USA: Microsoft und Gewerkschaften mit "historischer" Zusammenarbeit bei KI

Microsoft wird Beschäftigten Schulungen zum Umgang mit KI anbieten. Der Konzern stimmt zudem einem Gewerkschaftsvertrag über den Einsatz von KI zu.

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(Bild: Volodymyr Kyrylyuk/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch

Microsoft bildet eine "historische" Partnerschaft mit dem größten US Gewerkschaftsverband beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Auch hat der US-Konzern einem Gewerkschaftsvertrag über die Verwendung von KI zugestimmt, der den Beschäftigten ein Mitspracherecht beim Einsatz der Technologie einräumen soll. Das berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag.

Dem Bericht zufolge wird Microsoft im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Gewerkschaftsbund American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations (AFL-CIO) einen offenen Dialog über den Einsatz von KI führen. Die AFL-CIO ist der mitgliederstärkste Gewerkschafts-Dachverband der USA und Kanadas und umfasst 60 Gewerkschaften, die 12,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertreten.

Im Rahmen der angekündigten Partnerschaft wird Microsoft Führungspersonal der Gewerkschaften und Beschäftigte in der Funktionsweise von KI schulen. Die Schulungen werden im Winter 2024 beginnen. Die Initiative ist die erste formelle Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und der Technologiebranche im Bereich der KI, heißt es. Sie kommt zu einer Zeit, da es auf Seiten der Gewerkschaften zunehmend Befürchtungen gibt, die Ausweitung des Einsatzes von KI könne Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben und zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Auch wenn sich die Befüchtungen bislang nicht bewahrheitet haben; Neueinstellungen finden trotz KI-Boom und den damit verbundenen Anforderungen auch nicht statt.

"Ich kann hier nicht sitzen und sagen, dass KI niemals einen Arbeitsplatz verdrängen wird. Ich glaube nicht, dass das ehrlich wäre", zitiert Bloomberg den Microsoft-Präsidenten Brad Smith. "Die KI ist so konzipiert, dass sie einige der Teile der Arbeit, die man als lästig empfinden könnte, beschleunigt und eliminiert. Indem wir direkt mit den Gewerkschaftsführern zusammenarbeiten, können wir sicherstellen, dass die KI den Arbeitnehmern des Landes dient."

Zu den Zielen der Zusammenarbeit gehören laut einer einer Erklärung der AFL-CIO "der Austausch eingehender Informationen mit Gewerkschaftsführern und Arbeitnehmern über KI-Technologietrends, die Einbeziehung von Arbeitnehmerperspektiven und Fachwissen in die Entwicklung von KI-Technologien und die Mitgestaltung einer öffentlichen Politik, die die technologischen Fähigkeiten und Bedürfnisse von Arbeitnehmern an vorderster Front unterstützt".

Die Vereinbarung mit Microsoft enthält darüber hinaus einen Neutralitätsrahmen für die Organisierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch AFL-CIO-Mitgliedsgewerkschaften, der sicherstellt, dass Microsoft bei den Bemühungen der Gewerkschaften, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Beitritt zu bewegen, neutral bleibt. Damit wird ein "historisches Neutralitätsabkommen", dem Microsoft bereits für seine Beschäftigten in der Videospielbranche zugestimmt hat und das die Grundlage für eine breitere gewerkschaftliche Organisierung bei Microsoft legt, ausgeweitet.

Dazu passt, dass sich Microsoft bereit erklärt hat, den Einsatz von KI in einen Vertrag aufzunehmen, der für einige hundert Mitarbeiter des Videospielstudios ZeniMax gilt, schreibt Bloomberg in einer weiteren Meldung. https://www.bloomberg.com/news/articles/2023-12-11/microsoft-agrees-to-union-contract-terms-governing-its-use-of-ai. Die vorläufige Vereinbarung ist demnach Teil der Verhandlungen mit der Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA), den ersten kollektiven Tarifverhandlungen in den USA in der Geschichte von Microsoft – ein bedeutender Schritt, wenn man bedenkt, dass Microsoft sich in der Vergangenheit geweigert hat, in irgendeiner Form mit den Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. Gewerkschaftskampagnen in den USA bewegten Microsoft im vergangenen Jahr zum Umdenken.

Der ZeniMax-Vertrag bezieht Microsofts zuvor angekündigte KI-Grundsätze, eine Art Zehn-Gebote-Vereinbarung, ein. Er schreibt vor, dass KI-Systeme "alle Menschen fair behandeln" und "jeden befähigen" sollen. Zu diesem Zweck wird den Mitarbeitern, die unter den Vertrag fallen, eine Regressmöglichkeit eingeräumt, wenn sie das Gefühl haben, dass Microsoft seinen Teil der Abmachung nicht einhält. Microsoft hat zudem Dutzende von ZeniMax-Vertragsarbeitern als Vollzeitbeschäftigte eingestellt, möglicherweise als Zeichen des guten Willens, vermutet der US-Tech-Blog Engadget.

Der Wortlaut der Vereinbarung sieht demnach vor, dass Microsoft die CWA informieren muss, wenn KI oder verwandte Automatisierungstechnologien in einer Weise eingeführt werden, die sich auf die Beschäftigten auswirken könnte. Auf Verlangen muss das Unternehmen in Verhandlungen nach bestem Wissen und Gewissen über die Änderung eintreten. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, wenn man bedenkt, dass Microsoft durch die Integration von OpenAI-Produkten massiv in den Bereich der KI einsteigt, schreibt Engadget.

(akn)