Alles anders: Die Technik der Ducati 1199 Panigale

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Das Straßen-Chassis

Auf der Vorstellung der Maschine anlässlich der Messe Eicma in Mailand stand Ducati also mit tatsächlicher Weltmeistertechnik (denn Casey Stoner hatte damit gewonnen), konnte das aber nicht als solche verkaufen, weil Rossi daran verzweifelte. Das Interessante daran: Es war vollkommen egal. Ducati kann nicht anders, als Rennen zu fahren, aber der Rennsport hat heute keinerlei Auswirkungen auf den Verkauf mehr. BMW hat in der SBK-WM kein einziges Rennen gewonnen und verkauft ihr Superbike S 1000 RR wie warme Brezeln. Aprilia hat die SBK-Weltmeisterschaft mit einem italienischen Fahrer eingesackt und konnte den Erfolg dennoch nichtmal im Heimatmarkt in Erfolg ummünzen. Deshalb konnte Rossi der Attraktivität der Panigale nichts anhaben: Die Leute sahen sie und wollten sie. Natürlich folgte eine Fahrpräsentation, aber auch die war egal, weil die meisten schon bestellt hatten, sobald sie das konnten.

In Serie sieht das Chassis so aus: Ein Aluminium-Hilfsrahmen spannt sich zwischen den Zylindern zum Lenkkopf. Er übernimmt gleichzeitig die Funktion der Airbox (im Motorradbau wird derart integrierte Luftfilterkästen der Begriff "Monocoque" verwendet). Die Schwinge lagert unten im Getriebegehäuse und der Heckrahmen ist auf den hinteren Zylinderkopf geschraubt, auf dem man praktisch sitzt. Der Gewichtsvorteil mit dem verstärkten, tragenden Motor nebst seinen Hilfsrahmen im Vergleich zum damit entfallenden Stahlgitterrohrrahmen beträgt 5 kg. Bei einem Auto hätte sich niemand deswegen so eine Arbeit gemacht, doch in diesem Fall wiegt das Vorgängerfahrzeug Ducati 1198 lediglich 196 kg vollgetankt – bei deutlich weniger Leistung.

Durch Detaileinsparungen an verschiedenen anderen Stellen (Bremsen, Felgen, Verkleidung, Feder-Dämpfer-Elemente) ist das Motorrad im Vergleich zum Vormodell 1198 die magischen 10 kg leichter geworden, die jeder Fahrer sehr deutlich merkt, der überhaupt etwas zu merken in der Lage ist. Es ist damit außerdem rund 20 kg leichter als die handliche Aprilia, der die Duc damit im Geschlängel wegfährt, weil sie jetzt außerdem geometrisch vergleichbar wendig ist. Zusammen mit einer neuen Sitzergonomie, die vorher ebenfalls nicht möglich gewesen wäre, ist die Panigale nicht nur mit sehr geringem Kraftaufwand umzulegen (Wechselkurven), sondern sie macht es Fahrern aller Fertigungsgrade auch einfach wie keine Ducati vorher, schnell Zweizylinder zu fahren.