Better Place will bei Bündnis für Elektroauto-Standards mitmachen

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Von
  • ggo

Das hat sich Shai Agassi, Gründer des Project Better Place, wahrscheinlich anders vorgestellt: Gestern wurde berichtet, dass rund 20 europäische Energieversorger und Autohersteller ein Bündnis zur Vereinheitlichung von Ladestationen eingegangen sind. Schon im April soll demnach geklärt sein, wie Stecker, Zapfsäulen und Anschlussbuchsen für Elektroautos zukünftig aussehen sollen.

Kurz nach Erscheinen meldete sich Agassis deutscher Sprecher Rolf Schumann im Handelsblatt zu Wort: Man hätte es bei Better Place demnach begrüßt, wenn man in die Beratungen einbezogen worden wäre. Das Unternehmen könne sicherlich einen wertvollen, global relevanten Beitrag leisten. Better Place hatte schon mehrmals Erfolge vermeldet, was den Aufbau einer Infrastruktur für Batteriewechselstationen angeht. Mit seinem Konzept will das Unternehmen ein Weiterfahren von Elektroautos möglich machen, deren Batteriekapazität auf längeren Strecken nicht reicht. Da nach heutigen Maßstäben Elektroautos mit Reichweiten über etwa 100 bis 150 km sehr teuer werden, klingt das Konzept der Batteriewechselstationen durchaus interessant.

Nun haben sich aber etablierte Konzerne unter der Führung von RWE und Daimler verbündet und dabei die Mitarbeit von Better Place offenbar nicht gesucht. RWE bestätigte auf Anfrage, dass das US-Unternehmen in der Vergangenheit tatsächlich rege Gespräche mit der Industrie geführt habe – doch bisher wohl ohne durchschlagenden Erfolg. Warum Better Place speziell in Deutschland bisher keinen rechten Einstieg findet, kann man nur mutmaßen – die Beteiligten halten sich dazu natürlich zurück. Vielleicht liegt es daran, dass sich Energiekonzerne und Autobauer nicht von einem Außenseiter die Butter vom Brot nehmen lassen wollen. Vielleicht fürchten sie aber auch zusätzliche Standardisierungsprobleme: Denn über die Ladeeinrichtungen hinaus müsste man sich für ein Netz von Tauschstationen auf wenige, standardisierte Batterietypen einigen – das würde Entwicklern und Marketingleuten in der Autoindustrie nicht gefallen.

Dr. Wolfgang Steiger von Volkswagen bezweifelte in einem Interview im vergangenen Jahr zudem, dass der Tausch von Batterien überhaupt ohne Weiteres zu bewerkstelligen sei, zumal es erheblich die Gestaltung der Karosseriestruktur beeinflussen würde. Und schließlich scheint in letzter Zeit das Konzept der Range Extender an Zustimmung zu gewinnen, also Elektroautos, bei denen ein Zusatzaggregat mit Verbrennungsmotor zur Not Strom erzeugt, wenn die elektrische Energie zur Neige geht.

Dass alles bedeutet für Better Place nicht unbedingt das Aus – zumal in anderen Regionen nicht dieselben Anforderungen herrschen wie in Europa. Dass das Gemeinschaftsprojekt mit Renault in Israel funktionieren kann, scheint durchaus plausibel: Dort sind die Strecken kurz und die Bedingungen zur Erzeugung regenerativer Energie gut. Better Place abzuschreiben, wäre allein schon deshalb zu einfach, weil es derzeit zu viele neue Ideen rund ums Elektroauto gibt, welche die Spielregeln jederzeit ändern können. Wie wäre es zum Beispiel, Fahrzeuge während der Fahrt zu laden? Eine Oberleitung wäre dabei ja nicht die einzige Möglichkeit. Genau solche Ideen könnte aber zum Problem für Agassi werden. Die Vorstellung, dass an Ladestationen ein Betrieb herrscht wie bei der Containerverladung, mutet nicht wirklich effizient an. (ggo)