Citroën Ami 6: „La Ligne en Z“ zwischen Ente und Göttin

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Es gab also viel nachzubessern. Auf dem Autosalon in Paris 1961 wurde beispielsweise deutlich, dass der nur 0,5 Millimeter dicke Stahl zu schnell nachgab. Immer wieder hinterließen Besucher, die sich gegen ein Auto lehnten, Dellen in der Karosserie. Und während im Werk die Dicke hektisch auf 0,7 Millimeter erhöht wurde, tauschte das Messe-Team jeden Abend die zerbeulten Fahrzeuge gegen neue aus.

Ein Ami 6 für die First Lady

Der Autosalon, ohnehin ein Heimspiel für die französischen Hersteller, geriet dennoch zum Erfolg. Denn niemand geringeres als Yvonne de Gaulle bekam auf dem Autosalon den ersten Serien-Ami-6 überreicht und war damit die erste Kundin. Das lag in der Familie. Auch ihr Gatte, Charles de Gaulle, war glühender Citroën-Fan.

Doch abseits solcher Marketing-Coups hatte das Gesamtpaket so seine Probleme. Denn zum einen wurde der Ami 6 auf den Straßen Frankreichs von der Ente überholt, was schon peinlich genug war, aber es gab ja mit dem Renault 4 auch noch Konkurrenz aus dem eigenen Land. Der Renault 4 erschien quasi zeitgleich auf dem Markt, richtete sich an das gleiche Publikum, hatte aber zwei Vorteile: einen stärkeren Motor und eine Kombi-Version.

Was dem Erfolg des Citroën Ami 6 keinen Abbruch tat. In den ersten fünf Monaten wurden 19.000 Fahrzeuge verkauft. Im ersten vollen Geschäftsjahr (1962) waren es 85.000 Stück (und 106.000 im Jahr 1963). Trotz des Erfolgs wurde ein Update fällig. Die Motorleistung kletterte bereits 1963 auf 24,5 PS, gleichzeitig speckte der Wagen ganze 60 Kilogramm ab und auch eine Kombi-Version, der Ami Break, wurde 1964 vorgestellt.

Hey-Days und Ende

Änderungen, die zu den Hey-Days des Autos führen sollten. 1965 wurden 110.000 Break und 48.000 Limousinen verkauft. Als die Fertigung des Autos 1969 eingestellt wurde, hatte Citroën eine Million Ami 6 verkauft (beide Karosserie-Varianten zusammengezählt). Wie damals in Frankreich nicht unüblich entstanden diverse Sonderaufbauten. So gab es das Fahrzeug unter anderem Krankenwagen.

Der Ami 8 war der offizielle Nachfolger. Limousine und Kombi kamen 1969 auf den Markt – allerdings mit einer geglätteten Karosserie. Es entstanden sogar 300 Prototypen mit Wankelmotor.

Der Citroën Ami 6 war ein Überraschungserfolg – wenn auch mit Startschwierigkeiten – der im Schatten des legendären 2CV, unterhalb der verehrten DS und neben dem kultigen HY schnell vergessen wird. Das soll nicht mehr passieren. (fpi)