"Mich angewiesen, die Verbrechen zu begehen": Lebensgefährtin belastet FTX-Chef

Die Anklage wirft dem FTX-Chef vor, Kundengelder abgezweigt zu haben. Bei dem Prozess in New York bestätigte eine enge Vertraute das. Es geht um Milliarden.

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(Bild: Shutterstock)

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Sam Bankman-Fried hat seine Lebensgefährtin "angewiesen", die ihm zur Last gelegten Verbrechen zu begehen und Kundengelder der Kryptobörse FTX heimlich zum Hedgefonds Alameda Research umzuleiten. Das hat Caroline Ellison am Dienstag vor einem Gericht in New York erklärt, berichtet die New York Times. Die 28-Jährige hat Alameda Research geleitet und gleichzeitig eine On-off-Beziehung mit Bankman-Fried (SBF) geführt. Im Prozess gegen den Mitgründer der Kryptobörse ist sie eine zentrale Zeugin, schon kurz nach der Verhaftung von SBF hatte sie sich der Vorwürfe schuldig bekannt und kooperiert seitdem mit der Anklage. Im Gerichtssaal in New York kam es am Dienstag nun zum ersten Zusammentreffen mit ihrem ehemaligen Freund und Chef seit Zusammenbruch von FTX.

Insgesamt wurde Ellison dem Bericht zufolge vier Stunden lang befragt, am Mittwoch soll sie erneut in den Zeugenstand. Die mutmaßliche Komplizin von Bankman-Fried ist die wichtigste Zeugin der Anklage und habe nun die zentralen Vorwürfe bestätigt. Gleich zu Beginn hat sie demnach erklärt, dass SBF sie persönlich instruiert habe, von Kunden und Kundinnen bei FTX hinterlegtes Geld dafür zu benutzen, Investments von Alameda Research zu finanzieren und Schulden abzubezahlen. Insgesamt habe der Hedgefonds auf diesem Weg rund 14 Milliarden US-Dollar abgezweigt, nur einen Teil davon habe er zurückzahlen können. Insgesamt sei das über Jahre so gelaufen und sie habe die Praxis mehrfach angezweifelt. SBF habe ihr dann aber immer wieder versichert, dass das Vorgehen richtig sei.

Während ihrer Befragung hat Ellison außerdem Einblicke in die Weltsicht von Bankman-Fried gegeben, der von einem Werbegesicht für die Kryptobranche zu einem Symbol für deren Hybris geworden ist. So habe er ihr erklärt, dass seine Firmen erfolgreich werden müssten und er das damit eingenommene Geld für die Einflussnahme auf die Politik verwenden wollte. Für sich selbst habe er eine fünfprozentige Wahrscheinlichkeit ermittelt, einmal US-Präsident zu werden. Wenn er mit einem Münzwurf die Welt entweder "doppelt so gut" machen oder zerstören könnte, würde er das wagen, habe er seine Herangehensweise an Risiken deutlich gemacht. In ihrer Beziehung mit SBF habe sie wenig Macht gehabt, gleichzeitig habe sie bei der Arbeit für "unangenehme Situationen" gesorgt.

Der Prozess gegen Bankman-Fried läuft seit Anfang Oktober, ihm wird vorgeworfen, Gelder von Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und für persönliche Bereicherung genutzt zu haben. Während mit Ellison und anderen Weggefährten enge Vertraute mit der Anklage kooperieren und deren Vorwürfe bestätigen, plädiert SBF auf unschuldig. Bislang hat er behauptet, dass Ellison seine Anweisungen ignoriert und bei der Führung von Alameda Research Fehler gemacht habe. Nachdem er sich lange gegen Kaution zuhause auf den Prozess hatte vorbereiten können, war er vor wenigen Wochen ins Gefängnis überführt worden, weil er versucht haben soll, sie einzuschüchtern. Er hatte private Tagebücher von ihr an die New York Times gegeben.

FTX war eine der größten Kryptowährungshandelsplattformen, die Währungen wie Bitcoin anbot. Gleichzeitig hatte FTX eine eigene Kryptowährung namens FTT eingeführt. Im Herbst 2022 kamen Bedenken über die finanzielle Lage der Kryptobörse auf, woraufhin Kunden begannen, ihre Guthaben abzuziehen. Es stellte sich heraus, dass bei FTX ein Milliardenloch klaffte, die Kryptobörse implodierte. Bankman-Fried war in den Bahamas festgenommen worden, wo sich er und seine Vertrauten mit Kundengeldern ein luxuriöses Leben finanziert haben sollen. Im Dezember wurde er dann an die USA ausgeliefert. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 110 Jahre Haft.

(mho)