Ausprobiert: Bremsscheiben schleifen lassen

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Zur Inanspruchnahme eines Schleif-Services müssen Sie in der Lage sein, eine Bremsscheibe zu demontieren und zu montieren. Das beinhaltet den Zugriff auf das nötige Werkzeug inklusive Radständer, Drehmomentschlüssel und passender Gewindekleber für die Montage der reparierten Scheibe. Schrauber-Einsteiger lassen sich bei ihren ersten Arbeiten an der Bremsanlage am besten von einem erfahrenen Kollegen über die Schulter schauen. Zur Versandverpackung der Scheiben eignen sich Pizzakartons. Wegen des Gewichts gut sichern, vor allem bei zwei Scheiben (Doppelscheibenanlagen), damit sie sich nicht gegenseitig beschädigen.

Prozedur ist geheim

Die Werkstatt packt die Scheiben dann aus, schaut auf den beigelegten Zettel und ruft gegebenenfalls noch einmal zurück. Dann kann es je nach Auslastung etwas dauern, bei mir waren es anderthalb Wochen. Als die Scheibe zurückkam, sah sie nicht aus wie neu, sondern neuer. Eine vom Bremsen-Hersteller eingeschliffene Scheibe hat noch eine recht grobe Oberfläche, die der Kunde dann einbremst. Nachgeschliffen wird auf eine Glätte kurz vor Politur. Das schaut recht gut aus. Die genaue Prozedur ist geheim. Herr Lamprecht wollte sich nicht per Fotostrecke in die Karten schauen lassen. Zu viel Arbeit steckt in der Maschine.

Herstellungsschaden

Nach der Montage bremste ich die Scheibe ein. Zunächst lief alles glatt. Dann bemerkte ich jedoch bei steigender Scheibentemperatur ein lautes Schlagen, viel schlimmer als das Rubbeln vorher. Bei der Begutachtung fielen Stege auf, die bei Betriebstemperatur fühlbar höher lagen und damit am Belag anschlugen. Es sah fast aus, als wären die Stege geschweißt. So ein Bremslaufbild hatte weder ich noch die KTM-Werkstatt noch Herr Lamprecht je gesehen. Diese Scheibe hatte also keine kaputte Oberfläche, sondern einen Herstellungsschaden, wie es bei Galfer leider weniger selten ist, als ich mir das wünschen würde. Ich musste also zunächst die Serienscheibe wieder montieren – alles für die Katz.

Den Unterschied zwischen einem Herstellungsschaden, der sich langsam aus dem Stahl schält und einem normalen Heißrubbeln aus Oberflächenveränderungen war für mich vorher nicht erkennbar. Mein Experiment zeigt also das Risiko, das auch Sie bei dieser Reparatur eingehen: Wenn der Fehler in der Herstellung oder sonstwie im Material liegt, haben Sie das Geld umsonst ausgegeben. Dieses Risiko sollten Sie in Ihren Überlegungen einpreisen. Der weitere Vorteil einer neuen Bremsscheibe: Sie können in einer Schrauber-Sitzung die Scheiben tauschen und das Fahrzeug steht nur für die recht kurze Zeit des Scheibenwechsels. (cgl)