Neuralink Gehirn-Implantat: Erster Patient spielt Online-Schach per Gedanken

Neuralinks erster gelähmter Patient mit Gehirn-Implantat spielte Schach mit Gedankenkraft. Auch "Civilization IV" soll er wieder gespielt haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen
Finger zeigt auf Gehirn in einem stilisierten Menschen.

(Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das Hirnchip-Start-up Neuralink von Elon Musk hat in einem Videostream gezeigt, wie erstmals ein Patient mit implantiertem Chip ein Online-Schachspiel mit Hilfe des Chips spielt. Der 29-jährige Noland Arbaugh konnte demnach die Züge beim Schachspiel steuern.

Arbaugh, der seit einem Tauchunfall von der Schulter abwärts gelähmt ist, wurde der Neuralink-Chip im Januar ins Gehirn eingepflanzt. Bereits kurz darauf soll er laut Neuralink-Firmengründer Elon Musk in der Lage gewesen sein, einen Maus-Cursor mit seinen Gedanken zu steuern.

In dem Life-Stream sagte Arbaugh zu dem Implantationsverfahren, dass die Operation "super einfach" gewesen war. "Ich wurde buchstäblich einen Tag später aus dem Krankenhaus entlassen. Ich habe keine kognitiven Beeinträchtigungen."

Dennoch soll die Technik, die Signale des Hirns über den Chip verarbeitet und an ein Neuralink-Gerät sendet, das sie dann in Steuerungsaktionen umwandelt, noch nicht vollständig ausgereift sein.

"Wir befinden uns nach der Implantation noch in einem sehr frühen Stadium und müssen sowohl auf Seiten von Neuralink als auch auf Seiten des Probanden noch viel lernen, um die Menge an Informationen zu maximieren, die für die Steuerung zur Verfügung stehen", schätzt Kip Ludwig, Vize-Direktor des Wisconsin Institute for Translational Neuroengineering und Leiter des Ludwig Laboratory an der University of Wisconsin, die Situation nach Sichtung des Videos ein. Ein Durchbruch sei das nicht. Andere Unternehmen wie etwa BlackRock und Synchron hätten bereits ähnliche Implantate an gelähmten Patienten positiv getestet. Es sei allerdings noch ein langer Weg. Neuralink und der Patient müssten noch viel lernen.

Arbaugh sagte, dass er mit dem Implantat auch wieder das Spiel "Civilization IV" spielen könne. "Ihr habt mir die Möglichkeit gegeben, das wieder zu tun, und ich habe acht Stunden am Stück gespielt", sagte er in Richtung Neuralink.

Neuralink hatte vor der Zulassung der Versuch am Menschen durch die US-Arzneimittelbehörde FDA immer wieder mit Problemen zu kämpfen. So bestand der Verdacht, dass für die Entwicklung des Implantats zu viele Tiere in den Versuchen getötet worden waren. Rund 1500 Versuchstiere mussten seit Beginn der Experimente sterben. Auch soll es Abrechnungsprobleme in der Firma gegeben haben.

Kurz vor der Zulassung hatte Neuralink noch zahlreiche Bedenken gegenüber der FDA ausräumen müssen. So etwa zur verwendeten Lithium-Batterie des Implantats sowie zur Gefahr, dass Teile des Implantats in andere Bereiche des Gehirns wandern könnten. Fraglich war auch, wie der Chip wieder entfernt werden könne, ohne dabei Schäden am Gehirn zu verursachen.

(olb)