Mit KI: Bayern probiert schlaue Ampel aus​

In Essenbach wird für 100.000 Euro eine Ampel mit KI-Technik ausprobiert. Sie soll schwächere Verkehrsteilnehmer begünstigen und die Unfallzahlen senken.​

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Die KI-Ampel in Essenbach

Die KI-Ampel in Essenbach

(Bild: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr)

Lesezeit: 3 Min.
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Von außen ist der "Ampel der Zukunft" auf den ersten Blick kaum anzusehen, dass sie so fortschrittlich sein soll. Doch Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sollen laut Bayerns Verkehrsministerium im Vergleich zu gewöhnlichen Lichtsignalanlagen sehr wohl einen Unterschied spüren. Einmal mehr spielt der inflationär gebrauchte Begriff KI eine Rolle. Künstliche Intelligenz soll die Ampelphasen flexibler gestalten und die Sicherheit erhöhen.

Die KI-Ampel befindet sich seit Kurzem in Essenbach, nordöstlich von München, im Einsatz. Insgesamt würden sechs Ampeltechnologien getestet, teilte das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in einer Pressemitteilung mit. Bayern ist nicht das erste Bundesland mit einer KI-Ampel. Im nordrhein-westfälischen Hamm wurde bereits im Sommer 2023 eine vorgestellt.

Ein Kollisionswarner zeigt mit einem orangefarbenen Blinklicht am Ampelmast Fahrern an, wenn Gefahr besteht. Mittels Kameradetektor und Künstlicher Intelligenz sollen drohende Zusammenstöße erkannt und das Signal entsprechend geschaltet werden. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutet das freilich, dass sie sich erst einmal daran gewöhnen müssen, dass das Licht nicht dauerhaft blinkt, sondern nur im konkreten Gefahrenfall.

Radfahrer sollen von Hinweisen zu ihrer Geschwindigkeit und längeren Grünphasen profitieren. Mittels Radarsensors ermittle eine Säule 100 Meter vor der Kreuzung die Geschwindigkeit der Radfahrer. Anhand der übertragenen Daten soll sie dem Radler empfehlen, wie er seine Geschwindigkeit anpassen muss, um die Ampel bei Grün zu erreichen. Der Radardetektor soll auch Entscheidungen treffen können, die Grünphase für Radler zu verlängern.

Fußgänger können sich das Drücken einer Bedarfstaste sparen. Mittels Kamera und KI soll automatisch erkannt werden, ob ein Fußgänger die Straße überqueren möchte. Eine Handbewegung soll weiterhin erforderlich sein – diese genüge aber kontaktlos in einem Abstand von 10 bis 50 Zentimetern vom Taster.Die Technik soll auch erkennen können, ob es sich um Menschen mit eingeschränkter Mobilität handelt und dann die Grünphase entsprechend verlängern.

Mit der Ampel können zudem Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr sofortige Grünphasen anfordern. Per Blaulichtpriorisierung sorge die Ampel dabei dafür, dass erst einmal andere Autos weggefahren können und nicht an der roten Ampel im Weg stehen.

Bayern lässt sich das Projekt etwa 100.000 Euro kosten, einschließlich der KI-Ampel, der Software und den Radarsensoren. "Normale" Ampeln beginnen bei 34.000 Euro, sehen dann aber nur einen Fußgängerübergang vor. Je nach Verkehrssituation können ebenfalls sechsstellige Beträge anfallen.

Wie lange der Test in Niederbayern dauern soll, teilte das Ministerium nicht mit. Im Erfolgsfall wolle man die neue Ampel aber bayernweit einsetzen, besonders an Kreuzungen mit hohen Unfallzahlen, heißt es. Die Kameras und Sensoren sollen keine Autokennzeichen und Personen erfassen.

(mki)