Treibhausgasausstoß in Deutschland 2023 um 10 Prozent gesunken

Der CO₂-Ausstoß ist in Deutschland 2023 so zurückgegangen, dass die Klimaziele 2030 erreichbar erscheinen. Der Verkehrssektor muss aber nachbessern.

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Rauch aus einem Schornstein

Kraftwerk Bremen-Hastedt

(Bild: heise online / anw)

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Der Ausstoß an Treibhausgasen (THG) ist in Deutschland 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 10,1 Prozent auf 673 Millionen Tonnen zurückgegangen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Umweltbundesamt (UBA) am Freitag veröffentlicht hat. Es der stärkste Rückgang seit 1990. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck interpretiert aus den Zahlen, dass das Klimaschutzziel 2030 erreichbar sei, Deutschland sei erstmals auf Kurs.

Als Gründe für den geringeren THG-Ausstoß führt das UBA den gestiegenen Anteil erneuerbarer Energien, einen Rückgang der fossilen Energieerzeugung und eine gesunkene Energienachfrage unter Wirtschaft und Verbrauchern an. Nicht alle Sektoren hätten zu dem Rückgang beigetragen, insbesondere der Verkehrssektor müsse nachsteuern. Er habe seine Klimaziele erneut deutlich verfehlt und liege 13 Millionen Tonnen über dem zulässigen Sektor-Budget.

"Mit Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine hatten viele die Sorge, dass wir eine Renaissance der Kohle und anderer fossiler Energieträger sehen werden. Wir wissen heute, dass das nicht passiert ist", sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Das liege vor allem am sehr erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Verkehrssektor müsse dringen nachbessern, indem die Elektromobilität ausgebaut wird und das Dienstwagenprivileg und andere klimaschädliche Subventionen abgebaut würden.

Auch Messner zeigt sich zuversichtlich, dass die nationalen Klimaziele erreichbar sind: "Zu Beginn der Legislaturperiode gingen wir für 2030 noch von 1100 Millionen Tonnen THG zu viel aus. Jetzt sehen wir in unseren Projektionen für 2030, dass diese Lücke geschlossen werden wird, wenn wir weiter so ambitioniert am Klimaschutz arbeiten."

Im Sektor Energiewirtschaft sind die THG-Emissionen 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund 51,8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente beziehungsweise 20,1 Prozent gesunken. Hier seien weniger fossile Brennstoffe zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt worden. Besonders stark sei dieser Rückgang beim Einsatz von Braun- und Steinkohle sowie bei Erdgas gewesen. "Weitere Treiber waren Energieeinsparungen in Folge von höheren Verbraucherpreisen sowie die milden Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten", erläutert das UBA.

In der Industrie sanken die Emissionen im zweiten Jahr in Folge auf rund 155 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente im Jahr 2023. Dies entspricht laut UBA im Vorjahresvergleich einem Rückgang von fast 13 Millionen Tonnen oder 7,7 Prozent. Damit liegt der Industriesektor mit rund 18 Millionen Tonnen ⁠CO₂⁠-Äquivalente unter seiner Jahresemissionsmenge für 2023. Auch hier wird der Emissionsrückgang durch den gesunkenen Einsatz fossiler Brennstoffe, insbesondere von Erdgas und Steinkohle, bestimmt. Wichtige Treiber dieses Trends seien die negative konjunkturelle Entwicklung und gestiegene Herstellungskosten, die zu Produktionsrückgängen führten.

Im Gebäudesektor sanken die THG-Emissionen um 8,3 Millionen Tonnen auf 102 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten. Dennoch überschreitet der Gebäudesektor erneut die nach dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) erlaubte Jahresemissionsmenge, diesmal um rund 1,2 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Wesentliche Treiber für den Rückgang der Emissionen sind wiederum Energieeinsparungen aufgrund der milden Witterungsbedingungen in den Wintermonaten 2023 und höhere Verbraucherpreise. Ebenso habe sich der Zubau an Wärmepumpen positiv ausgewirkt, da beispielsweise weniger Erdgas und Heizöl eingesetzt wurden.

Im Verkehr wurden 2023 rund 146 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Damit liegen die THG-Emissionen im Verkehrssektor rund 1,8 Millionen Tonnen (1,2 Prozent) unter dem Wert von 2022 und rund 13 Millionen Tonnen über der nach dem KSG für 2023 zulässigen Jahresemissionsmenge von 133 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Im Vorjahr waren die Emissionen noch leicht angestiegen. Haupttreiber des geringen Emissionsrückgangs seien dabei nicht effektive Klimaschutzmaßnahmen, sondern geringerer Straßengüterverkehr, schreibt das UBA. Der Pkw-Verkehr habe dagegen leicht zugenommen. Die im vergangenen Jahr neu zugelassenen Elektrofahrzeuge im Pkw-Bestand hätten hier leicht emissionsmindernd gewirkt.

(anw)