Wettbewerbsbehörde Frankreichs sein.

Ein Ende Juni veröffentlichter Bericht der französischen Kartellbehörde besagt, dass der zunehmende Einsatz Künstlicher Intelligenz zu einem Anstieg der Nachfrage nach Cloud-Diensten führen wird. Nvidia wird erneut nicht namentlich genannt, aber Wettbewerbshüter müssten sicherstellen, dass etablierte Akteure nicht die Entwicklung kleinerer oder neuer Akteure behindern, die auf neuen Cloud-Technologien basieren.

(fds)