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SCO vs. Linux: Koexistenz statt Emotionen

Der Vorsitzende der dmmv-Fachgruppe Softwareindustrie Gregory Blepp plädiert für Diskussionen um Open Source ohne Emotionen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Auf der Pressekonferenz der Fachgruppe Softwareindustrie im Deutschen Multimedia Verband (dmmv) plädierte Gregory Blepp als neuer Vorsitzender für Diskussionen um Open Source ohne Emotionen. Der Vizepräsident SCOsources innerhalb der SCO Group referierte über den Zustand der deutschen Softwareindustrie, die die Debatte genau verfolgt: "Die überwältigende Mehrheit des dmmv/VSI ist direkt oder indirekt von der Diskussion betroffen. Wichtig ist die Diskussion, wie es die Open Source Gemeinde schafft, auch kleine und mittlere Unternehmen zu integrieren", erklärte Blepp, der im Verband die Interessen aller Marktteilnehmer ohne Diffamierungen wahrnehmen will. "Beide Geschäftsmodelle werden in Zukunft eine Koexistenz haben", resümierte Blepp die Position des dmmv/VSI.

Etwa 25 Prozent der eintausend Mitgliedsfirmen im dmmv rechnen sich der Fachgruppe Softwareindustrie zu, wobei die aktuellen Zahlen etwas unklar sind. Die Mitglieder des momentan in Auflösung befindlichen Verbandes der Softwareindustrie (VSI) können derzeit kostenlos in den dmmv wechseln, ein Prozess, der nach Angaben vom dmmv-Sprecher Christoph Salzig noch nicht abgeschlossen ist.

In der aktuellen Befragung zum Zustand der Branche durfte jedes Mitglied mit einer Stimme das Betriebssystem angeben, das die Firma dominiert. 85 Prozent sind demnach im Bereich der Microsoft-Betriebssysteme tätig, acht Prozent haben Unix und fünf Prozent Linux im Visier, während das Mac-Betriebssystem als Unix-Derivat mit zwei Prozent separat aufgeführt wurde. Insgesamt konnten die befragten Firmen auf ein durchwachsenes 2003 zurückblicken, berichtete Blepp: 43 Prozent der Mitglieder verbuchten ein Wachstum (von durchschnittlich 15 Prozent), während bei 46 Prozent das Geschäft rückläufig war. Für 2004 wird hingegen eine Besserung erwartet. Als Topthemen für das angelaufene Jahr bezeichnete Blepp die Debatte um Geschäftsmodelle wie Open Source und die Auseinandersetzung um das Patentrecht.

Thomas Klimmer von der Firma Afontis IT & Services beklagte die verzerrte Wahrnehmung des Mittelstandes innerhalb der deutschen Softwareindustrie. Während der Definition nach Firmen mit 500 Mitarbeitern zum Mittelstand gehören, sei dies in der Softwarebranche anders. Die vom dmmv ins Leben gerufene Aktion "Pro Mittelstand 2004" soll sich dafür stark machen, dass Firmen mit 5 bis 249 Mitarbeiter zum Mittelstand gezählt werden. Hans-Peter Bauer von Symantec stellte schließlich den neuen Vulnerability Report seiner Firma vor und zeichnete eine düstere Lage mit ständig wachsenden Bedrohungen durch Viren, Würmer und DDOS-Attacken. Mit den Settop-Boxen und den 220.000 DSL-Neukunden pro Jahr in Deutschland sei in Zukunft der Privatanwender besonders betroffen. Auch die Open-Source-Gemeinde müsse sich bei zunehmender Beliebtheit und größerer Verbreitung von Betriebssystemen wie Linux auf Attacken gefasst machen. Der offene Code und "keine klaren Verantwortlichkeiten" mache es dabei den Angreifern besonders einfach, so Bauer.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)