DDC ist "der nächste logische Schritt" bei Fahrwerkregelsystemen

BMW bringt dynamische Dämpfung für Motorräder

ABS, ASR, das war es bisher an Fahrwerk­regel­systemen für Motorräder. BMW bezieht unter anderem die Daten dieser Systeme ein, um mit DDC eine situa­tions­abhängige, variable Dämpfung zu realisieren

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  • ggo
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München, 7. Juli 2011 – Fahrwerkregelsysteme für Motorräder haben längst nicht den technischen Stand erreicht, wie man ihn heute von Autos kennt. Das liegt wohl zum einen daran, dass ihre Kosten relativ zum gesamten Fahrzeug mehr ins Gewicht fallen, zumal bei Motorrädern viel geringere Stückzahlen erreicht werden. Bis heute ist es zum Beispiel so, dass ein ABS in der Mittelklasse fast zehn Prozent des gesamten Fahrpreises ausmachen kann. Ein weiterer Grund ist die Fahrphysik, die manches einfach nicht zulässt. Es leuchtet ein, dass zum Beispiel das ESP schlicht daran scheitert, dass es kein linkes oder rechtes Rad gibt, das man gezielt einbremsen könnte.

BMW reitet voran

Im Rahmen der Möglichkeiten ist es derzeit die Firma BMW, die bei Fahrwerkregelsystemen mit Abstand die Nase vorne hat. Es mag damit zusammenhängen, dass der Austausch zwischen der Auto- und Motorradsparte seit Jahrzehnten gepflegt wird, der Wechsel von Experten zwischen diesen Bereichen ist bei BMW durchaus üblich. Wie auch immer – BMW ist es gelungen, bei Motorradfahrern die Akzeptanz für elektronische Fahrwerkshelfer zu steigern. Das ist nicht selbstverständlich, viele Motorradfahrer lehnen den elektronischen "Krimskrams" bis heute eisern ab.

Ein kurzer Rückblick: 1988 brachte BMW mit der K1 erstmals ein Motorrad mit ABS. Seit 2007 gibt es die Antriebsschlupfregelung ASC, die ähnlich wie ein ASR im Auto ein Durchdrehen des Rades verhindert – 2009 folgte die dynamische Traktionskontrolle DTC, bei der auch die Schräglage berücksichtigt wird. 2004 führte BMW das elektronisch einstellbare Fahrwerk ESA ein (Electronic Suspension Adjustment), bei dem der Fahrer per Knopfdruck die Federelemente einstellen kann. Seit 2009 lässt sich zudem bei ESA II die Federrate variieren.

Variable Dämpfung wie im Auto

Nun steht mit DDC (Dynamic Damping Control) die nächste Stufe an, das neue System soll "in naher Zukunft" in den ersten Serienmodellen von BMW zu haben sein. Anders als bei ESA II wird hierbei nicht nur manuell die Federrate und die Dämpfung verstellt, sondern es werden erstmals verschiedene Sensorinformationen einbezogen, um die Dämpfung automatisch zu verstellen – ganz ähnlich also, wie man es bereits von diversen Serienautos kennt. Dort hat die Technik mittlerweile sogar die Kompaktklasse erreicht, bekannte Kandidaten sind hier der VW Golf, der Opel Astra – und der neue BMW 1er.