50 Jahre BMW-Motorradwerk Spandau

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Das Jahr 1980 sollte ein ganz besonderes für BMW werden: In Berlin lief das 250.000 Motorrad vom Band und Rolf Witthöft gewann mit einer 800er-BMW, die von einigen BMW-Ingenieuren in Eigeninitiative aufgebaut worden war, die Enduro-Europameisterschaft in ihrer Klasse. Noch im selben Jahr begann die Serienproduktion der R 80 G/S, die den Grundstein zur erfolgreichsten BMW-Baureihe überhaupt legte. Die G/S (damals noch mit Querstrich zwischen den Buchstaben) leistete zwar nur 50 PS, wog aber auch nur 186 kg trocken. Sie trug als Erste eine Einarmschwinge, durch die der Kardanantrieb lief, von BMW als Monolever bezeichnet. 1983 baute BMW mit der K 100 sein erstes Vierzylinder-Modell. Erneut sah sich BMW auf Grund der hohen Nachfrage gezwungen, eine neue, moderne Montagehalle einzurichten. Diesmal wurden 500 Millionen D-Mark investiert.

Die GS wird zum Bestseller

BMW Motorräder genossen inzwischen wieder den Ruf, innovativ zu sein, nicht zuletzt dank der Einführung des ersten ABS im Motorradbau 1988. Im Jahr 1991 feierte BMW sein einmillionstes Motorrad, davon waren über eine halbe Million in Berlin gefertigt worden. 1995 produzierte BMW zum ersten Mal in der Firmengeschichte mehr als 50.000 Motorräder pro Jahr, die meisten davon waren GS-Modelle. Die Begründerin der Zweizylinder-Reiseenduros entwickelte sich immer mehr zum Bestseller. Nachdem BMW 2003 eine weitere Montagehalle eingeweiht hatte, wurde dort das einmillionste Motorrad gebaut, das im Berliner Werk das Licht der Welt erblickte.

2009 wurde die 500.000. GS produziert und mit der S 1000 RR stellte BMW sein erstes Superbike vor. Aber die Weltwirtschaftskrise beutelte auch BMW und die Produktion brach vorübergehend ein. Doch nur zwei Jahre später konnte die Marke das zweimillionste in Berlin gebaute Motorrad vermelden. Seitdem geht es mit den Verkaufszahlen stetig bergauf. BMW Motorrad besitzt inzwischen auch Produktionsstandorte in Brasilien, Thailand, China und Indien, doch der Standort Berlin agiert als Leitwerk und bildet somit das Rückgrat der weltweiten BMW Motorradproduktion. Auch werden in Spandau von 200 Mitarbeitern jährlich rund sechs Millionen Bremsscheiben für den Pkw-Bau gefertigt.

Drei Millionen BMW-Motorräder

Es wurden weitere Areale um das Werk aufgekauft. 2015 verkündete BMW, zukünftig in den Standort Berlin mehr als 100 Millionen Euro investieren zu wollen. 2100 Mitarbeiter sind heute im Werk beschäftigt. In Spitzenzeiten rollt alle 65 Sekunden ein Motorrad vom Band in Spandau, insgesamt sind es bis zu 800 Einheiten am Tag. 2018 baute BMW über 130.000 Motorräder in Berlin und lieferte sie in 130 Länder. Tendenz für das laufende Jahr: Steigend, dank der neu eingeführten R 1250 GS – sie verkaufte sich bis März allein in Deutschland bereits 3592 Mal. Jetzt konnte BMW zum 50. Jubiläum des Werks Am Juliusturm auch noch die Produktion des dreimillionsten BMW-Motorrads, einer S 1000 RR, verkünden.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind politisch weniger fragil als zum Start der Motorradproduktion in Berlin, wenngleich sie schon einmal von geringerer Lautstärke gezeichnet waren. Dem Motorrad stehen spannende Jahre bevor. In seiner jetzigen Form mit Verbrenner dürfte auch hier – wie beim Auto – der größte Teil seiner Laufbahn bereits hinter uns liegen, mit dem E-Antrieb könnte jedoch eine kaum minder freudvolle noch kommen. BMW scheint diesbezüglich optimistisch zu sein – andernfalls hätte man in das Gelände, Am Juliusturm, kaum derart großflächig investiert. (chlo)