US-Medien: Toyota behindert die Aufklärung ungewollten Beschleunigens

Hält Toyota Blackbox-Daten zurück?

Toyota hält angeblich Blackbox-Daten zurück, die Aufschluss über ein ungewolltes Beschleunigen geben könnten. Dabei ist der Inhalt der ominösen schwarzen Kästchen oft ziemlich trivial

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
2 Bilder
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • ggo
Inhaltsverzeichnis

Hannover, 12. März 2010 – Toyota hat jahrelang den Zugriff auf "Blackboxes" in den Fahrzeugen des Herstellers verhindert – so steht es zumindest in einem amerikanischen Medienbericht. Demnach könnten ausgerechnet jene Daten nicht ausgelesen werden, die Auskunft über ein plötzliches ungewolltes Beschleunigen geben, das derzeit in den US-Medien für Aufruhr sorgt. Es gibt allerdings auch Beobachter, die nicht in das derzeitige Toyota-Bashing einstimmen wollen und viel einfachere Gründe sehen, bis hin zu simplen Fahrfehlern.

Suche nach Widersprüchen

Toyotas Erklärungen seien teils widersprüchlich gewesen, heißt es, wenn es um die Frage ging, was genau die "Event Data Recorder" (EDR) aufzeichnen und was nicht. So habe eine Nachfrage zunächst ergeben, dass vor und nach einer Auslösung des Airbags jeweils fünf Sekunden aufgezeichnet werden. Dabei würden Fahrzeug­geschwin­digkeit, Gaspedal­position und die Position des Schalthebels aufgezeichnet und zusätzlich, ob der Gurt angelegt war und in welchem Winkel die Sitzlehne stand. Beim nochmaligen genaueren Nachfragen habe Toyota bestätigt, dass auch Informationen zur Bremspedal­position und der Funktion des ABS aufgezeichnet würden.

Diese Auskunft stimme aber nicht mit den Informationen überein, die Anwälte 2009 und 2004 bei zwei tödlichen Unfällen in Texas und in Indiana erhalten hätten. Im ersten Fall habe die Polizei ein Daten­protokoll erhalten, bei dem Informationen zu Beschleunigungs- oder Bremsvorgängen als "deaktiviert" aufgeführt waren. Im zweiten Fall sei ein Toyota-Techniker von der US-Zentrale des Unternehmens nach Kalifornien gereist, um den Unfallwagen, einen Camry, zu untersuchen. Zwar habe die verunglückte Fahrerin bei der Bergung noch mit beiden Füßen auf der Bremse gestanden – doch ein Toyota-Vertreter habe den Anwälten mitgeteilt, dass es keine Sensorik gebe, die beim Aufprall Informationen über Bremsen oder Beschleunigen aufzeichne.

Geheimniskrämerei

Ein Anwalt behauptete im Fall von 2009 sogar, dass Toyota bewusst die Datenrecorder modifiziert habe, sodass sie kritische Informationen nicht mehr aufzeichnen. Ein weiterer Anwalt in dem Fall zeigte sich überrascht, wie wenig Information der Recorder enthalte. Toyota habe dagegen betont, dass man Regierungsstellen durchaus Informationen des Recorders zur Verfügung stelle, sofern sie vorhanden sind, heißt in dem Bericht weiter. Bei dem Datenrecorder handele sich allerdings um ein experimentelles Gerät, das nicht für die Unfallrekonstruktion ausgelegt sei. Toyotas Grundsatz sei es, Daten aus dem Gerät nur weiterzugeben, wenn sie von Gerichten oder der Verkehrsbehörde NHTSA angefordert würden.