Die Firma Mindset stellt ein neuartiges Hybridfahrzeug vor

Bewusstseinswandel: Schweizer erfinden das Hybridfahrzeug neu

Schweizer Querdenker: Die Firma Mindset macht mit einem ungewöhnlichen Hybridfahrzeug auf sich aufmerksam. Einer der Motoren kann bei Bedarf zu Hause bleiben, aber nicht nur dann versprechen die Schweizer beste Verbrauchswerte und geringe Emissionen

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  • gh
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St. Niklausen (Schweiz), 14. Februar 2008 – Spätestens seit Nicolas Hayek 1994 zusammen mit Daimler-Benz das Smart-Projekt begründete, wissen wir, dass man aus der Schweiz quergedachte Automobilkonzepte erwarten darf. Und nun macht die Schweizer Firma Mindset mit einem ausgeklügelten Hybridfahrzeug mit herausnehmbarem Verbrennungsmotor auf sich aufmerksam. Richtig gelesen: Einer der Motoren kann bei Bedarf zu Hause bleiben. Für das Design des Wagens verantwortlich: der ehemalige VW-Chefdesigner Murat Günak.

Duales serielles Antriebskonzept

Mindset setzt beim Antrieb des Plug-in-Hybridfahrzeugs auf einen 95 PS starken Elektromotor und einen 24 PS starken, benzinbetriebenen Verbrennungsmotor. Als Plug-in-Hybrid kann das Fahrzeug auch über eine Haushaltssteckdose aufgeladen werden. Als Hauptenergiespeicher soll eine Lithium-Ionen-Batterie aus europäischer Produktion dienen, deren Kapazität für eine Reichweite von 100 Kilometer gut ist. Innerhalb von zwei Stunden soll sie komplett wiederaufladbar sein. Wer mehr bewältigen will als nur Stadtverkehr und Pendeln, kann sich den Verbrennungsmotor einbauen. Der kompakte Zweizylinder-Motor mit 600 bis 800 Kubikzentimeter Hubraum muss nicht unbedingt mitfahren. Er kann per Knopfdruck ein- und ausgebaut werden. Allerdings braucht man für das 100 Kilogramm schwere Aggregat einen Unterstellplatz. Aus diesem Grunde denkt Mindset auch darüber nach, den Motor bei Bedarf in Werkstätten leasen oder mieten zu lassen.

Bis zu 800 Kilometer Reichweite

Der Verbrennungsmotor betreibt ausschließlich einen Generator, welcher den Akku lädt. Mit dem Tankinhalt von 30 Litern sind dann laut Hersteller bei einem Verbrauch von 3,8 Liter pro 100 Kilometer bis zu 800 Kilometer Reichweite drin. Aus diesem Grunde heißt das kleine Verbrennungsaggregat bei den Schweizern auch „Range Extender“ – Reichweiten-Erweiterer. Während das Verbrennungsaggregat im Heck des Fahrzeugs Platz findet, kommt der Elektromotor im vorderen Teil des Fronttrieblers unter. In der Mitte des „Mindset“ getauften Modells sitzt die Batterie im vollverkleideten Fahrzeugboden.

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Günstig?

Im Elektromodus kommt der Wagen emissionsfrei voran, bei Einsatz des Verbrennungsmotors entstehen bescheidene 70 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer – beim Toyota Prius beispielsweise sind es schon 104 Gramm CO2 pro Kilometer. Zur guten Ökobilanz soll auch ein besonders effizientes Bremsenergie-Rückgewinnungssystem beitragen, das die Bremsenergie nahezu vollständig zurückführt. Optional kann der Käufer noch Solarpanele aufs Dach des Fahrzeugs setzen lassen, was dann ein paar kostenlose Kilometer Fahrt pro Tag ermöglichen würde. Aber auch so kommen laut Hersteller weniger als zwei Euro Energiekosten pro 100 Kilometer zustande.

Design von Ex-VW-Designchef Murat Günak

Chef von Mindset ist der ehemalige Designchef von VW, Murat Günak. Er hat den Wagen als so genanntes Commuter-Car konzipiert – die deutsche Übersetzung für Pendlerfahrzeug hört sich offenbar nicht sexy genug an. Hohe schmale Räder der Dimension 155/60 R22 auf 4,5J x 22 und eine schlanke Karosserie kennzeichnen den Auftritt des Mindset. Die leichte Konstruktion besteht aus einer Aluminiumstruktur und Verbundwerkstoffen. So wiegt der Wagen gerade mal 900 Kilogramm. 300 Kilogramm Zuladung sind drin, mit ausgelagertem Verbrennungsmotor noch ein bisschen mehr. Das 2+2-Coupé bietet sowohl vorne als auch hinten mit jeweils einer durchgehenden Sitzbank insgesamt vier Passagieren Platz. Das Kofferraumvolumen des bis zu 140 km/h schnellen Wagens wurde bisher noch nicht ermittelt, eine klassische Kofferraumklappe hat der Wagen nicht. Da der Verbrennungsmotor im Heck sitzt, liegt die Ladefläche sehr hoch.

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Ab 2009 zu haben

Geht es nach den ehrgeizigen Plänen der Schweizer, wird der Mindset im Herbst 2008 als Prototyp zur Verfügung stehen und im Laufe des Jahres 2009 in den Verkauf kommen. Zurzeit geht der Hersteller von einem Preis um die 50.000 Euro für den Kompaktwagen aus. Allerdings wird dieser Preis wesentlich von den Kosten für den Lithium-Ionen-Akku beeinflusst. Fallen hier die Preise, könnte der Wagen erheblich billiger werden.

Der Mindset von Mindset

Das Schweizer Unternehmen Mindset mit Sitz in St. Niklausen bei Luzern wurde im Juli 2007 gegründet. Ziel der Firma ist es, emissionsarme Fahrzeuge zu entwickeln und zu produzieren. Für die Produktion des ersten Modells der Schweizer, den Mindset, sollen Überkapazitäten der etablierten Autohersteller genutzt werden.