Abgas-Manipulation bei Daimler

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Hofreiter, Fraktionschef der Grünen, forderte eine „andere Verkehrspolitik“ mit Hardware-Nachrüstungen auf Kosten der Autoindustrie, einer blauen Plakette für relativ saubere Autos und „Rückenwind für den öffentlichen Personennahverkehr“. Zudem müsse Scheuer „sämtliche Manipulationen und sämtliche Absprachen zwischen Ministerium und Autoindustrie“ veröffentlichen. „Die Mauscheleien müssen endlich ein Ende haben“, sagte Hofreiter der Neuen Osnabrücker Zeitung (Ausgabe vom 12. Juni 2018).

Was soll nachgerüstet werden?

Sowohl Remmers wie auch Hofreiter ließen allerdings offen, was sie im aktuellen Fall nachrüsten wollen. Die betroffenen Modelle sind mit einem SCR-Kat ausgestattet und dürften über ein Software-Update, das die eingespritzte Adblue-Menge erhöht, relativ einfach niedrigere NOx-Werte erreichen. Nachteil für den Kunden: Er muss öfter Adblue nachtanken. Denkbar wäre natürlich die Nachrüstungen eines zusätzlichen Speicherkats. Doch dabei dürften Aufwand und Nutzen in keinem gesunden Verhältnis stehen.

Die technische Grundlage ist bei einer Abgasnachbehandlung entscheidend. Die meisten Hersteller nutzen zur Reduzierung von Stickoxiden entweder einen Speicher- oder einen SCR-Kat. Ein Speicherkat ist preiswerter und reagiert schon bei vergleichsweise niedrigen Abgastemperaturen. Er muss gegenüber einem SCR-Kat nicht die schlechtere Lösung sein, ist es in der Praxis aber meistens.

Zudem ist ein Speicherkat unflexibel: Stellt ein Sensor einen zu hohen NOx-Eintrag im Rohabgas fest, kann hier nur die AGR-Rate erhöht werden. Mit einem Software-Update wird diese Rate gewissenmaßen dauerhaft etwas höher angesetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Leistung sinkt und der Verbrauch steigt ebenso wie die Gefahr einer Versottung des Ansaugtraktes. Das alles ist bei einem Software-Update für eine Abgasnachbehandlung mit einem SCR-Kat nicht zu erwarten.

(mit Material der dpa) (mfz)