DMA: In Europa wird sich Edge unter Windows bald komplett deinstallieren lassen

Vorschauversionen von Windows 10 und 11 machen deutlich, wie Microsoft beide Systeme DMA-konform machen will. Nutzer in Europa sollen mehr Kontrolle bekommen.

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Bing-Suche im Edge-Browser

(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Um den Vorgaben des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union Rechnung zu tragen, sollen Nutzer und Nutzerinnen von Windows 10 und 11 in Europa bald den Edge-Browser und die Internetsuche von Bing komplett deinstallieren können. Darüber hinaus soll man künftig auch die Anwendungen Kamera, Cortana und Fotos komplett entfernen können, und zwar nicht nur in Europa. Das hat Microsoft jetzt angekündigt und die Änderungen in einer Vorschau für die Versionen 22H2 (Windows 10) und 23H2 (Windows 11) einsehbar gemacht. Die finalen Updates sollen bis zum 6. März 2024 auf alle Computer mit einem der beiden Betriebssysteme kommen, kündigt der US-Konzern an. Dieses Datum verlangt auch der DMA.

Mit der Ankündigung wird deutlicher, welche konkreten Folgen die EU-Verordnung über Digitale Märkte haben wird. Diese ist seit einem Jahr in Kraft, gibt als Vorgabe für die Umsetzung von darin festgelegten Änderungen aber den kommenden März vor. Der DMA soll unlauteren Praktiken von Konzernen ein Ende setzen, die als sogenannte Gatekeeper (Torwächter) in digitalen Märkten fungieren, dazu gehört beispielsweise das Ausnutzen von der Verbreitung des Betriebssystems, um andere eigene Dienste zu bevorzugen. Weil die Verordnung über die 27 Mitgliedstaaten der EU hinaus auch in den EWR-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen hinaus gilt, setzt Microsoft überall dort die Maßnahmen um. So wird man hier zukünftig nicht nur Bing aus dem Betriebssystem entfernen, sondern einen eigenen Anbieter hinzufügen können. Davon könnte etwa Google profitieren – sofern sie interessiert sind, eine integrierte Suche zu entwickeln.

Alternative Suchanbieter für die Internetsuche und die komplette Deinstallation von Edge werden nur auf Rechnern möglich sein, bei denen als Standort ein Staat aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angegeben ist. Der lässt sich nur bei der Erstinstallation auswählen, erklärt Microsoft, ein nachträglicher Wechsel sei nur durch ein komplettes Zurücksetzen des PCs möglich. Das dürfte Nutzer und Nutzerinnen im Rest der Welt davon abhalten, massenhaft die jeweils ausgewählte Region zu ändern, um in den Genuss der zusätzlichen Optionen zur Anpassung ihres Betriebssystems zu kommen. Nur im EWR wird demnach auch die Möglichkeit angeboten, dass der Microsoft-Account nicht mit Microsoft geteilt wird, um von anderen Geräten darauf zugreifen zu können.

Erst Ende August hat Microsoft angekündigt, dass Windows 11 in den EWR-Staaten künftig alle Links mit dem Standardbrowser öffnen und nicht mehr teilweise auf Microsofts Edge zurückgreifen wird. Davon hat der US-Konzern aber offenbar schon wieder Abstand genommen, legt der Blogeintrag jetzt nahe. Darin heißt es, dass es Apps unter Windows weiterhin offen stehen wird, eine Alternative zum Standardbrowser zu benutzen, wenn Internetseiten geöffnet werden. "Einige Microsoft-Anwendungen" – wie etwa die Internetsuche mit Bing – würden deshalb auch in Europa weiterhin auf den Edge-Browser zurückgreifen, um Inhalte aus dem Internet anzuzeigen.

(mho)