IG Metall: Druck auf Siemens-Mitarbeiter erhöht sich weiter

Nach den neuesten Plänen wolle Siemens in Ungarn einen eigenen Standort errichten, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bocholt, Heinz Cholewa.

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  • dpa

Der Druck auf die Beschäftigten der von Arbeitsplatzverlagerungen bedrohten Siemens-Standorte in Bocholt und Kamp-Lintfort hat sich weiter erhöht. Nach den neuesten Plänen wolle Siemens in Ungarn einen eigenen Standort errichten, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bocholt, Heinz Cholewa. Nur so genannte Innovationscenter mit jeweils 900 Mitarbeitern sollen an beiden Standorten erhalten bleiben. Derzeit sind dort knapp 5000 Mitarbeiter mit der Herstellung von Handys und schnurlosen Festnetz-Telefonen beschäftigt.

Eine Entscheidung über die nötigen Investitionen in Ungarn solle bereits im Juli von Vorstand und Aufsichtsrat gefällt werden, sagte Cholewa. Er warf Siemens "Erpressung" vor: "Wir werden hier richtig unter Druck gesetzt, ein betriebswirtschaftliches Problem zu lösen", kritisierte Cholewa.

Im Falle der Standorte Bocholt und Kamp-Lintfort gilt es laut Siemens, im Vergleich mit dem Alternativstandort in Ungarn bei den Arbeitskosten eine Lücke von bis zu 30 Prozent zu schließen. "Siemens will verlagern, wenn sich die Kostensituation in Bocholt und Kamp- Lintfort nicht verbessert", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Ralf Heckmann. Den Plänen zufolge solle das amerikanische Unternehmen Flextronic nur in der Verlagerungsphase vorübergehend Teile der Produktion übernehmen -- bis der eigene Siemens-Standort aufgebaut sei.

Eine von der Gewerkschaft beauftragte Unternehmensberatungsfirma werde mehrere Wochen benötigen, bevor ihre Ergebnisse auf dem Tisch liegen könnten -- trotz des von der Siemens AG aufgebauten Zeitdrucks. Der nächste Beratungstermin mit der Firmenleitung sei Mitte Juni. Der Betriebsrat warnte davor, in vorauseilendem Gehorsam Angebote zu unterbreiten. "Wir dürfen noch nicht den kleinen Finger reichen, sonst nehmen sie die ganze Hand", sagte Heckmann.

Siemens hatte Anfang April bekannt gegeben, Einsparungen und Umstrukturierungen in 7 von 14 Unternehmenssegmenten zu planen. Konkrete Pläne für die Verlagerung von Stellen bestünden für die Mobilfunksparte ICM, für die Festnetzsparte ICN und für die Energieübertragung PTD. Betriebsräte und IG Metall wollen sich in der kommenden Woche bei einem Besuch in Ungarn über die geplanten Produktions-Standorte informieren. (dpa) / (anw)