"Willkürliche Rabatte, Dark Patterns": Temu im Visier von Verbraucherschützern

Seit Monaten erregt der Online-Marktplatz Temu Aufsehen. Mit unlauteren Mitteln, meinen Verbraucherschützer. Sie gehen nun dagegen vor.

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Screenshot von der Temu-Website​

"Jagdrevier für Schnäppchenjäger auf der Suche nach unnützem Zeugs", könnten Unbedarfte denken.

(Bild: Screenshot von der Temu-Website)

Lesezeit: 2 Min.

Temu verstößt nach Meinung deutscher Verbraucherschützer gegen EU-Bestimmungen. Daher hat der Verbraucherzentrale Bundesverband den chinesischen Online-Händler beziehungsweise das Unternehmen Whaleco Technology dahinter abgemahnt.

"Temu lässt Verbraucher:innen im Unklaren, wie die ausgewiesenen hohen Rabatte zustande kommen", teilte der vzbv mit. Außerdem beanstanden die Verbraucherschützer, dass manipulative Designs unzulässig verwendet werden. Whaleco habe bereits auf die Abmahnung reagiert, aber keine Unterlassungserklärung abgegeben. Daher wolle der vzbv als Nächstes über eine Klage gegen Temu entscheiden. Eine Anfrage von heise online hat Temu noch nicht beantwortet.

Konkret ist dem vzbv aufgefallen, dass Temu Rabatte von beispielweise 70 Prozent für angebotene Produkte ausweise. Dabei gebe es keine weiteren Informationen zu den Referenzpreisen. Auch informiere der Online-Marktplatz unzureichend darüber, wie die Echtheit von Produktbewertungen gewährleistet wird. "Anbieter sind jedoch verpflichtet, Informationen hierzu zur Verfügung zu stellen", schreibt der vzbv. Obendrein fehlten auf der Plattform Angaben über die Identität von Produktanbietern.

Als Beispiel für ein manipulatives Design – auch Dark Patterns genannt – schildert der vzbv, dass während eines Bestellvorgangs auf Temu zahlreiche Hinweise eingeblendet würden. Sie lauten etwa "Beeile dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb“ und "Mehr als 54 Nutzer haben wiederholt gekauft! Warum nicht 2 auf einmal …"

Und obwohl die auf Temu angebotenen Produkte bereits lange Wegstrecken zugelegt haben, bis sie zugestellt werden, werbe der Online-Marktplatz mit einem verringerten CO₂-Fußabdruck, wenn sich die Kundschaft nicht nach Hause, sondern zu einer Abholstelle liefern lasse.

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Temu sorgte in den vergangenen Monaten mit Minipreisen, Rabattangeboten von bis zu 90 Prozent und teils skurrilen Produkten für Aufsehen. Erstaunlich schnell hat sich die App auch auf dem deutschen Markt etabliert. Im Ranking der 2023 meist heruntergeladenen Shopping-Apps in Deutschland belegt Temu laut der Webanalyse-Firma Similarweb den ersten Platz.

vzbv-Vorständin Ramona Pop sieht die Entwicklung skeptisch. Sie meint, Temu verunsichere und übervorteile Verbraucher. "Das muss aufhören. Verbraucher müssen vor derartigen Geschäftspraktiken geschützt werden."

(anw)