„Better Place“ rechnet sich Chancen in Deutschland aus

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Von
  • ggo

Gestern verkündete „Better Place“, einen neuen Verhandlungserfolg: Der „weltweit erste Betreiber einer landesweiten Infrastruktur für Elektrofahrzeuge“ habe zusammen mit dem dänischen Energiekonzern DONG Energy rund 103 Millionen Euro in Form von Kapital und Anleihen gesichert, um damit eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Im März 2008 hatte Dänemark mit Better Place als zweitem Land nach Israel eine Kooperation zur Einführung einer Infrastruktur zum Betrieb von Elektrofahrzeugen vereinbart.

Laut Handelsblatt peilt Better-Place-Chef Shai Agassi nun sogar den deutschen Markt an, wagt sich damit gewissermaßen in die Höhle des Löwen. Der für Deutschland zuständige Projektleiter Rolf Schumann sehe gute Chancen für einen Markteinstieg hierzulande: „Wir werden in diesem Jahr auf jeden Fall zu einer Entscheidung kommen, ob und wann Better Place in Deutschland starten wird“ – ein schöner Satz. So habe es bereits sehr interessante Gespräche mit der Politik und mit Branchenvertretern gegeben. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) habe Better Place sogar angeboten, Kontakte mit Stromversorgern und anderen Entscheidern der Wirtschaft zu vermitteln.

Wenn Better Place Vereinbarungen dieser Art gelingen sollten, müssten sich nach Meinung des Handelsblatts Autohersteller wie Daimler, BMW und VW auf neue Konkurrenz bei stromgetriebenen Fahrzeugen einstellen. Bisher trifft vor allem das Konzept der Tauschstationen für Antriebsbatterien bei Vertretern der deutschen Autoindustrie auf Skepsis. Doch eines unterscheidet Deutschland ohnehin von Israel oder Dänemark: Die Automobilindustrie kooperiert hier bereits mit den großen Stromversorgern. So führt zum Beispiel Daimler einen Feldversuch für Elektrofahrzeuge mit RWE durch, VW kooperiert mit Eon und BMW hat sich mit Vattenfall verbündet. In diesen Projekten geht es unter anderem darum, Elektrofahrzeuge zu erproben und Ladekonzepte zu entwickeln – an Wechselstationen für Batterien ist dabei nicht gedacht.

Deutschland wird für Shai Agassi wohl ein harter Brocken. Denn mehr noch als in Ländern ohne eigene Automobilindustrie mag man hier fragen, welchen sinnvollen Beitrag Better Place eigentlich leisten kann. Warum sollten die Stromversorger oder Autobauer Shai Agassi mitspielen lassen? Insofern ist es für Better Place sicher sinnvoll, erstmal über das ob und wann zu entscheiden, aber das auf jeden Fall. Da kann man nicht viel falsch machen und einfach mal abwarten, wie die deutsche Industrie reagiert – wenn sie es überhaupt tut. (ggo)