Mercedes automatisiert die Dokumentation getesteter Bauteile

RFID in der Fahrzeugerprobung

Die berührungslose Erkennung per RFID ermöglicht zum Beispiel Zugangssysteme oder die Verfolgung von Warenströmen in der Produktion. Mercedes-Benz will das Verfahren auch in der Fahrzeugerprobung nutzen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
2 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • ggo
Inhaltsverzeichnis

Hannover, 17. Februar 2010 – Testfahrer ist für viele ein Traumberuf. Die Realität dürfte freilich nicht immer so herb-romantisch aussehen, wie es sich mancher vorstellt. Natürlich ist es eine tolle Vorstellung, im hohen Norden mit den neuesten Fahrzeugentwicklungen durch den Schnee zu pflügen oder irgendwo in Südamerika die Küstenstraßen unsicher zu machen. Aus Sicht des Automobilherstellers ist der Testfahrer aber vor allem ein wichtiges Glied in einem Entwicklungs- und Abstimmungsprozess, welcher in der Regel unter hohem Zeitdruck stattfindet.

Unter Druck passieren Fehler

Die Entwicklungszyklen von Automobilen werden kürzer, die Anforderungen an Qualität und Feinabstimmung dagegen steigen – nicht als Selbstzweck, sondern weil die Konkurrenz es vielleicht noch besser machen könnte. Es ist zum Beispiel durchaus ein Unterschied, ob man vor der Marktreife vielleicht 20-mal die Feder-Dämpfer-Abstimmung überarbeitet, oder ob man sich 50 Iterationsschritte leisten kann. Das Problem dabei: Die Zeit ist knapp, die Autos werden immer komplexer und dann soll man noch schneller fertig werden, weil einem schließlich die virtuelle Entwicklung schon viel Arbeit abgenommen hat.

Ein solcher Zustand ist ein hervorragender Nährboden für Fehler. Während Testfahrer Maier irgendwo in Afrika die siebte Fahr­werks­abstimmung ausprobiert, hat Entwickler Müller in Stuttgart gerade erst erfahren, dass Abstimmung Nummer 4 noch nicht zufrieden­stellend funktioniert, weil die Federrate vorne noch einen Hauch progressiver ausfallen könnte. Von Versuch fünf, sechs und sieben weiß er noch gar nichts, was beim Telefonat mit Maier erst mal für Verwirrung sorgt. Dummerweise hat Maier auch noch das Testprotokoll für Schritt 6 verlegt, sodass der entsprechende Eintrag in der Datenbank fehlt.

Kein Entkommen

Dieses Szenario ist natürlich frei erfunden, illustriert aber eine grundlegende Schwäche, die Daimler mit der RFID-Technik lösen will. Sie soll dazu beitragen, dass bei der Erprobung von Fahrzeugen eine fehlerhafte Dokumentation von Teilewechseln nicht mehr vorkommt. RFID (Radio-frequency identification) ist eine berührungslose Kommunikationstechnik, die man zum Beispiel bei einigen Autoschlüsseln findet, bei elektronischen Ausweisen oder vielen anderen Anwendungen, die eine automatische und berührungslose Identifizierung erfordern. Das Grundprinzip ist immer dasselbe: Auf dem zu erfassenden Objekt befindet sich ein kleiner Transponder, also eine Sender-Empfänger-Einheit, die mit einem meist fest installierten Lesegerät kommunizieren kann.