Mediziner: KI kann in der wissenschaftlichen Forschung lediglich unterstützen

Zwar kann Künstliche Intelligenz auch in der wissenschaftlichen Forschung unterstützen, der Mensch sei bislang aber noch notwendig, findet ein Medizinforscher.

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Frau im Laborkittel schaut durch ein Elektronenmikroskop und ist offensichtlich am Forschen

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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Künstliche Intelligenz kann in der wissenschaftlichen Forschung unterstützen, sie könne menschliches Wissen und Kreativität jedoch nicht ersetzen. Das betonte Jörg Meerpohl, der unter anderem Direktor des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg (für die Cochrane Deutschland Stiftung) und Mitglied der Ständigen Impfkommission ist, auf dem Symposium "50 Jahre Arzneiverordnung in der Praxis". Das berichtet das Ärzteblatt.

Meerpohl sehe demnach auch, dass KI beim wissenschaftlichen Schreiben helfen kann, etwa durch die automatische Erstellung von Tabellen und Grafiken. In der Vergangenheit ist das allerdings auch schon nach hinten losgegangen, wie der Fall einer zurückgezogenen Publikation zeigt, in der die Grafik einer Ratte mit überdimensionalem Penis abgebildet wurde. Daher bleibt das menschliche Fachwissen notwendig, um die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit der Inhalte sicherzustellen. In einem anderen Fall hatten Mediziner auf die Gefahren von durch KI erfundenen Messdaten aufmerksam gemacht.

KI kann bei der systematischen Recherche von Studien helfen, schließlich ist sie schnell darin, große Datenmengen zu verarbeiten. Dennoch gibt es nach Meerpohls Ansicht wesentliche Einschränkungen, speziell in Bezug auf die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, berichtet das Ärzteblatt. Das stelle ein Problem für die Transparenz dar, die in der Wissenschaft bedeutend ist.

Bereits früher wies der Arzt Stefan Streit in einem Interview darauf hin, dass KI nicht auf vollständige und strukturierte Daten angewiesen sei, um Erkenntnisse zu gewinnen. Dies könne zu einer Entkopplung von traditioneller evidenzbasierter Wissenschaft und KI-gestützten Erkenntnissen führen. "Ich bin gespannt, wie Wissenschaftler damit umgehen, wenn es zwei Wahrheiten gibt", sagte Streit. Diese Divergenz zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und KI-gestützter Analyse könnte eine Herausforderung für die zukünftige Forschungslandschaft darstellen.

Pharmafirmen hatten vor Monaten angekündigt, sich in KI-Firmen zu entwickeln. Auch Biontech plant, ein KI-Konzern zu werden und will in Supercomputing, KI-Forschung und generativer KI "Weltklassefähigkeiten" erreichen. Und Gesundheitsminister Karl Lauterbach hofft, ganz im Sinne der Pharmaunternehmen, ebenfalls mit KI und Daten schneller Impfungen für die nächste Pandemie zu erhalten. Das Medizinforschungsgesetz, das kürzlich den Bundesrat passierte, stellt eine wesentliche Säule der Pharmastrategie der Bundesregierung dar. Auf diese Weise sollen Medikamente schneller zur Verfügung stehen und laut Lauterbach auch in Deutschland produziert werden.

(mack)